Heute im Glas ..... 2007 Copa Santa, Pierre Clavel

Hallo zusammen,

zum La Copa Santa 07 möchte ich sagen, dass es einer der besten ist, die ich kenne. Frühere Jahrgänge haben mich selten angesprochen. Auf Empfehlung von avatar habe ich doch noch mal welchen bestellt (2007er) und das war gut so. Ist schon ein ausgezeichneter Wein, der mich auch in der Feinheit überzeugt hat.

Zum anderen Thema - Japan:
Man darf es durchaus bewundern, wie in Japan mit der Situation umgegangen wird. Aber ist dies nicht auch eine Problem? Erdulden, ertragen ist nicht nur positiv (damit will ich das Positive aber nicht verleugnen). Verändern kann man nicht durch erdulden. Verändern heisst Widerstand zeigen. So wie in den 80ern, als viele Menschen verhindern konnten, dass bei Schwandorf, Bayern ein AKW gebaut wurde.

Dass jetzt eine Umkehr der Atompolitik in Teilen Europas und der Welt geschieht, passiert wohl auch, weil die Bevölkerung es so will (sonst geht sie auf die Strassen und bildet kilometerlange Ketten). Und die wahlstimmengierigen Politiker wollen das beste für ihre Machterhaltung oder -gewinnung daraus machen Das erschreckt mich: Eine Katastrophe in Japan und plötzlich sehen unsere "Weisen" alles anders. Was haben uns diese "Weisen" bisher verkauft und plötzlich ist jetzt alles anders? Wie dumm verkaufen uns die Politiker? Das einzig positive aus der Katastrophe sehe ich in der öffentlichen Wahrnehmung (in Deutschland, Frankreich, Schweiz und selbst in China und auch der greise Berlusconi wird einlenken oder gehen). Jetzt wird es hoffentlich eine grundlegende Änderung geben, trotz der Atom-Lobby, die in Wirtschaft und Politik sitzt (über die Verknüpfung von Wirtschaft und Politik will ich mich gar nicht weiter auslassen). Die Gefahr des Aussitzens in D. sehe ich nicht. Das Aussetzen der Verlängerungsfrist wird sich als dauerhaft erweisen! Zu krass werden die Auswirkungen (leider) in Japan sein. Tschernobyl hat (leider) nicht ausgereicht.

Ist es nicht verständlich, dass man hier auch berichtet, welches Ausmass die Katastrophe für Deutschland/Europa hat? Hat nicht die hiesige Bevölkerung ein berechtigtes Interesse daran? Ich meine schon, bei all dem Mitleid, welches ebenso verständlich ist. Dies muss nichts damit zu tun haben, dass kein Mitleid mit Japan existiert. Die Menschenketten zeigen Widerstand gegen AKW - nicht nur in Deutschland.

@susa: Finde es toll, dass Du dies ansprichst. Wir sind nicht grundlegend auseinander, selbst wenn ich Deine Meinung teils auch von einer anderen Seite betrachte.

[susa]

Wolfgang ich gebe Dir recht, sowohl was den 2007 Copa Santa angeht (der für mich in allen Jahrgängen eher zu den Spaßweinen gehört, wo man nicht unbedingt lange drüber sinnieren muss, sondern rein ins Glas und weg damit - muss auch mal sein) als auch was Deine Anmerkungen zu Japan angeht. Das Thema ist so komplex, das lässt sich nicht mit ein paar Worten abhandeln.

Und ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn die Regierung gleich mit schonungsloser Offenheit alle worst cases verkündet hätte; im Moment ist es auch deren Aufgabe, möglich Ruhe zu halten; Massenpanik und Tumult nützt jetzt niemandem. Die Qualität der japanischen Politik wird sich erst in der Aufarbeitung des Geschehenen zeigen.

lieben Gruß
susa

Hallo Susa,

zum Wein kann ich leider nichts sagen - aber dass keine Mahnwachen und Schweigeminuten für die japanischen Mitmenschen (im besten Sinne des Wortes!) stattgefunden haben, stimmt nicht. Da ich selber teilgenommen hatte, kann ich das sagen. Dass diese nicht medienwirksam ausgeschlachtet werden ist ein ganz anderes Kapitel dieser traurigen Geschichte.

Liebe Grüße
Christian

[susa]

Danke für die Korrektur Christian, so wollte ich es verstanden wissen.

lieben Gruß
susa

Nur ein kleiner Einwurf: Bei Schwandorf (genau Wackersdorf) in der Oberpfalz sollte kein AKW gebaut werden, sondern die Wiederaufbereitungsanlage.

Und die wahlstimmengierigen Politiker wollen das beste für ihre Machterhaltung oder -gewinnung daraus machen

Das ist für mich platte Polemik und Politikerbashing, in einer Demokratie ist die Gewinnung von Wahlstimmen für einen Politiker schlicht notwendig. Das wäre so, wie wenn man einem Manager das Streben nach Gewinn vorwirft. Man kann gern über die Art und Weise der Wahlstimmengewinnung streiten und ob man die dadurch gewonnene Macht auch zum Wohl des Landes eingesetzt hat. Aber der Versuch Stimmen und damit Macht zu gewinnen ist einem Politiker nicht vor zu werfen.

Hallo Armin,

man reisse etwas aus dem Zusammenhang, zitiere es und nennt es dann Bashing.

Hallo Armin,

auch einem Manager kann man durchaus das Streben nach Gewinn vorwerfen, wenn es Rücksichtslosigkeit beinhaltet und genauso kann man Politikern ihre Machtgeilheit vorwerfen, denn letztendendes- und das darf man niemals vergessen- haben sie ( oder sollten sie) ihr Volk zu vertreten, was naiv klingt, aber so sein sollte. Ich kann und will ihnen ihr Verhalten vorwerfen, dass "was stört mich mein Geschwätz von gestern", lasse ich maximal einen Franz Beckenbauer durchgehen, da erwarte ich auch nicht mehr, aber eine Bundeskanzlerin und ihr Anhang sollte schon mehr zu bieten haben.

Gruß

Ralf

Vor dem Copa Santa bin ich aber im Regal abgebogen, um mal den "Bonne Pioche" aufzumachen, mit dem 2009er eine neue Clavel - Creation aus Syrah, Grenache, Mouvèdre. Nach drei Stunden offen im großen Glas entwickelt der einen ausgesprochenen Trinksog, eine gewisse Lust auf fruchtwürzige Kraft vorausgesetzt. Nase wie ein krossgegrilltes Pfeffersteak mit Brombeersoße, herrlich intensiv, im Mund saftige Fülle, zwar recht weich aber nicht ohne frischen Biß, schmeckt einfach, für knapp über 10€ top.

Diese Aussage zum "Bonne Pinoche" kann ich weitgehend bestätigen. Es handelt sich um einen hedonistischen, im besten Sinne eingängigen Tropfen, der mir aber gleichzeitig sehr *komplett* vorkommt, denn so besonders *weich* finde ich ihn gar nicht. Eine ordentliche Gerbstoffstruktur ist schon vorhanden. Hier meine Notiz:



Sehr viel Rotwein fürs Geld! Ich bin mir nur bezüglich des Reifeverhaltens nicht sicher und würde einen Südfranzosen, der jetzt schon so viel Freude macht, nicht unbedingt noch fünf Jahre herumliegen lassen.

Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

Deine Notiz erinnert mich an den Martell, den Clavel als weiche, fokussierte, schnell zugängliche Variante des Copa Santa über mehrere Jahre vertrieben hat - bis er den gepachteten Weinberg zurückgeben musste. Der Pic Saint Loup scheint diese Lücke zu füllen.

Grüße,

wolf

P.S. Ãœbrigens in den letzten drei Tagen im Glas:

[susa]

.....Einzige Kritik: Kommt wieder mit Korken statt wie der Jahrgang 2007 mit Drehverschluss daher.

Anlässlich eines Treffens mit ein paar französischen Winzern bei einem Bekannten wurde auch dieses Thema diskutiert und die meinten übereinstimmend, dass der Drehverschluss in Frankreich kaum Akzeptanz habe, man habe deutliche Umsatzrückgänge feststellen können, weswegen viele Winzer dort vom Drehverschluss wieder abkämen. Ein bisschen schienen sie die deutschen Kollegen zu beneiden, bei denen sich der Drehverschluss inzwischen gut durchgesetzt hat.

lieben Gruß
susa