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Would you put all of these ingredients into one dish? Does this "tasting note" make you want to drink the wine?
"Blackberry pie oozing out of a cinnamon pie crust and topped with the most decadent vanilla infused whipped cream, with just a hint of roasted Herbs de Provence. .... Black fruits fill your palate, than a touch of jalapeno pepper and smoked meat and dark chocolate come through on the finish."
I didn't write it, by the way. Very much over the top ... and frankly turns me off! But I'm tasting the wine right now and actually like it. If I had seen this description beforehand, I wouldn't have purchased the wine.
… soweit Claudia Schug-Schuetz auf facebook. Und ich war zunächst einmal geneigt, ihr unumwunden recht zu geben. Richtig, wer würde schon Leder, Schokolade, Johannisbeeren, Lebkuchen, Bitterschokolade und Weihrauch verrühren und am Ende behaupten, das sei ein köstliches Gericht. Und macht ein offensichtliches Durcheinander irgendwelcher Aromen einen Wein aus? Ganz zu schweigen von der blumigen ein wenig überparfürmierten Verkostungslyrik, von der wir ja hier alle auch ein paar Stilblüten zusammengetragen haben (und von denen für mich die Lange&Lange-Beschreibung des Johnerschen Sauvignon Blanc immer noch die ungeschlagene Nr. 1 im Ranking der Weinbeschreibungen der anderen Art ist).
Leider konnte ich bei der nachfolgenden Diskussion nicht so richtig herausfinden, was genau Frau Schug-Schuetz an der Beschreibung gestört hat bzw. wieso ein Wein, der so beschrieben wird, ihr von der Papierform her nicht zusagt, auch nicht, um welchen Wein es sich handelte. Letzteres ist nun kein Problem, wozu gibt es Google klick und wenn ich die etwas blumige Beschreibung mal auf die Grundaromen reduziere: Brombeere, Zimt, Vanille, Kräuter der Provence, schwarze Früchte, (Jalapeño) Pfeffer, Rauchfleisch und Bitterschokolade, so ist das ein Aromenprofil, das für einen Syrah nicht gerade untypisch ist, und durchaus für einen gelungenen Wein stehen kann; was ja später auch nicht in Abrede gestellt wird.
Wie dem auch sei, wir sind geneigt, Weinen, bei denen wir diese und am End noch mehr Aromen herausriechen und –schmecken die allerbesten Noten zu geben, ja sogar die Qualität eines Weines an der zunehmenden Menge unterschiedlicher Geschmacks- und Geruchseindrücke festzumachen.
Ich erinnere mich daran, dass ein Bekannter, der sich in Geisenheim für die Ausbildung zum Weinakademiker eingeschrieben hatte, erzählte, dass man ihm und seinen Kollegen dort als erstes die Aufzählung von Aromen ausgetrieben hat, wenn es ums Weinbeschreiben ging. Wobei er dennoch einen nicht unwesentlichen Teil seiner Ausbildung damit verbracht hat, Weine blind zu erkennen. Und ich hab mich gefragt, woran erkenne ich wohl einen Wein, wenn nicht am Geschmack und am Geruch; Riesling darf ich sagen, Pfirsich aber nicht und wenn es mal einen Riesling gibt, bei dem der Pfirsich eher in Aprikose umschlägt, dann ist das egal oder unerheblich?
Zugegeben, es gibt Übertreibungen, die glaubt der Beschreiber/Verkoster wohl selber nicht. Wenn er zu Papier gibt, dass im Aroma des Weines der Duft von in Marseiller Lavendelseife gewaschenen und am kühlen Mistral getrockeneten Crêpe-de-Chine mitschwingt, dann will er wohl eher unterschwellig andeuten, dass er Crêpe-de-Chine von Crêpe-Georgette unterscheiden kann und Mistral von Tramontan. Und es geht um das beliebte Spielchen "Ich rieche was, was Du nicht riechst!"
Eine Weinbeschreibung soll so exakt sein, dass ein einigermaßen geübter Weintrinker sich ein erstes Bild von einem Wein machen kann (ein Novize wird dem Aromen- und Texturencocktail wohl zunächst etwas hilflos gegenüberstehen), ein Weinhändler will mit seiner Beschreibung Lust wecken, diesen Wein zu kaufen, ein Kritiker versucht eine qualitative Einordnung des Weines in einen größeren Zusammenhang, unabhängig von Geschäftsinteressen (wenigstens in der Theorie). Und recht machen, kann man es sowieso niemals allen. Die einen genießen poetische Beschreibungen, die anderen hätten es gerne nüchtern, auf die Fakten reduziert, Syrah/Mourvèdre 85/15, 13.5 vol% Alkohol; Säure 5,3, Restzucker 2,2 g/l, Baujahr 2008 (nein, das sind nicht die technischen Daten des von Frau Schug-Schuetz verkosteten Weines, das sind ein paar Zahlen, die ich mir gerade einfach so ausgedacht habe).
Als ich das las, trank ich gerade ein Glas Wein. Nun es war Feierabend nach einem anstrengenden Arbeitstag, wir hatten gerade zu Abend gegessen, der Kaminofen brannte, im Wohnzimmer hatte sich diese wohlige Wärme ausgebreitet, die eine Zentralheizung niemals verströmen kann.
Herr susa wollte "jetzt nix Großes, einfach was Nettes". Für mich war die Beschreibung ausreichend exakt, wobei ich allerdings zugeben muss, dass sie auf einige und sehr unterschiedliche Exemplare unseres Kellerbestandes zutrifft. Auf diese Anweisung hin landeten wir bei einer Flasche
2010 Solus
Château de Caraguilhes, Corbières
und wie beschreib ich ihn jetzt am besten? Fangen wir erst mal mit den Fakten an: Syrah, Mourvèdre, Grenache Noir, Carignan; 14.5 vol% Alkohol, auf dem sehr übersichtlich gestalteten Etikett keine Fakten nur Name, Jahrgang, eine goldene Sonne, Erzeuger, dann noch ein bisschen Plüsch auf dem Konteretikett. "C'est nous terres ensoleillées de Boutenac, battues par le vent du Nord, la Tramontane, que Solus acquiert patiemment des notes délicates …" und dann haben wir sie wieder alle versammelt, die Brombeeren, Feigen und die Süßholzwurzel.
Und sie sind auch alle da. Der Wein ist von undurchsichtigen fast schwarzen Rot, er riecht warm (jetzt frag mich keiner, wie etwas warm riecht, aber wenn man daran riecht, dann durchströmt einen eine wohlige Wärme, fast so wie die vom Kaninofen) und er duftet nach sonnengewärmter Erde, getrocknetem Bouquet garni und Brombeeren am Waldrand, frische Feigen. Am Gaumen zeigt er sich kräftig, ohne wuchtig zu wirken, und man erschmeckt ein Aromenbündel von Bitterschokolade, Beeren, Schwarzkirsche, Kräutern und Lakritz bis zum mittellangen kraftvollen Abgang.
Der Wein ist kein Ausbund an Eleganz und Subtilität, kein intellektueller Feingeist, eher ein sympathischer Naturbursche mit dem Herz auf dem rechten Fleck, ein guter Kumpel, mit dem man gerne um die Häuser zieht. (Die in einem solchen Zusammenhang häufig verwendete Redewendung bezüglich unerlaubter Eigentumsaneignung von Exemplaren der Spezies Equidae verkneife ich mir aus aktuellem Anlass).
P.S.
Falls sich hier jemand gefragt hat, wer Claudia Schug-Schuetz ist, der sollte sich unbedingt mehr mit kalifornischen Weinen befassen. Sie ist die Tochter von Walter Schug , der übrigens seine ersten Schritte in der amerikanischen Weinwelt bei Gallo gemacht hat und seit etwa 1980 seinen eigenen Wein erzeugt. Sein Chardonnay Carneiros war für mich das Erweckungserlebnis was kalifornischen Chardonnay angeht und seinen Pinot Noir hab ich mehr als einmal als Pirat in eine Burgundprobe eingeschleust.
"Blackberry pie oozing out of a cinnamon pie crust and topped with the most decadent vanilla infused whipped cream, with just a hint of roasted Herbs de Provence. .... Black fruits fill your palate, than a touch of jalapeno pepper and smoked meat and dark chocolate come through on the finish."
I didn't write it, by the way. Very much over the top ... and frankly turns me off! But I'm tasting the wine right now and actually like it. If I had seen this description beforehand, I wouldn't have purchased the wine.
… soweit Claudia Schug-Schuetz auf facebook. Und ich war zunächst einmal geneigt, ihr unumwunden recht zu geben. Richtig, wer würde schon Leder, Schokolade, Johannisbeeren, Lebkuchen, Bitterschokolade und Weihrauch verrühren und am Ende behaupten, das sei ein köstliches Gericht. Und macht ein offensichtliches Durcheinander irgendwelcher Aromen einen Wein aus? Ganz zu schweigen von der blumigen ein wenig überparfürmierten Verkostungslyrik, von der wir ja hier alle auch ein paar Stilblüten zusammengetragen haben (und von denen für mich die Lange&Lange-Beschreibung des Johnerschen Sauvignon Blanc immer noch die ungeschlagene Nr. 1 im Ranking der Weinbeschreibungen der anderen Art ist).
Leider konnte ich bei der nachfolgenden Diskussion nicht so richtig herausfinden, was genau Frau Schug-Schuetz an der Beschreibung gestört hat bzw. wieso ein Wein, der so beschrieben wird, ihr von der Papierform her nicht zusagt, auch nicht, um welchen Wein es sich handelte. Letzteres ist nun kein Problem, wozu gibt es Google klick und wenn ich die etwas blumige Beschreibung mal auf die Grundaromen reduziere: Brombeere, Zimt, Vanille, Kräuter der Provence, schwarze Früchte, (Jalapeño) Pfeffer, Rauchfleisch und Bitterschokolade, so ist das ein Aromenprofil, das für einen Syrah nicht gerade untypisch ist, und durchaus für einen gelungenen Wein stehen kann; was ja später auch nicht in Abrede gestellt wird.
Wie dem auch sei, wir sind geneigt, Weinen, bei denen wir diese und am End noch mehr Aromen herausriechen und –schmecken die allerbesten Noten zu geben, ja sogar die Qualität eines Weines an der zunehmenden Menge unterschiedlicher Geschmacks- und Geruchseindrücke festzumachen.
Ich erinnere mich daran, dass ein Bekannter, der sich in Geisenheim für die Ausbildung zum Weinakademiker eingeschrieben hatte, erzählte, dass man ihm und seinen Kollegen dort als erstes die Aufzählung von Aromen ausgetrieben hat, wenn es ums Weinbeschreiben ging. Wobei er dennoch einen nicht unwesentlichen Teil seiner Ausbildung damit verbracht hat, Weine blind zu erkennen. Und ich hab mich gefragt, woran erkenne ich wohl einen Wein, wenn nicht am Geschmack und am Geruch; Riesling darf ich sagen, Pfirsich aber nicht und wenn es mal einen Riesling gibt, bei dem der Pfirsich eher in Aprikose umschlägt, dann ist das egal oder unerheblich?
Zugegeben, es gibt Übertreibungen, die glaubt der Beschreiber/Verkoster wohl selber nicht. Wenn er zu Papier gibt, dass im Aroma des Weines der Duft von in Marseiller Lavendelseife gewaschenen und am kühlen Mistral getrockeneten Crêpe-de-Chine mitschwingt, dann will er wohl eher unterschwellig andeuten, dass er Crêpe-de-Chine von Crêpe-Georgette unterscheiden kann und Mistral von Tramontan. Und es geht um das beliebte Spielchen "Ich rieche was, was Du nicht riechst!"
Eine Weinbeschreibung soll so exakt sein, dass ein einigermaßen geübter Weintrinker sich ein erstes Bild von einem Wein machen kann (ein Novize wird dem Aromen- und Texturencocktail wohl zunächst etwas hilflos gegenüberstehen), ein Weinhändler will mit seiner Beschreibung Lust wecken, diesen Wein zu kaufen, ein Kritiker versucht eine qualitative Einordnung des Weines in einen größeren Zusammenhang, unabhängig von Geschäftsinteressen (wenigstens in der Theorie). Und recht machen, kann man es sowieso niemals allen. Die einen genießen poetische Beschreibungen, die anderen hätten es gerne nüchtern, auf die Fakten reduziert, Syrah/Mourvèdre 85/15, 13.5 vol% Alkohol; Säure 5,3, Restzucker 2,2 g/l, Baujahr 2008 (nein, das sind nicht die technischen Daten des von Frau Schug-Schuetz verkosteten Weines, das sind ein paar Zahlen, die ich mir gerade einfach so ausgedacht habe).
Als ich das las, trank ich gerade ein Glas Wein. Nun es war Feierabend nach einem anstrengenden Arbeitstag, wir hatten gerade zu Abend gegessen, der Kaminofen brannte, im Wohnzimmer hatte sich diese wohlige Wärme ausgebreitet, die eine Zentralheizung niemals verströmen kann.
Herr susa wollte "jetzt nix Großes, einfach was Nettes". Für mich war die Beschreibung ausreichend exakt, wobei ich allerdings zugeben muss, dass sie auf einige und sehr unterschiedliche Exemplare unseres Kellerbestandes zutrifft. Auf diese Anweisung hin landeten wir bei einer Flasche
2010 Solus
Château de Caraguilhes, Corbières
und wie beschreib ich ihn jetzt am besten? Fangen wir erst mal mit den Fakten an: Syrah, Mourvèdre, Grenache Noir, Carignan; 14.5 vol% Alkohol, auf dem sehr übersichtlich gestalteten Etikett keine Fakten nur Name, Jahrgang, eine goldene Sonne, Erzeuger, dann noch ein bisschen Plüsch auf dem Konteretikett. "C'est nous terres ensoleillées de Boutenac, battues par le vent du Nord, la Tramontane, que Solus acquiert patiemment des notes délicates …" und dann haben wir sie wieder alle versammelt, die Brombeeren, Feigen und die Süßholzwurzel.
Und sie sind auch alle da. Der Wein ist von undurchsichtigen fast schwarzen Rot, er riecht warm (jetzt frag mich keiner, wie etwas warm riecht, aber wenn man daran riecht, dann durchströmt einen eine wohlige Wärme, fast so wie die vom Kaninofen) und er duftet nach sonnengewärmter Erde, getrocknetem Bouquet garni und Brombeeren am Waldrand, frische Feigen. Am Gaumen zeigt er sich kräftig, ohne wuchtig zu wirken, und man erschmeckt ein Aromenbündel von Bitterschokolade, Beeren, Schwarzkirsche, Kräutern und Lakritz bis zum mittellangen kraftvollen Abgang.
Der Wein ist kein Ausbund an Eleganz und Subtilität, kein intellektueller Feingeist, eher ein sympathischer Naturbursche mit dem Herz auf dem rechten Fleck, ein guter Kumpel, mit dem man gerne um die Häuser zieht. (Die in einem solchen Zusammenhang häufig verwendete Redewendung bezüglich unerlaubter Eigentumsaneignung von Exemplaren der Spezies Equidae verkneife ich mir aus aktuellem Anlass).
P.S.
Falls sich hier jemand gefragt hat, wer Claudia Schug-Schuetz ist, der sollte sich unbedingt mehr mit kalifornischen Weinen befassen. Sie ist die Tochter von Walter Schug , der übrigens seine ersten Schritte in der amerikanischen Weinwelt bei Gallo gemacht hat und seit etwa 1980 seinen eigenen Wein erzeugt. Sein Chardonnay Carneiros war für mich das Erweckungserlebnis was kalifornischen Chardonnay angeht und seinen Pinot Noir hab ich mehr als einmal als Pirat in eine Burgundprobe eingeschleust.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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