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In dieser Woche kann man nicht einfach launig über Wein plaudern, mir jedenfalls fällt das schwer.
In Japan hat die Erde gebebt und das lässt uns sprachlos. Bis auf die üblichen Betroffenheitsphrasen in der Presse. Wo war die Regierungserklärung, die unsere Solidarität mit dem japanischen Volk in dieser schweren Zeit bekräftigte? Wo waren die Gedenkgottesdienste, die Lichterketten und die Schweigeminuten - für Japan - nicht gegen die deutschen AKW? Noch bevor unsereins das ganze Ausmaß der Katastrophe begriffen hatte, hat Frau Merkel es schon genutzt und noch schnell ein bisschen am Euro rumgeschraubt. Und diese wehleidigen Journalistenfragen, die als erstes die quotenwirksam kritische Frage stellten "und was bedeutet das für uns hier", die wir tausende Kilometer entfernt sind, noch bevor die Frage geklärt ist, was es für die Japaner bedeutet. Aber ich mag hier nicht politisieren, ich hab mich manchmal einfach nur geschämt.
Ich kann mich nur in aller Hochachtung und Demut vor den Japanern verneigen und der Art, wie ruhig ja fast unspektakulär sie mit dieser Katastrophe umgehen. Man sieht auch im größten Chaos Menschen, die geduldig Schlange stehen, um das wenige an Lebensmitteln zu kaufen, was sich noch in den zerstörten Supermärkten befindet. Man liest weder von Massenpanik noch von Plünderungen. Haben wir "aufgeklärte Europäer" doch oft diese "zwanghaft kollektiven Japaner" ein wenig bemitleidet, für die das individuelle Glück, der persönliche Erfolg nie den Stellenwert hatten, wie in unserer westlichen Werteskala. Jetzt erweist sich das Gerüst aus kollektiver Intelligenz und den Werten des Shintoismus und Buddhismus als hilfreich zur Aufrechterhaltung der Ruhe und vielleicht auch zur Bewältigung des Traumas.
Man kann nur hoffen, dass das Unmögliche möglich wird, dass es vielleicht doch nicht zum Allerschlimmsten kommt und dass der Aufbau schnell vorangeht. Was die Menschen dort erlebt haben, wird sie seelisch, körperlich und materiell für den Rest ihres Lebens zeichnen. Was immer für eine Macht oder Gottheit oder Schicksal für sie zuständig ist, es sei ihnen gewogen.
Gestern ist mir ein Stück einer der kreativsten Rockgruppen unserer Zeit wieder eingefallen, lange hatte ich es vergessen, nun ist es auf einmal wieder da, wieso gerade jetzt?, aber vielleicht passt es: "Epitaph" von King Crimson, die Band mit dem immer wieder wechselndem Personal um den genialen Robert Fripp, der dem Erfolg misstraute, sobald er sich einstellte.
Between the iron gates of fate,
The seeds of time were sown,
And watered by the deeds of those
Who know and who are known;
Knowledge is a deadly friend
When no one sets the rules.
The fate of all mankind I see
Is in the hands of fools.
Früher einmal hat man den Narren größte Weisheit zugestanden, hoffen wir, dass die zeitgenössischen Narren noch ein wenig davon besitzen und mit all ihrem Wissen die richtigen Regeln aufstellen.
Und damit zurück zum Alltag und einem Alltagswein, aber schon von der besseren Sorte, einem Wein, den man sich nach einem arbeitsreichen Tag gönnt, um abzuschalten und den Tag Revue passieren zu lassen, um nachzudenken oder auch einfach nur die Gedanken schweifen zu lassen
2007 Copa Santa
Domaine Pierre Clavel, Coteaux du Languedoc
Eine Cuvée aus den klassischen Rebsorten des Midi Syrah, Grenache und Mourvèdre , von dunklem Granatrot mit violetten Reflexen, in der Nase die Gewürze der Garrigue, gekochte Früchte, am Gaumen muskulös, dicht, leidlich elegant, Beerenaromen, reife Schwarzkirsche, Bitterschokolade, Mineral, erdig, recht langer Abgang. Das ist ein Wein, der wärmt Leib und Seele, der tröstet und erfreut, kein ganz Großer, aber ein ganzer Kerl, ein guter Kumpel, so einer, mit dem man auch zusammen schweigen kann.
Prost!
In Japan hat die Erde gebebt und das lässt uns sprachlos. Bis auf die üblichen Betroffenheitsphrasen in der Presse. Wo war die Regierungserklärung, die unsere Solidarität mit dem japanischen Volk in dieser schweren Zeit bekräftigte? Wo waren die Gedenkgottesdienste, die Lichterketten und die Schweigeminuten - für Japan - nicht gegen die deutschen AKW? Noch bevor unsereins das ganze Ausmaß der Katastrophe begriffen hatte, hat Frau Merkel es schon genutzt und noch schnell ein bisschen am Euro rumgeschraubt. Und diese wehleidigen Journalistenfragen, die als erstes die quotenwirksam kritische Frage stellten "und was bedeutet das für uns hier", die wir tausende Kilometer entfernt sind, noch bevor die Frage geklärt ist, was es für die Japaner bedeutet. Aber ich mag hier nicht politisieren, ich hab mich manchmal einfach nur geschämt.
Ich kann mich nur in aller Hochachtung und Demut vor den Japanern verneigen und der Art, wie ruhig ja fast unspektakulär sie mit dieser Katastrophe umgehen. Man sieht auch im größten Chaos Menschen, die geduldig Schlange stehen, um das wenige an Lebensmitteln zu kaufen, was sich noch in den zerstörten Supermärkten befindet. Man liest weder von Massenpanik noch von Plünderungen. Haben wir "aufgeklärte Europäer" doch oft diese "zwanghaft kollektiven Japaner" ein wenig bemitleidet, für die das individuelle Glück, der persönliche Erfolg nie den Stellenwert hatten, wie in unserer westlichen Werteskala. Jetzt erweist sich das Gerüst aus kollektiver Intelligenz und den Werten des Shintoismus und Buddhismus als hilfreich zur Aufrechterhaltung der Ruhe und vielleicht auch zur Bewältigung des Traumas.
Man kann nur hoffen, dass das Unmögliche möglich wird, dass es vielleicht doch nicht zum Allerschlimmsten kommt und dass der Aufbau schnell vorangeht. Was die Menschen dort erlebt haben, wird sie seelisch, körperlich und materiell für den Rest ihres Lebens zeichnen. Was immer für eine Macht oder Gottheit oder Schicksal für sie zuständig ist, es sei ihnen gewogen.
Gestern ist mir ein Stück einer der kreativsten Rockgruppen unserer Zeit wieder eingefallen, lange hatte ich es vergessen, nun ist es auf einmal wieder da, wieso gerade jetzt?, aber vielleicht passt es: "Epitaph" von King Crimson, die Band mit dem immer wieder wechselndem Personal um den genialen Robert Fripp, der dem Erfolg misstraute, sobald er sich einstellte.
Between the iron gates of fate,
The seeds of time were sown,
And watered by the deeds of those
Who know and who are known;
Knowledge is a deadly friend
When no one sets the rules.
The fate of all mankind I see
Is in the hands of fools.
Früher einmal hat man den Narren größte Weisheit zugestanden, hoffen wir, dass die zeitgenössischen Narren noch ein wenig davon besitzen und mit all ihrem Wissen die richtigen Regeln aufstellen.
Und damit zurück zum Alltag und einem Alltagswein, aber schon von der besseren Sorte, einem Wein, den man sich nach einem arbeitsreichen Tag gönnt, um abzuschalten und den Tag Revue passieren zu lassen, um nachzudenken oder auch einfach nur die Gedanken schweifen zu lassen
2007 Copa Santa
Domaine Pierre Clavel, Coteaux du Languedoc
Eine Cuvée aus den klassischen Rebsorten des Midi Syrah, Grenache und Mourvèdre , von dunklem Granatrot mit violetten Reflexen, in der Nase die Gewürze der Garrigue, gekochte Früchte, am Gaumen muskulös, dicht, leidlich elegant, Beerenaromen, reife Schwarzkirsche, Bitterschokolade, Mineral, erdig, recht langer Abgang. Das ist ein Wein, der wärmt Leib und Seele, der tröstet und erfreut, kein ganz Großer, aber ein ganzer Kerl, ein guter Kumpel, so einer, mit dem man auch zusammen schweigen kann.
Prost!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love