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Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 10:28

Heute ist der Internationale Männertag, was nicht zu verwechseln ist mit Vatertag oder dem weltweiten Tag des Mannes. Nein, ich habe nicht schon am frühen Morgen meine erste Ration Wein hinter mir und seh alles doppelt, das ist wirklich so. Am 3. November ist Tag des Mannes, Men's Worldwide Day, wohingegen am 19. November der internationale Männertag, International Men's Day, begangen wird.

Beide haben es allerdings nicht geschafft, dem Muttertag oder dem Weltfrauentag auch nur ansatzweise Paroli zu bieten. Und der Vatertag gehört ja wohl eher in eine Ecke zusammen mit Karneval oder Oktoberfest.

Dabei haben beide Männertage, der weltweite und der internationale, bei allen thematischen Unterschieden auch ein gemeinsames und sehr wichtiges Anliegen, nämlich die Schärfung des männlichen Bewusstseins für die eigene Gesundheit. Und das ist verdammt notwendig. Denn während dem Vernehmen nach die meisten Männer bei einem ordinären grippalen Infekt nicht nach der Tablette sondern nach dem Tablet greifen und unter Wikipedia die Begriffe Typhus, Lungentuberkulose oder Lungenephysem nachschlagen bevor sie sich mit ihrem bevorstehenden Ableben beschäftigen, Stichwort: Männerschnupfen, so halten sie es doch für unter ihrer Würde, sich einmal jährlich einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen.

Dabei gibt es kaum ein besseres Gefühl, als mit einer negativen Diagnose (nie war negativ so positiv) nach Hause zu kommen: "alles in Ordnung".

Bei "echten Kerlen" zählt das allerdings nicht, die haben alle mindestens einen Großvater, der geraucht hat wie ein Schlot, jeden Abend sein Bierchen und seinen Korn getrunken hat und 99 Jahre alt geworden ist, ohne jemals eine Arztpraxis von innen gesehen zu haben. Und einen Kollegen, der alle halbe Jahre beim Arzt gesessen ist und alles hat dreimal checken lassen und der dann schon mit 50 gestorben ist.

Ja, meine Herren, eine Garantie gibt es nicht, weder für Männer noch für Frauen.

Allerdings soll es ja jetzt nach dem Willen der eventuellen Großen Koalition eine Frauenquote geben, quasi eine Garantie, dass in jedem Dax-Aufsichtsrat (die Autokorrektur bietet mir hier gerade "Dau-Aufsichtsrat" an) mindestens 30% Frauen vertreten sind.

Darüber diskutieren sie sich gerade auf allen Plattformen die Köpfe heiß. Überwiegend Männer übrigens. Und wenn man sie so liest, dann ist noch niemals, wirklich noch nie nie niemals ein unfähiger Mann nur dank Beziehungen, Netzwerk, Proporz oder sonstiger nicht mit seiner Qualifikation zusammenhängender Aspekte zu Amt und Würden gekommen. Nein, das war immer nur harte Arbeit, Leistung, überragende Intelligenz, außergewöhnliche Fähigkeiten, Kreativität und durch und durch ehrlich verdient.

Und dann wird es wohl nicht lange dauern, dann wird mal wieder die Kuh mit dem männlichen und dem weiblichen Wein durchs Dorf gejagt. Verkosten Frauen anders? Bevorzugen Frauen andere Weine als Männer? Machen Frauen andere Weine als Männer? Schauen Frauen eher aufs Etikett? Oder auf den Preis? Oder gerade nicht?

Mir fällt ja bei dem Frauen-Wein-Thema immer das weibliche Trio Infernale aus dem Bordelais ein, Philippine de Rothschild, May Elaine de Lencquesaing und Denise Capbern-Gasqueton (Gotthabsieselig). Die Damen haben mindestens so viel cojones, wie die Herren der umgebenden Weingüter. Und ihre Weine sind alles andere als weiblich oder würde sie jemand blind verkostet als Frauen dominiert wahrnehmen? Aber wären die drei Damen auch ohne die Gnade einer Erb- oder Witwenschaft in ihre Position gekommen? Hätte man ihnen einfach so die Chance gegeben, drei der bedeutendsten Güter ihrer Region zu leiten?

Man weiß es nicht.

Ich halt mich dann immer gerne ans Reelle und sag mir, dass ich in meinem Alter anfange, die Weltverbesserung anderen zu überlassen. Nun ja, nicht ganz, wenn's (mir) wichtig ist, dann engagier ich mich doch lieber selber.

Was die Frauen im Weinbau angeht, so kennt kaum jemand Lulu Peyraud, die große alte Dame auf Domaine Tempier, von deren faszinierender Persönlichkeit alle begeistert berichten, die ihre Bekanntschaft gemacht haben. Ich kenne sie leider nur vom leidenschaftlichen Kochbuch eines ihrer amerikanischen Freunde, der ihre Rezepte und ihre bemerkenswerten Feste und ausgewählten Essensgesellschaften festgehalten hat. Lulu's Provencal Table .

Die Weine der Domaine, die nicht nur zu den besten im Bandol zählen, deren Besitzer auch eine wesentliche Rolle in der Geschichte dieser leider etwas unterschätzten Appellation spielten, gehören zu unseren Lieblingsweinen. Und es vergeht kein Urlaub, an dem nicht einige Exemplare zusammen mit uns den Weg nach Hause antreten.

2009 Domaine Tempier rouge
AOC Bandol


Der Farbe nach hätte ich ihn eher für einen untypisch leichten Bandol gehalten und in der Tat überwiegt eher die leichte Eleganz als Kraft wie sonst so oft bei den Mourvèdere-betonten Weinen.

Der hier ist von einem klaren Granatrot und nach etwa einer Stunde Luft haben sich die Düfte von Kirschen, Beeren, Lebkuchen, Anis und Orangenzesten sowie ein Hauch floraler Noten wunderbar ausgebildet.

Der Gaumeneindruck ist seidig, elegant, sehr harmonisch, feine Beerenfrucht, reife Kirsche, Bitterschokolade, Olive, Mineral, später kommt noch Lakritz und Zigarrenkiste hinzu.

Das Beste der ist Abgang, eher fein und zart, aber ziemlich lang anhaltend und die Aromen bündelnd. Nach drei Stunden Luft in der Karaffe war er perfekt, ausbalanciert, delikat und elegant. Aber beileibe kein Damenwein, oder was man so landläufig drunter versteht.

So Jungs, und jetzt marsch, marsch, Vorsorgetermin machen!
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dylan

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 10:39

Moin Susa,

heute Morgen ein halbseitiger Artikel über Raucherhusten in der AZ, jetzt Du...Ich glaub, ich brauch jetzt 'nen Kaffee und 'ne Kippe ;)

Beste Grüße

dylan
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susa

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 10:46

auf nüchternen Magen?

mit fürsorglichem Gruß ;)
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Gerald

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 10:54

Hallo Susa,

Denn während dem Vernehmen nach die meisten Männer bei einem ordinären grippalen Infekt nicht nach der Tablette sondern nach dem Tablet greifen und unter Wikipedia die Begriffe Typhus, Lungentuberkulose oder Lungenephysem nachschlagen bevor sie sich mit ihrem bevorstehenden Ableben beschäftigen, Stichwort: Männerschnupfen, so halten sie es doch für unter ihrer Würde, sich einmal jährlich einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen.


hmm, ganz kann ich mich dem leider nicht anschließen. Zum ersten ist der (weibliche?) Griff zur Tablette auch nicht das Wahre (Stichwort verschleppte Grippe). Andererseits wird die Vorsorgeuntersuchung meiner Ansicht nach gerne überschätzt. Sie liefert z.B. bei der Prostatauntersuchung per Bluttest sehr oft fälschlicherweise positive Befunde und verunsichert damit den Untersuchten. Die digital-rektale Untersuchung findet hingegen oft bestehende Tumore nicht, da ist vom guten Gefühl "alles in Ordnung" leider auch nicht die Rede.

Aber natürlich ist die Vorsorgeuntersuchung aus Sicht der Ärzteschaft/Pharmaindustrie sehr wertvoll, denn man kann dem Patienten wegen erhöhter Blutfettwerte, erhöhtem Blutdruck etc. gleich eine ganze Liste von Medikamenten verschreiben. ;) Gerade zum Thema Cholesterin war vor kurzer Zeit eine interessante Reportage auf arte, wo erklärt wurde, dass die Richtwerte sich am gesunden 25-Jährigen orientieren und ein - ansonsten gesunder - 50-jähriger praktisch zwangsläufig "behandlungsbedürftige" Blutfettwerte hat. :o Da gab es doch schon einmal Überlegungen, der Nahrung automatisch zwei Blutdrucksenker, einen Cholesterinsenker und noch irgendwas (habe vergessen was) zuzusetzen ...

Meiner Ansicht nach gibt es da keinen Weg daran vorbei, selbst vorbeugend etwas für die Gesundheit zu tun, auch wenn das Schlucken von ein paar Tabletten für viele Menschen sicher der bequemere Weg ist. Also nicht rauchen, genug Bewegung, viel Obst/Gemüse und - da wir hier ja in einem Weinforum sind - nur maßvoller Alkoholkonsum ...

Grüße,
Gerald
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austria_traveller

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 11:06

Gerald hat geschrieben:Gerade zum Thema Cholesterin war vor kurzer Zeit eine interessante Reportage auf arte

Weist du da noch den Namen, gerald.
Könnte schauen, ob es das auf youtube noch gibt
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 11:13

Ich glaube (bin mir aber nicht ganz sicher, es gab mehrere Sendungen zu diesem Thema) "Krankheiten nach Maß" - gibt es auch auf youtube.

Grüße,
Gerald
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nougat

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Domaine Tempier, Bandol

BeitragDi 19. Nov 2013, 11:35

Ich würde nie zu einer Vorsorgeuntersuchung gehen. Das ist wie beim Tüv, bei einer alten Karre finden sie immer was, egal wie gepflegt sie ist.
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]

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