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Der Traum eines jeden Weinliebhabers: Er entdeckt eine ihm bislang unbekannte Flasche Wein und er kann sich gleich ein Bild über ihren Inhalt machen, also sich die Frage beantworten, wie und ob (ihm) der Wein wohl schmeckt oder wenigstens, was ihn in etwa erwartet. Meine persönliche Etikettentheorie "JSDEDBDW – je scheußlicher das Etikett desto besser der Wein" ist ja auch eher grob und – wie ich mittels aufwändiger Recherchen und in zahllosen Selbstversuchen herausgefunden habe - recht fehleranfällig.
Bisher, darüber war sich auch eine Projektgruppe von Studenten der Fachhochschule Geisenheim einig, sind die Informationen auf dem Etikett ja eher dürftig, da steht mal gerade "trocken" oder "feinherb", nicht immer die Rebsorte und noch viel weniger Analysewerte. Und Einigkeit bestand auch darin, dass der Weinliebhaber, der Amateur averti, und der Profi andere Informationen benötigen und zu lesen imstande sind als der (interessierte) Laie. Und dass Wein mit Chemie zu tun hat.
Es wird also Zeit, dem Konsumenten einen weitergehenden Service zu bieten.
Und so startete die Studentengruppe das Projekt "Nerds" (damit ist die Zielgruppe ja wohl klar), was derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, und entwickelte das "Vinokül" (hübsche Wortkreation, oder?). Hier ist eine der ersten Seiten außerhalb der Hochschule, wo über dieses Projekt berichtet wird, die Dozentin Cordula Eich hat es mir freundlicherweise gestattet.
Was also ist das Vinokül?
Ziel war, dass "… ein System entwickelt werden /sollte/, mit dem Analysewerte eines Weines verbildlicht und dem Konsumenten zugänglicher gemacht werden …" und das in einer "… ästhetischen, prägnanten Form, die einzigartig, plausibel und leicht zu entschlüsseln ist …" Mit anderen Worten, ein Bebberl auf der Flasche.
An wen wendet sich das Vinokül?
In einem ersten Schritt an den Wein-Nerd, "… der gerne Wein konsumiert, sich informiert und gewillt ist, sich mit der Flasche auf seinem/ihrem Tisch auseinanderzusetzen …" also erst einmal "… Interessierte, Händler, Fachstudenten, Sommeliers, Weinprüfer, erfahrene Weintrinker und die es werden wollen, etc…."
Wie sieht das Vinokül aus?
Es basiert auf einem von den Studenten entwickelten "Weinperiodensystem", das an das Periodensystem der Elemente angelehnt ist, das kennen wir ja noch zur Genüge aus dem Chemieunterricht. Die verschiedenen Einflussfaktoren wie Rebsorte/n, Restzuckergehalt, Bodenbeschaffenheit, Klima sind die einzelnen "Elemente" des Systems und jeder Wein kann als eine Kombination dieser Elemente in einer Formel dargestellt. Kurz und gut, die Formel ist das Vinokül.
Klingt kompliziert? Nun ja, das System wendet sich ja auch an den Experten, da setzt man ja ein bisschen Vorkenntnisse und Fähigkeit zur Abstraktion voraus. Und wenn man's einmal raushat, ist es auch gar nicht mehr so schwierig.
Deswegen gibt es das Weinperiodensystem und das Vinokül als Bild zur Anschauung (Bilder in besserer Auflösung sind von den Studenten noch nicht freigegeben, aber zur Verdeutlichung der Idee reichen die beiden folgenden Bilder ja aus).
Das Weinperiodensystem
(C) Projektgruppe "Nerds", Fachhochschule Geisenheim
Das Vinokül
(C) Projektgruppe "Nerds", Fachhochschule Geisenheim
Ich finde die Idee durchaus charmant und unbedingt weiter verfolgenswert. Wenn man sich einmal mit dem Periodensystem vertraut gemacht hat, sollte es einem ja nicht schwer fallen, die Formel auf der Flasche zu entschlüsseln.
Aber? Weiß ich dann wirklich, wie der Wein schmeckt? Es ist sicher mit dem Klappentext eines Romans zu vergleichen. Er gibt erste Informationen, man weiß also grob, um was sich der Inhalt dreht und ob der Autor dafür einen Preis gewonnen hat. Aber, ob einem der Roman wirklich gefällt, um das herauszufinden, muss man ihn schon lesen. Und wenn man wissen will, ob einem ein Wein zusagt, dazu muss man ihn trinken. Und das ist auch gut so.
Zum heutigen Wein kann ich leider noch kein Vinokül liefern, weil mir die entsprechenden Daten fehlen, die Rebsorte, Sg? Sa? Also es ist Sangiovese und der Alkoholgehalt hatte es auch in sich, 14.5 vol%, so ein Wein macht schon allein vom Trinken satt. Was aber weder Herrn susa noch mich an einem Nachschlag der dazu gebotenen Spaghetti Bolognese hinderte, übrigens fast nach dem legendären und von vielen als einzig wahres anerkanntemRezept der Schwestern Similizubereitet.
2010 Rosso de Montalcino
Siro Pacenti, Toscana
übrigens, aus der letzten Restpostenaktion von Lobenberg. Ich dachte, ich muss ja mal wieder an dem letzten weißen Fleck auf meiner önologischen Landkarte (wäre ja auch mal ein nettes Projekt, liebe StudentInnen) arbeiten.
Die Arbeit hat sich gelohnt. Ein sehr dunkler, fast schwarzroter Wein, der sehr intensiv nach reifen Sauerkirschen und Pflaumen duftete, dazu auch ein wenig Pfeffer. Am Gaumen weich und wuchtig, samtiges Tannin, konzentriert, nach ein wenig Luft auch feine Bitterschokoladen- und Moccaaromen, Andeutung von Mineral, guter Abgang.
Es tat dem Wein gut, etwas kühler genossen zu werden, zu warm (also bei mehr als 17-18 °C zeigte er sich etwas breit und die subtilen Mineral und Moccaaromen verschwanden wieder.
Und nun bin ich gespannt auf den anderen Italiener, den ich mitgenommen habe. Vielleicht wird das ja doch noch mal was mit mir und den italienischen Weinen, ein viel versprechender Anfang ist (ich weiß gar nicht zum wievielten Male) gemacht.
PS
Ich glaube, ach was, ich bin sicher, die beteiligten Studenten würden sich über ein Feedback auch an dieser Stelle sehr freuen.
Bisher, darüber war sich auch eine Projektgruppe von Studenten der Fachhochschule Geisenheim einig, sind die Informationen auf dem Etikett ja eher dürftig, da steht mal gerade "trocken" oder "feinherb", nicht immer die Rebsorte und noch viel weniger Analysewerte. Und Einigkeit bestand auch darin, dass der Weinliebhaber, der Amateur averti, und der Profi andere Informationen benötigen und zu lesen imstande sind als der (interessierte) Laie. Und dass Wein mit Chemie zu tun hat.
Es wird also Zeit, dem Konsumenten einen weitergehenden Service zu bieten.
Und so startete die Studentengruppe das Projekt "Nerds" (damit ist die Zielgruppe ja wohl klar), was derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, und entwickelte das "Vinokül" (hübsche Wortkreation, oder?). Hier ist eine der ersten Seiten außerhalb der Hochschule, wo über dieses Projekt berichtet wird, die Dozentin Cordula Eich hat es mir freundlicherweise gestattet.
Was also ist das Vinokül?
Ziel war, dass "… ein System entwickelt werden /sollte/, mit dem Analysewerte eines Weines verbildlicht und dem Konsumenten zugänglicher gemacht werden …" und das in einer "… ästhetischen, prägnanten Form, die einzigartig, plausibel und leicht zu entschlüsseln ist …" Mit anderen Worten, ein Bebberl auf der Flasche.
An wen wendet sich das Vinokül?
In einem ersten Schritt an den Wein-Nerd, "… der gerne Wein konsumiert, sich informiert und gewillt ist, sich mit der Flasche auf seinem/ihrem Tisch auseinanderzusetzen …" also erst einmal "… Interessierte, Händler, Fachstudenten, Sommeliers, Weinprüfer, erfahrene Weintrinker und die es werden wollen, etc…."
Wie sieht das Vinokül aus?
Es basiert auf einem von den Studenten entwickelten "Weinperiodensystem", das an das Periodensystem der Elemente angelehnt ist, das kennen wir ja noch zur Genüge aus dem Chemieunterricht. Die verschiedenen Einflussfaktoren wie Rebsorte/n, Restzuckergehalt, Bodenbeschaffenheit, Klima sind die einzelnen "Elemente" des Systems und jeder Wein kann als eine Kombination dieser Elemente in einer Formel dargestellt. Kurz und gut, die Formel ist das Vinokül.
Klingt kompliziert? Nun ja, das System wendet sich ja auch an den Experten, da setzt man ja ein bisschen Vorkenntnisse und Fähigkeit zur Abstraktion voraus. Und wenn man's einmal raushat, ist es auch gar nicht mehr so schwierig.
Deswegen gibt es das Weinperiodensystem und das Vinokül als Bild zur Anschauung (Bilder in besserer Auflösung sind von den Studenten noch nicht freigegeben, aber zur Verdeutlichung der Idee reichen die beiden folgenden Bilder ja aus).
Das Weinperiodensystem
(C) Projektgruppe "Nerds", Fachhochschule Geisenheim
Das Vinokül
(C) Projektgruppe "Nerds", Fachhochschule Geisenheim
Ich finde die Idee durchaus charmant und unbedingt weiter verfolgenswert. Wenn man sich einmal mit dem Periodensystem vertraut gemacht hat, sollte es einem ja nicht schwer fallen, die Formel auf der Flasche zu entschlüsseln.
Aber? Weiß ich dann wirklich, wie der Wein schmeckt? Es ist sicher mit dem Klappentext eines Romans zu vergleichen. Er gibt erste Informationen, man weiß also grob, um was sich der Inhalt dreht und ob der Autor dafür einen Preis gewonnen hat. Aber, ob einem der Roman wirklich gefällt, um das herauszufinden, muss man ihn schon lesen. Und wenn man wissen will, ob einem ein Wein zusagt, dazu muss man ihn trinken. Und das ist auch gut so.
Zum heutigen Wein kann ich leider noch kein Vinokül liefern, weil mir die entsprechenden Daten fehlen, die Rebsorte, Sg? Sa? Also es ist Sangiovese und der Alkoholgehalt hatte es auch in sich, 14.5 vol%, so ein Wein macht schon allein vom Trinken satt. Was aber weder Herrn susa noch mich an einem Nachschlag der dazu gebotenen Spaghetti Bolognese hinderte, übrigens fast nach dem legendären und von vielen als einzig wahres anerkanntemRezept der Schwestern Similizubereitet.
2010 Rosso de Montalcino
Siro Pacenti, Toscana
übrigens, aus der letzten Restpostenaktion von Lobenberg. Ich dachte, ich muss ja mal wieder an dem letzten weißen Fleck auf meiner önologischen Landkarte (wäre ja auch mal ein nettes Projekt, liebe StudentInnen) arbeiten.
Die Arbeit hat sich gelohnt. Ein sehr dunkler, fast schwarzroter Wein, der sehr intensiv nach reifen Sauerkirschen und Pflaumen duftete, dazu auch ein wenig Pfeffer. Am Gaumen weich und wuchtig, samtiges Tannin, konzentriert, nach ein wenig Luft auch feine Bitterschokoladen- und Moccaaromen, Andeutung von Mineral, guter Abgang.
Es tat dem Wein gut, etwas kühler genossen zu werden, zu warm (also bei mehr als 17-18 °C zeigte er sich etwas breit und die subtilen Mineral und Moccaaromen verschwanden wieder.
Und nun bin ich gespannt auf den anderen Italiener, den ich mitgenommen habe. Vielleicht wird das ja doch noch mal was mit mir und den italienischen Weinen, ein viel versprechender Anfang ist (ich weiß gar nicht zum wievielten Male) gemacht.
PS
Ich glaube, ach was, ich bin sicher, die beteiligten Studenten würden sich über ein Feedback auch an dieser Stelle sehr freuen.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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