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Auf ein Glas ..... 2011 Rosamunde, Anthony Hammond

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2011 Rosamunde, Anthony Hammond

BeitragDi 7. Jan 2014, 10:16

Heutzutage stöhnt man allenthalben, es gäbe ja keine "echten Typen" mehr, keine wirklichen Individuen, niemand mehr, der sich gestatte außerhalb herrschender informeller Normen zu denken und zu handeln.

Beim Fußball wird bedauert, Persönlichkeiten wie Ente Lippens (Schiedsrichter: "Herr Lippens, ich verwarne Ihnen!" – "Herr Schiedsrichter, ich danke Sie!") oder George Best ("I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered.") die gäbe es nicht mehr, nur noch solche Sonnenbankkrakeeler wie Tim Wiese oder Musterknaben wie Philip Lahm.

Oder in der Politik. Wo gibt es noch Redner vom Format eines Herbert Wehner ("einstudierter Pharisäer"), die keiner verbalen Keilerei aus dem Weg gehen. Heute singt Frau Nahles widdewiddewitt auf hohem Fremdschämniveau.

Selbst die Debatte unter Intellektuellen verflacht zusehends. Wenn der Herr Richard David Precht nun schon zu den Philosophen gezählt wird, dann höre ich die Grab-Rotationsbewegungen von Plato über Descartes. Und wo sind die Nachfolger von Qualtinger und Wildgruber?

In der Weinwelt kann man ja fast dankbar um die wohl dosierte Skurrilität eines Stuart Pigott sein (die sich hauptsächlich in der Wahl farbenfroher Oberbekleidung äußert), ein kleiner frischer Lufthauch innerhalb der besserwisserischen Ernsthaftigkeit all der professionellen und semiprofessionellen Punkte und Beschreibungen wie "Überextraktion mit offensiv rumtopfiger Frucht", was natürlich nichts anderes sein kann als kalifornisch, also amerikanisch und amerikanisch ist, das weiß hier jedes Waldorfkindergarten-Kind, schlecht und grundübel: Tea Party, Holzchips im Wein, Fastfood.

Vom Klimek will ich jetzt gar nicht anfangen, sonst heißt es noch, ich bin befangen. Dennoch sei mir die Bemerkung gestattet, dass sein Weggang vom Schiff eine Lücke reißen wird, die den ollen Kahn ordentlich ins Trudeln bringen wird. Und die wohl dosierte Provokation, die eloquente Schreibe und die kleinen Rüpeleien, die werden fehlen. Und dann ist das Weinweltmeer um eine spannende Publikation ärmer. Und das kann der Würtz alleine einem auch nicht alles ersetzen.

Zurück zum Thema:

So ist es dem guten Anthony Hammond auch gegangen und der ist ja nun wirklich ein ganz Lieber. Aber natürlich durfte (darf?) ein Wein weder Rosamunde, Sugar Babe, Kick Starter noch Wild Thing heißen, zumindest nicht in Deutschland, und z.B. in kleine Fläschchen abgefüllt werden, die auch als Stubby bekannt sind. Und diese quietschigen Farben (also nicht vom Wein, sondern von den Etiketten und Flaschen).

Und dann sind die ja alle zu süß, die Hammond-Weine. Oder auch nicht süß genug, jedenfalls so nicht, so so …. so knallig. Und was will ein Amerikaner überhaupt im Rheingau. Und eigentlich ist er ja noch nicht mal ein richtiger Amerikaner, noch nicht mal das.

Inzwischen hat sich die Sache ein wenig gelegt, warten wir also noch ein paar Jahre ab, dann machen noch ein paar mehr Leute so was und dann gewöhnt sich auch die "Elite" dran, die Lordsiegelbewahrer (… also ich hab ja nichts gegen Anthony Hammond, aber …) des einzig Wahren, Guten und Schönen. Denn was irgendwann mal Avantgarde, Provokation und Innovation war, ist später dann normal und gehört zum Alltag (die Rolling Stones können ihr gesamtes Liedgut davon singen), oder es ist weg vom Fenster …

2011 Rosamunde
Garage Winery, Anthony Hammond, Rheingau


Ich bin froh, dass es Rosamunde gibt. Erstens ist Rosamunde in wirklich feiner Rosé, der, wie es sich gehört, nach Frühlingsfrüchten (also Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen) schmeckt und weich und rund schmeichelnd am Gaumen liegt, zarte florale Noten und hintenraus ein wenig süß, so wie ein zarter Maientag. Mehr ist nicht und mehr braucht es auch nicht.

Und außerdem brauche ich ein paar Rosés im Jahr, denn seitdem damals (die Älteren unter Euch erinnern sich) nach einem selbst von Herrn susa standhaft genossenen Roséweins unsere ruhmreiche Borussia den kaum abwendbar scheinenden Abstieg noch verhindert hat (das war ursächlich, davon sind wir überzeugt), seitdem haben wir für Notfälle immer ein paar Flaschen Rosé im Haus. Und in diesem Falle schmeckt die "Medezän nächt bettär" sondern "söß" und durchaus beschwingt.

Für den 24.01. liegt eine Flasche Rosé bereit (nur so für alle Fälle, also nicht, dass wir sie so ganz dringend brauchen würden ;) ).
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love

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