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Geb'n se dem Mann am Klavier noch en Bier, noch en Bier, …
Der Mann am Klavier feiert heute Geburtstag, 85 Jahre wird er alt und er ist eine Institution. Eigentlich war er immer da, in den großen Samstagabendfernsehshows meiner Kindheit mit Joachim Kuhlenkampf, in den Silvestergalas und Konzerten. Mit scheinbarer Leichtigkeit ließ er Melodien perlen und begleitete sie mit einer Stimme, die entfernt an den Sprechgesang der späten Hildegard Knef erinnerte, aber ohne diese rehäugige anklagende Verzweiflung.
Zigarette und Getränk auf dem Klavier, schelmisches Lächeln.
Gut, die Erkenntnis, dass es im 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika keinen gebrauten Gerstensaft gibt, ist weder richtig noch originell, aber diese Lieder legen einen weichen harmlosen Schleier auf die Unterhaltung der Nachkriegszeit. Übrigens hat er mit diesem Lied an der Vorentscheidung zum European Song Contest teilgenommen (nun ja dritter Platz von vier Teilnehmern), der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß. All das verdeckt leider, dass der Mann am Klavier, Paul Kuhn, ein begnadeter Jazzpianist, Komponist und Arrangeur ist und sogar über gewisse schauspielerische Qualitäten verfügt. Also mit der Menge der ihm zur Verfügung stehenden Gesichtsausdrücke könnte er glatt Tatortkommissar werden (Berlin ist doch auch immer mal wieder vakant).
Kuhn hat niemals durch Exzesse auf sich aufmerksam gemacht, wie Harald Juhnke, den er oft begleitet hat (zusammen hatten sie Entertainerqualitäten, die man sich heute oft sehnlich zurück wünscht). Und natürlich galt er als zu harmlos und er mache auch keinen richtigen Jazz so wie der Doldinger oder der Mangelsdorff (Albert). Dabei hat er doch den Jazz nie verlassen, sein Leben lang brachte er Swing-Elemente in seine Musik zurück, sich oft und gerne an seinem musikalischen Vorbild Count Basie orientierend ("Basie ist Basis" pflegte er zu sagen).
Man wünscht ihm noch viele erfolgreiche Jahre m Klavier. Und auch wenn sein Spiel im Alter einfacher geworden ist, seine Finger die Taste manchmal nicht mehr mit dem richtigen Druck treffen und ihm das nachlassende Gehör den ein oder anderen Streich spielt "play it again, Paul!" – spiel uns noch einmal das Lied vom Mann am Klavier!
Am Klavier trinkt man keinen Wein, am Barklavier gibt es ein Getränk, das man schnell zwischen zwei Stücken runterschluckt. Herr Kuhn möchte ein Bier, das soll er haben.
Wenn er Bier mag, dann wird er sich in Belgien sicher wohl fühlen. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Sorten und noch so viele kleine Brauereien, die ihr ganz besonderes Bier brauen, manchmal nur einige tausend Flaschen.
Eine besonders Köstlichkeit sind die spontan vergorenen Biere, die Lambic-Biere. Lambic ist der Oberbegriff für die verschiedenen Sorten wie Geuze oder Kriek, das sind Fruchtbiere (Kirschbier ist sehr beliebt). Bei der Herstellung wird dem Sud keine Hefe zugesetzt, die Gärung kommt alleine durch die natürlichen Umgebungshefen zustande. Dabei ist typisch die Restgärung durch den Hefestamm der Brettanomyces bruxellensis, just der Hefen also, die der Winzer fürchtet, wie der Teufel das Weihwasser.
Herr Kuhn bekommt ein Geuze. Einem Geuze wird immer ein Teil des Vorjahresbieres zugesetzt, die zweite Gärung geschieht in der Flasche wie beim Champagner. Die Flaschengärung kann im Einzelfall zwei Jahre und länger dauern. Es gibt viele Brauereien, die Jahrgangsgeuze anbieten, die man in Vertikalproben gegeneinander verkosten kann.
Wer sich dafür interessiert, dem sei die Brüsseler Brauerei Cantillon empfohlen, die auch noch ein kleines Biermuseum betreibt (Museum van de Geuze) und einmal im Jahr einen Tag der offenen Tür anbietet (meistens im November). Übrigens sind die Etiketten der Cantillon-Biere auch sehr liebevoll gestaltet. Das zartrosafarbene Rosé de Gambrinus kann es durchaus mit einem Rosé-Schaumwein aufnehmen, fruchtig-herb und sehr fein perlend. Aber Rosé ist natürlich Mädelskram, Herr Kuhn bekommt ein Männerbier
Geuze 100% Lambic Bio
Cantillon, Bruxelles
mit Naturkork und Drahtkörbchen verschlossen (ich hatte übrigens noch nie einen Korkschmecker beim Geuze, allerdings trinke ich es auch nicht so sehr häufig, das ist wohl nur Zufall) von kräftig hellgelber Farbe wie ein Pils und ist angenehm weichperlig. Es hat nicht diesen plump-herben Pilsgeschmack (den ich persönlich nicht sehr mag) sondern ist nur leicht herb und zeigt zarte Gewürzaromen mit angenehmer Säure und ein wenig Brioche.
Die Hersteller behaupten, ein gutes Geuze würde ohne Problem eine zehn- ja sogar zwanzigjährige Lagerung im kühlen Keller nicht nur überstehen, es würde im Alter noch besser, wie ein guter Champagner. Ich hab es noch nicht probiert, ich finde es frisch schon sehr lecker und manchmal eine wunderbare Alternative zu einem Schaumwein oder Champagner. Und ein ordentliches Geuze kostet auch mindestens 5€ die Flasche, das kippt man nicht mal gerade so zur Mittagspause runter.
Prost Paul!
PS (da ich an anderer Stelle danach gefragt wurde, auch hier zu Erklärung)
Das erwähnte Rosé ist übrigens ein Kriek, ein Himbeerbier, und es hat - Gottseidank - keinerlei Ähnlichkeit mit einer Berliner Weiße mit (Himbeer)Schuss, obwohl es ein zartes Himbeeraroma nicht verleugnen kann.
Der Mann am Klavier feiert heute Geburtstag, 85 Jahre wird er alt und er ist eine Institution. Eigentlich war er immer da, in den großen Samstagabendfernsehshows meiner Kindheit mit Joachim Kuhlenkampf, in den Silvestergalas und Konzerten. Mit scheinbarer Leichtigkeit ließ er Melodien perlen und begleitete sie mit einer Stimme, die entfernt an den Sprechgesang der späten Hildegard Knef erinnerte, aber ohne diese rehäugige anklagende Verzweiflung.
Zigarette und Getränk auf dem Klavier, schelmisches Lächeln.
Gut, die Erkenntnis, dass es im 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika keinen gebrauten Gerstensaft gibt, ist weder richtig noch originell, aber diese Lieder legen einen weichen harmlosen Schleier auf die Unterhaltung der Nachkriegszeit. Übrigens hat er mit diesem Lied an der Vorentscheidung zum European Song Contest teilgenommen (nun ja dritter Platz von vier Teilnehmern), der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß. All das verdeckt leider, dass der Mann am Klavier, Paul Kuhn, ein begnadeter Jazzpianist, Komponist und Arrangeur ist und sogar über gewisse schauspielerische Qualitäten verfügt. Also mit der Menge der ihm zur Verfügung stehenden Gesichtsausdrücke könnte er glatt Tatortkommissar werden (Berlin ist doch auch immer mal wieder vakant).
Kuhn hat niemals durch Exzesse auf sich aufmerksam gemacht, wie Harald Juhnke, den er oft begleitet hat (zusammen hatten sie Entertainerqualitäten, die man sich heute oft sehnlich zurück wünscht). Und natürlich galt er als zu harmlos und er mache auch keinen richtigen Jazz so wie der Doldinger oder der Mangelsdorff (Albert). Dabei hat er doch den Jazz nie verlassen, sein Leben lang brachte er Swing-Elemente in seine Musik zurück, sich oft und gerne an seinem musikalischen Vorbild Count Basie orientierend ("Basie ist Basis" pflegte er zu sagen).
Man wünscht ihm noch viele erfolgreiche Jahre m Klavier. Und auch wenn sein Spiel im Alter einfacher geworden ist, seine Finger die Taste manchmal nicht mehr mit dem richtigen Druck treffen und ihm das nachlassende Gehör den ein oder anderen Streich spielt "play it again, Paul!" – spiel uns noch einmal das Lied vom Mann am Klavier!
Am Klavier trinkt man keinen Wein, am Barklavier gibt es ein Getränk, das man schnell zwischen zwei Stücken runterschluckt. Herr Kuhn möchte ein Bier, das soll er haben.
Wenn er Bier mag, dann wird er sich in Belgien sicher wohl fühlen. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Sorten und noch so viele kleine Brauereien, die ihr ganz besonderes Bier brauen, manchmal nur einige tausend Flaschen.
Eine besonders Köstlichkeit sind die spontan vergorenen Biere, die Lambic-Biere. Lambic ist der Oberbegriff für die verschiedenen Sorten wie Geuze oder Kriek, das sind Fruchtbiere (Kirschbier ist sehr beliebt). Bei der Herstellung wird dem Sud keine Hefe zugesetzt, die Gärung kommt alleine durch die natürlichen Umgebungshefen zustande. Dabei ist typisch die Restgärung durch den Hefestamm der Brettanomyces bruxellensis, just der Hefen also, die der Winzer fürchtet, wie der Teufel das Weihwasser.
Herr Kuhn bekommt ein Geuze. Einem Geuze wird immer ein Teil des Vorjahresbieres zugesetzt, die zweite Gärung geschieht in der Flasche wie beim Champagner. Die Flaschengärung kann im Einzelfall zwei Jahre und länger dauern. Es gibt viele Brauereien, die Jahrgangsgeuze anbieten, die man in Vertikalproben gegeneinander verkosten kann.
Wer sich dafür interessiert, dem sei die Brüsseler Brauerei Cantillon empfohlen, die auch noch ein kleines Biermuseum betreibt (Museum van de Geuze) und einmal im Jahr einen Tag der offenen Tür anbietet (meistens im November). Übrigens sind die Etiketten der Cantillon-Biere auch sehr liebevoll gestaltet. Das zartrosafarbene Rosé de Gambrinus kann es durchaus mit einem Rosé-Schaumwein aufnehmen, fruchtig-herb und sehr fein perlend. Aber Rosé ist natürlich Mädelskram, Herr Kuhn bekommt ein Männerbier
Geuze 100% Lambic Bio
Cantillon, Bruxelles
mit Naturkork und Drahtkörbchen verschlossen (ich hatte übrigens noch nie einen Korkschmecker beim Geuze, allerdings trinke ich es auch nicht so sehr häufig, das ist wohl nur Zufall) von kräftig hellgelber Farbe wie ein Pils und ist angenehm weichperlig. Es hat nicht diesen plump-herben Pilsgeschmack (den ich persönlich nicht sehr mag) sondern ist nur leicht herb und zeigt zarte Gewürzaromen mit angenehmer Säure und ein wenig Brioche.
Die Hersteller behaupten, ein gutes Geuze würde ohne Problem eine zehn- ja sogar zwanzigjährige Lagerung im kühlen Keller nicht nur überstehen, es würde im Alter noch besser, wie ein guter Champagner. Ich hab es noch nicht probiert, ich finde es frisch schon sehr lecker und manchmal eine wunderbare Alternative zu einem Schaumwein oder Champagner. Und ein ordentliches Geuze kostet auch mindestens 5€ die Flasche, das kippt man nicht mal gerade so zur Mittagspause runter.
Prost Paul!
PS (da ich an anderer Stelle danach gefragt wurde, auch hier zu Erklärung)
Das erwähnte Rosé ist übrigens ein Kriek, ein Himbeerbier, und es hat - Gottseidank - keinerlei Ähnlichkeit mit einer Berliner Weiße mit (Himbeer)Schuss, obwohl es ein zartes Himbeeraroma nicht verleugnen kann.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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