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Falls es noch niemandem von Euch aufgefallen ist: das Barrique ist am Ende, Schnee oder besser Holz von gestern, eine flüchtige überkandidelte Mode, so wie der Vokuhila-Haarschnitt oder Schlaghosen. Das schreiben immerhin die Langebrüder und ich bin sicher, sie sind schon lange von ihrem grüne-Frösche-Mittelerde-Sauvignon-blanc-Trip runter und meinen das … meinen die das wirklich ernst?
Oder ist das nur so ein halbgares Lifestylegeschwätz, schlampig zusammengestöpselt (vielleicht mussten sie ja ganz schnell ein paar Zeilen abliefern, damit die Zeitung voll wird) und die Wahrnehmung einer großen Klientel bedienend. Die hat es ja schon immer gewusst, dass das alles Humbug und Voodoo ist mit dem Barrique, halt so eine Wichtigtuerei von diesen Parkers und Konsorten, siehe auch die zahlreichen einschlägigen Kommentare unter dem Artikel.
Jetzt muss das nur noch einer denen im Bordelais, im Burgund, in Kalifornien usw. erzählen und dann ist ein wertvoller Beitrag zur Rettung des zentralfranzösischen Eichenwaldes geleistet. Denn, so bemerkte Nicolas Thienpont anlässlich meiner Visite auf Vieux Château Certan süffisant, zählte man alle angeblich französischen Hölzer zusammen, die jährlich in Barriques verbaut werden, man müsse sich schon fragen, wo dann all die Franzosen noch Platz zum Leben finden würden, wo doch das gesamte Hexagon flächendeckend mit Eichenwald bestückt sei.
Ich werde jetzt nicht weiter über die schnoddrige Art des Artikels auslassen, das haben andere kompetentere als ich schon ausgiebig getan. Aber die Frage bleibt: Kommt es bei "Lifestylethemen" nicht so drauf an? Ist doch nicht so schlimm, wenn demnächst jemand beim Smalltalk erzählt, die Pfirsicharomen in diesem Riesling kämen aus dem Barrique, aber das habe ja demnächst ein Ende. Schließlich hat er das in der ZEIT gelesen, ein Presseorgan, von dessen Seriosität man doch überzeugt sein kann. Jedenfalls wundern mich jetzt so manche Äußerungen auch von Verkaufspersonal nicht mehr. Oder muss ich von der bei diesem Artikel angewendeten Sorgfalt auch auf die anderen Publikationen schließen?
Da muss ich jetzt noch mal ein bisschen drüber nachdenken. Und das geht ja bei diesem Thema am Besten mit einem Glas Wein und ich wähle einen, der das Holz überwiegend neuer Barriques gesehen hat.
Der Wein ist ein Urlaubsmitbringsel, das Gut habe ich vor einiger Zeit schon einmal vorgestellt, den heute vorgestellten bekommt man allerdings nicht in Deutschland zu kaufen (es werden ja auch in sehr guten Jahren nur höchstens 3000 Flaschen erzeugt, da bleibt für den Export nichts mehr übrig). Er ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, dass so ein Barrique natürlich seine Existenzberechtigung hat und sicher auch noch lange im Weinbau anzutreffen sein wird.
2008 Rubis
Château de Chausse, Côtes de Provence AOC
100% Syrah, die Lieblingsrebsorte von Madame Schelcher, der Besitzerin.
Der Wein ist von dunklem aber nicht ganz undurchsichtigen Rot, er duftet nach Kirsche, Beerenkompott, Lorbeer, Kräutern, Trüffeln, Oliven, eben dieses ganze provenzalische Bouquet, das auch schon – wenn auch nicht in dieser Intensität – die Basisweine des Hauses auszeichnet. Das Mundgefühl ist weich, samtig mit feinen Tanninen, einer gut integrierten Holznote und einem feinen Lakritzaroma, 14.5 vol% Alkohol. Den Abgang ist mittellang, dicht und intensiv.
Also, wenn ihr zufällig mal in der Gegend seid, ein Besuch lohnt sich. Nicht nur wegen der wirklich außergewöhnlich guten Weine in einer Gegend, die bis vor gar nicht langer Zeit hauptsächlich durch eher belanglose Rosés bekannt war. Schelchers gehören zu den Pionieren dort (ähnlich wie die Hoeschs in Puyloubier), deren leidenschaftliches Engagement der lokalen Winzerschaft den dringend notwendigen Tritt in den Allerwertesten gegeben hat. Auch die ausgewählten Werke lokaler Künstler, die Empfangshalle und Barriquenkeller schmücken sind äußerst sehenswert.
Und auf einmal ist die Gegend hochinteressant, russische Investoren, amerikanische Filmgrößen, emeritierte Formel-1-Fahrer, sie alle lassen sich dort nieder, stecken viel Geld und eingekauftes Know-How in Châteaux, Domaines, Weinfelder. Ich wünsche den Pionieren, die alles ohne Presserummel bewerkstelligt haben und nur einer kleinen aber treuen Klientel bekannt sind, dass ein wenig von dem neuen Glanz auch auf sie abfärbt, verdient haben sie es allemal.
Oder ist das nur so ein halbgares Lifestylegeschwätz, schlampig zusammengestöpselt (vielleicht mussten sie ja ganz schnell ein paar Zeilen abliefern, damit die Zeitung voll wird) und die Wahrnehmung einer großen Klientel bedienend. Die hat es ja schon immer gewusst, dass das alles Humbug und Voodoo ist mit dem Barrique, halt so eine Wichtigtuerei von diesen Parkers und Konsorten, siehe auch die zahlreichen einschlägigen Kommentare unter dem Artikel.
Jetzt muss das nur noch einer denen im Bordelais, im Burgund, in Kalifornien usw. erzählen und dann ist ein wertvoller Beitrag zur Rettung des zentralfranzösischen Eichenwaldes geleistet. Denn, so bemerkte Nicolas Thienpont anlässlich meiner Visite auf Vieux Château Certan süffisant, zählte man alle angeblich französischen Hölzer zusammen, die jährlich in Barriques verbaut werden, man müsse sich schon fragen, wo dann all die Franzosen noch Platz zum Leben finden würden, wo doch das gesamte Hexagon flächendeckend mit Eichenwald bestückt sei.
Ich werde jetzt nicht weiter über die schnoddrige Art des Artikels auslassen, das haben andere kompetentere als ich schon ausgiebig getan. Aber die Frage bleibt: Kommt es bei "Lifestylethemen" nicht so drauf an? Ist doch nicht so schlimm, wenn demnächst jemand beim Smalltalk erzählt, die Pfirsicharomen in diesem Riesling kämen aus dem Barrique, aber das habe ja demnächst ein Ende. Schließlich hat er das in der ZEIT gelesen, ein Presseorgan, von dessen Seriosität man doch überzeugt sein kann. Jedenfalls wundern mich jetzt so manche Äußerungen auch von Verkaufspersonal nicht mehr. Oder muss ich von der bei diesem Artikel angewendeten Sorgfalt auch auf die anderen Publikationen schließen?
Da muss ich jetzt noch mal ein bisschen drüber nachdenken. Und das geht ja bei diesem Thema am Besten mit einem Glas Wein und ich wähle einen, der das Holz überwiegend neuer Barriques gesehen hat.
Der Wein ist ein Urlaubsmitbringsel, das Gut habe ich vor einiger Zeit schon einmal vorgestellt, den heute vorgestellten bekommt man allerdings nicht in Deutschland zu kaufen (es werden ja auch in sehr guten Jahren nur höchstens 3000 Flaschen erzeugt, da bleibt für den Export nichts mehr übrig). Er ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, dass so ein Barrique natürlich seine Existenzberechtigung hat und sicher auch noch lange im Weinbau anzutreffen sein wird.
2008 Rubis
Château de Chausse, Côtes de Provence AOC
100% Syrah, die Lieblingsrebsorte von Madame Schelcher, der Besitzerin.
Der Wein ist von dunklem aber nicht ganz undurchsichtigen Rot, er duftet nach Kirsche, Beerenkompott, Lorbeer, Kräutern, Trüffeln, Oliven, eben dieses ganze provenzalische Bouquet, das auch schon – wenn auch nicht in dieser Intensität – die Basisweine des Hauses auszeichnet. Das Mundgefühl ist weich, samtig mit feinen Tanninen, einer gut integrierten Holznote und einem feinen Lakritzaroma, 14.5 vol% Alkohol. Den Abgang ist mittellang, dicht und intensiv.
Also, wenn ihr zufällig mal in der Gegend seid, ein Besuch lohnt sich. Nicht nur wegen der wirklich außergewöhnlich guten Weine in einer Gegend, die bis vor gar nicht langer Zeit hauptsächlich durch eher belanglose Rosés bekannt war. Schelchers gehören zu den Pionieren dort (ähnlich wie die Hoeschs in Puyloubier), deren leidenschaftliches Engagement der lokalen Winzerschaft den dringend notwendigen Tritt in den Allerwertesten gegeben hat. Auch die ausgewählten Werke lokaler Künstler, die Empfangshalle und Barriquenkeller schmücken sind äußerst sehenswert.
Und auf einmal ist die Gegend hochinteressant, russische Investoren, amerikanische Filmgrößen, emeritierte Formel-1-Fahrer, sie alle lassen sich dort nieder, stecken viel Geld und eingekauftes Know-How in Châteaux, Domaines, Weinfelder. Ich wünsche den Pionieren, die alles ohne Presserummel bewerkstelligt haben und nur einer kleinen aber treuen Klientel bekannt sind, dass ein wenig von dem neuen Glanz auch auf sie abfärbt, verdient haben sie es allemal.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love