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Auf ein Glas ..... 2010 Château de Beaucastel

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2010 Château de Beaucastel

BeitragDi 10. Dez 2013, 08:18

Lange dauert es ja nicht mehr, dann ist auch dieses Jahr wieder rum. Da wird es höchste Zeit, dass die beliebten Bestenlisten zusammengestellt werden: Mann/Frau des Jahres, Auto des Jahres, Vogel, Pilz, Baum und Pflanze des Jahres, Spiel des Jahres, Wort und Unwort usw. usw.

Und hier? Nix? Nix!

Kein Wein des Jahres. Kein Winzer des Jahres, weder national noch international. Von Winzerinnen, Nachwuchswinzern, WeinautorInnen, Weinpublikationen, Weingläsern, Korkenziehern ganz zu schweigen. Oder wenigstens die Rebsorte des Jahres, um den Erhalt vergessener authochtoner Rebsorten zu unterstützen.

Herrschaften, das geht doch nicht. Ein Jahresende ohne Listen! Wo es doch nirgendwo mehr ohne Listen geht. Das Wochenendfernsehprogramm der Dritten wäre aufgeschmissen.

Listen sind wichtig, seht selbst, wie konnten wir ohne die nur bisher überleben: http://www.youtube.com/watch?v=LpXE4U33B-k

Also denken wir mal nach.
Winzer des Jahres: Klar, der Keller, oder? Oder lieber doch der Wittmann? Ach, immer die Rheinhessen. Vielleicht doch lieber Rheingau, Künstler oder Becker.

Und der Wein des Jahres? Da geht's gleich weiter. G-Max? Berg Rottland von Künstler?

Und in Rot? Engelsfelsen von Duijn? Pinot Noir vom Huber oder von Becker, also dieses Mal der andere, der aus der Pfalz

Und International?
Wahrscheinlich der Miraval rosé von Brangelina, der ist zwar mit Sicherheit nicht der Beste, aber der hat das beste Marketing und Marketing ist heutzutage alles. Das wird wohl auch der Grund sein, warum in der Liste der diesjährigen besten 100 Weine des WineSpectators der erste deutsche Wein erst auf Platz 56 erscheint (und noch hinter dem besten Österreicher, ich sag nur Cordoba!).

Sage keiner, ein gutes Produkt brauche kein Marketing, Qualität und Tradition verkaufe sich auch so. Nix da, aus den Augen (bzw. erst gar nicht in die Augen), aus dem Sinn.

Mein bester Wein des Jahres 2013 befindet sich in der Tat unter den Top 10 der genannten Liste

2010 Château de Beaucastel
Châteauneuf du Pape


und als ich jüngst anderenorts über die Mourvèdre philosophierte und dass sie ja außerhalb des Bandol nur ein eher kleiner Verschnittpartner sei, da habe ich eigentlich drauf gewartet, dass irgendeiner, der es ganz genau weiß, den Finger hebt und anmerkt: Und Beaucastel, susa? Na? Schulaufgaben nicht gemacht, ma chère! Was ist mit Beaucastel?

Richtig, Château de Beaucastel ist die Châteauneuf-Heimat der Mourvèdre und im Gegensatz zu den meisten anderen Weinen, nimmt sie einen nicht unerheblichen Platz in der Cuvée ein (ich wollt's noch hinterher schreiben, aber kam zu spät). Mourvèdre und Grenache, das ist so ein kongeniales Paar wie Cabernet Sauvignon und Merlot, Jagger und Richards oder Statler und Waldorf.

Der 2010er ist ein Ausnahmewein, soweit man das in seiner jetzigen Jugend schon beurteilen kann.

Klares tiefes Dunkelrot, eine enorm dichte und vielschichtige Nase nach dunklen reifen Beeren, Pflaume, Kirsche aber auch duftendes Heu, Kräuter und auch eine leicht florale Note ganz zart nach Lavendelblüten. Eine solche Fülle verschiedenster Aromen perfekt miteinander verwoben findet man selten.

Am Gaumen breitet sich kühle Eleganz aus, klares samtiges Tannin, kraftvoll. Mit jedem Schluck wird das Aromenspektrum größer, es kommen noch Bitterschokolade, Süßholzwurzel, Anis und Tabak hinzu. Das Beeindruckendste dieses Weines ist seine geschliffene Eleganz, seine Kraft, die an keiner Stelle ins Muskelprotzige abdriftet und die feine Balance der Aromen, der Tannine und der feinen klaren Säure.

Der Abgang, lang und klar.

Wahrscheinlich sollte er jetzt erst mal im Keller verschwinden und in ein paar Jahren wird man sehen, ob er diese Versprechungen seiner Jugend wird weiter halten können. Ich glaube schon.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love

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