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Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragDi 15. Okt 2013, 10:24

Da hat der Hollande-Franz unter großem Medientamtam teuerste Kreszenzen aus dem Elysee-Keller verkauft. Hat er nicht mehr nötig, kommt nicht mehr gut und bringt noch ganz schön Geld in die Kasse. Weil Alkohol im Allgemeinen und Wein im Besonderen ist in Frankreich überhaupt nicht mehr en vogue. Mögen sich die beiden letzten Präsidenten auch noch so sehr von einander unterscheiden, in punkto Wein und Alkoholgenuss sind sie sich absolut einig, sind ja auch beide keine großen Weintrinker. Wein/Alkohol ist ein großes Übel, das es zu bekämpfen gilt, und Ideen haben sie dann auch schon genug im Hôtel Matignon.

Dementsprechend wird die aktuelle Politik in der französischen Weinwirt- und Winzerschaft fast schon mit Angst verfolgt. Eine gute Zusammenfassung der angedachten und angeblich mehrheitsfähigen Maßnahmen findet sich hier, als da sind

- Erhöhung der Steuern auf Alkohol
- Verbot jeglicher Werbung/Erwähnung, vor allem auch über das Internet in den sozialen Medien

Und zu Werbung zählen auch Winzerwebseiten, Weinblogs- und –foren; überhaupt alle Publikationen. Parker-Bordeaux wird vielleicht eines Tages nur noch unter dem Ladentisch gehandelt, wo dann die Revue du Vin de France zusammen mit den einschlägig bebilderten Aufklärungsblättchen liegt. Und bis zur Abbildung von Leberzirrhose im Endstadium auf den Einheitsflaschen ist es nur noch ein kleiner Schritt. Adieu-Mouton-Etikett!

Wären wir ein französisches Forum, unsere Zeiten wären im Zweifel gezählt. Oder wir müssten auf einen Server auf den Cayman Inseln umziehen.

Da hilft es jetzt auch nichts, dass der Franz eine Rückstellung von 50.000€ gebildet hat, um den Weinkeller wieder ein wenig aufzustocken (ohne jede Medienbegleitung).

Nun ist der Wein ja auch kein zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor, das stimmt mich dann doch ein wenig optimistisch, dass es nicht ganz so schlimm kommen wird. Aber restlos überzeugt bin ich nicht.

Und freuen wir uns nicht zu früh; wenn erst mal einer anfängt, dann ziehen doch alle nach und das zarte Pflänzchen der wachsenden Aufmerksamkeit für deutschen Wein und seine Winzer würde gleich wieder zertrampelt. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.

Warum in aller Welt muss man das Kind gleich mit dem Bade ausschütten? Niemand möchte ernsthaft die Gesundheitsgefahren von Alkohol und die Probleme der Suchtgefährdung vor allem Jugendlicher leugnen. Aber die Totaloperation ist doch auch keine Lösung, allerdings eine einfache und publikums/medienwirksame Maßnahme.

Dass damit ein jahrhundertealtes Kulturgut verschwinden könnte, pfeif was drauf. Dafür haben wir ja noch die Bäckereien. Bis einer herausfindet, das die Ursache allen volksgesundheitlichen Übels vom Mehl kommt. Immerhin haben über 90% aller Suchtkranken schon als Kinder Brot gegessen.

Und gehört Brot nicht irgendwie zu Wein?

Noch ist mein Wein ja legal, also genehmige ich mir noch ein Glas

2004 Petit Bocq
St. Estèphe, Bordeaux


ein Cru Bourgeois und derzeit noch ein ziemlicher Holzbrocken, der erst nach gut vier bis fünf Stunden Luft sein ganzes Potenzial zeigt, voller Kraft, ein wunderbare Kombination aus fruchtigen und würzigen Aromen und ein seidig-saftiges Mundgefühl. Die Farbe ist ein fast schwarzes Violett-Rot, Duft von Cassislikör, Johannis- und Brombeeren, später sogar eine ganz charmante kleine Himbeernote, am Gaumen kraftvoll, trotzdem elegant und noch sehr kräftiges etwas sandiges Tannin; sehr guter Abgang.
Und ein sehr gutes PLV mit ungefähr 15€.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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Gerald

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragDi 15. Okt 2013, 17:29

Na ja, ein schwieriges Thema.

Einerseits habe ich schon ein gewisses Verständnis, dass man die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Probleme durch Alkohol ernst nehmen muss. In Österreich beispielsweise spricht man davon, dass ca. 10% der Bevölkerung ein medizinisch relevantes Alkoholproblem haben (wo man auch immer die Grenze dafür setzt), in D und F wird es wahrscheinlich ähnlich sein.

Andererseits ist es geradezu absurd, die (positive) Erwähnung legaler Produkte zu verbieten oder einzuschränken. Das würde jedem normalen Rechtsverständnis widersprechen. Mord und Totschlag sind seit prähistorischen Zeiten verboten, aber mit dem Schreiben darüber werden ganze Medienimperien erhalten.

Ich könnte mir aber Steuererhöhungen sehr gut vorstellen, am besten natürlich pro Gramm Alkohol (und nicht als Zuschlag zum Verkaufspreis), da wären die Freunde höherpreisiger Weine ohnehin vergleichsweise gering betroffen. ;) Natürlich müsste die Steuer zweckgebunden für Therapieangebote für Alkoholabhängige sein.

Oder auch im Straßenverkehr: ich beispielsweise wurde noch nie im Auto auf Alkohol getestet. Da ich vermutlich aber kein Einzelfall bin, ist das Fahren unter Alkoholeinfluss mehr oder weniger ohne Risiko von Verkehrsstrafen möglich, solange es nicht zu einem Unfall kommt. Bei entsprechend häufigen Routinekontrollen würde sich die Situation wahrscheinlich deutlich verbessern.

Und - last not least - habe ich noch nie verstanden, warum man auf Autobahnraststätten Bier, Wein und Hochprozentiges konsumieren kann. Klar, offiziell sind es natürlich immer die Beifahrer, die so etwas bestellen. :?

Grüße,
Gerald
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sorgenbrecher

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragDi 15. Okt 2013, 17:37

im gegensatz zu gerald bringe ich nicht das geringste verständnis für derartige überlegungen auf. wir sind auch so bereits dermaßen überreguliert, durch eine schier unüberschaubare vielzahl an vorschriften reglementiert und entmündigt, dass es nicht noch weiterer vorschriften bedarf.
Gruß, Marko.
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austria_traveller

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragDi 15. Okt 2013, 17:41

Gerald hat geschrieben:Bei entsprechend häufigen Routinekontrollen würde sich die Situation wahrscheinlich deutlich verbessern.

Also ich weis es von einem Freund, der genau das macht. Alkohol beim Autofahren ist deutlich zurückgegangen. Besonders zu Advent. Hat sich also schon verbessert.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragDi 15. Okt 2013, 17:45

Alkohol beim Autofahren ist deutlich zurückgegangen.


ja, wahrscheinlich auch da das Problem langsam ernst genommen wird. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als die Grenze von 0,8 auf 0,5 Promille gesenkt wurde und die damaligen beiden Falstaff-Herausgeber (manche haben sie mit Laurel & Hardy - in der eingedeutschten Bezeichnung ;) verglichen) dagegen in ihrem Blättchen mobil gemacht haben. So irgendwie in Richtung Regulierungswut oder Freiheitsbeschränkung oder so ähnlich. Wahrscheinlich war es für die beiden auch Freiheitsbeschränkung, dass man auf der Tankstelle nicht rauchen darf. ;)

Aber die Geschwindigkeit beim Autofahren wird ständig gemessen, Alkohol aber so gut wie nie, obwohl beides gleichermaßen das Unfallrisiko massiv erhöht.

Grüße,
Gerald
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Markus Vahlefeld

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragMi 16. Okt 2013, 10:09

Gerald,

ich entdecke immer wieder Eigenarten an Dir, die mich überraschen :lol:

Was aber richtig ist: die EU wird auf kurz oder lang alles, was nicht dem absolut korekten Leben dient, auf die Hotlist der Dämonie setzen. Das ist nun mal der Sinn und Zweck von bürokratischen Strukturen, sich immer weiter und weiter ausdehnen zu wollen, Verbote zu erfinden und die Menschen zum "rechten Leben" anzuhalten. Lebensfreude, Privatsphäre, Selbstverantwortung? Nein, die Bürokratie nimmt sich ihrer Schäfchen an und führt sie höchstselbst ins Paradies.

Ich bin ein entschiedener Gegner des Rauchverbots, der Alkoholdämonisierung, des Gesundheitswahns, der Überkontrolle und der Klimaangst. Das sind alles Projektionen der Politik, um ihre eigene Unfähigkeit zu kaschieren. Ncht dass ich jetzt eine Grundsatzdiskussion hier wollte, aber es musste einfach gesagt werden ;)
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Gerald

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragMi 16. Okt 2013, 10:19

Freut mich, dass ich offenbar doch manchmal überraschen kann (selbst hätte ich mich für sehr berechenbar eingeschätzt) ;)

Von mir aus kann jeder Mensch aus freien Stücken entscheiden, ob und wie er sich selbst schädigt. Nur wenn es andere betrifft - z.B. beim Fahren unter Alkoholeinfluss - hört bekanntlicherweise die persönliche Freiheit dort auf, wo sie die der anderen in Gefahr bringt.

Markus, ich weiß nicht, ob du es auch als Überregulierung siehst, dass dein Nachbar nicht wegen der ständig steigenden Energiekosten sein privates kleines Kernkraftwerk im Keller betreiben darf (Modell "Fukushima junior"). Oder dass er vielleicht als besonderes Hobby im Garten Schießübungen mit Maschinengewehren machen darf?

Grüße,
Gerald
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austria_traveller

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragMi 16. Okt 2013, 11:00

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Ich bin ein entschiedener Gegner des Rauchverbots

Ist zwar jetzt ziemlich OT; aber dann hast du noch nie mit Rauchern zusammen in einem Zimmer sitzen müssen.
Also ich finde das schon sehr gut !
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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sorgenbrecher

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragMi 16. Okt 2013, 11:45

markus, du schreibst mir aus der seele ! dieser regulierungs- und gesundheitswahn ist derart unerträglich... vermutlich werden irgendwann alle 120 jahre alt, aber niemand weiß mehr warum eigentlich.
Gruß, Marko.
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Gerald

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Re: Auf ein Glas..... 2004 Petit Bocq, St. Estèphe

BeitragMi 16. Okt 2013, 11:51

dieser regulierungs- und gesundheitswahn ist derart unerträglich


Oje, da fällt mir ein, dass wir ja auch hier im Forum Nutzungsbedingungen und Regeln haben. :o Gerade heute habe ich den Beitrag eines Spammers gelöscht, der für irgendeinen Unfug (Ferienhäuser oder so) werben wollte. Hätte ich eigentlich auch stehen lassen sollen - so wegen Eigenverantwortung der Beitragsschreiber und so weiter? :?

Grüße,
Gerald
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