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"Deutsche, esst deutsche Bananen!" haben wir immer spöttisch gesagt, wenn uns mal wieder jemand unsere Liebe zu den Bordeaux, den großen Burgundern, den Riojas oder Super Tuscans unter die Nase gerieben habt. Vor allem bei Winzerbesuchen hat es mich gelegentlich peinlich berührt, wenn der Winzer, nicht selten in Gestalt des emeritierten Seniorchefs, bei der Verkostung auf die Leute schimpfte, die "des ganse ausländische Zeuchs trinke…" und das "wo mir in Deutschland so fill gude Wein ham …". In der Regel hielten dann just die gebotenen Weine dem postulierten Anspruch nicht stand.
Andererseits haben wir die Franzosen, Italiener und Spanier darum beneidet, mit welcher Selbstverständlichkeit zum Essen und bei jeder Gelegenheit natürlich die einheimischen Gewächse ins Glas kommen. Die Idee, einen anderen als den nationalen/lokalen Wein einzuschenken kommt da nur irgendwelchen neumodischen Spinnern in den Sinn. Die Weinkarten selbst der ambitioniertesten Restaurants sprechen ebenfalls eine deutliche nationale Sprache.
Bei uns ist das ganz anders. Nicht weil wir weltoffen und tolerant wären, nein, weil bei uns Wein kein Kulturgut ist, weil wir uns nicht als Weinbaunation verstehen und Wein bei uns zu den elitären Luxusgütern zählt (auch wenn nur für 1.99€ beim Discounter des Vertrauens erstanden) und Luxus geht nun mal gar nicht.
Da nimmt es auch nicht wunder, wenn im deutschen Bundestag elsässischer Sekt, sorry, Crémant muss es natürlich heißen, ausgeschenkt wird. (Wer da an imperialistische Tendenzen denkt … *tz tz tz).
Ich stell mir das eher so vor. Heutzutage darf eine deutsche Behörde ja kaum noch selbständig und – wie es so nett heißt – unbürokratisch einen defekten Klodeckel ersetzen ohne nicht vorher eine EU-weite korrekte Ausschreibung abgesetzt zu haben und erst mittels Findungskommission den unschlagbar günstigsten Anbieter von Ersatzklodeckeln herausfinden. Der muss natürlich nicht nur nachweisen, dass seine Ersatzklodeckel von unschlagbar hoher Qualität und niedrigstem Preis sind (den Widerspruch kann nur ein verbeamteter Jurist verstehen), er muss natürlich ein Frauenförderprogramm nachweisen, die Integration von anders heraus geforderten Mitmenschen betreiben, das Angebot auf Recyclingpapier einreichen und die gesetzliche geforderte Anzahl von Damentoiletten oder Behindertenparkplätzen auf seinem Betriebsgelände errichtet haben.
Und, so stell ich mir vor, hat eben ein elsässischer Erzeuger das Rennen gemacht. Alles ganz korrekt nach Recht und Gesetz. Und immerhin liegt das Elsass näher an Berlin als beispielsweise Santorin. Man stelle sich vor, demnächst wird beim Staatsbankett Retsina ausgeschenkt, weil Tsantali billiger angeboten hat als Kloster Eberbach, Staatsweingut hin oder her.
Derlei Gedanken gingen einem Mitglied des Bundestages durch den Kopf, weswegen es dazu einen recht lesenswerten Artikel verfasst hat. Dirk Würtz hat den gleichen Tatbestand übrigens in weniger dafür aber schmackigeren Worten ausgedrückt. Er schrieb sinngemäß (ich find die Stelle gerade nicht mehr), dass, würde bei der Amtseinführung eines französischen Präsidenten ein deutscher Riesling ausgeschenkt, müsse der (also vor allem der Präsident) sich nicht wundern, wenn auf dem Hof des Elyseepalastes für ihn eine Guillotine aufgestellt würde.
Und was machen wir? Die Bildzeitung wirft dem guten Mann Lobbyismus vor (immerhin haben seine Eltern eine Sektkellerei) und parteipolitisches Geplänkel, denn er ist in der FDP.
Daraus lernen wir (gut, das haben wir natürlich schon vorher gewusst), dass es eher unerheblich ist, was jemand sagt, sondern entscheidend ist, wer es sagt. Und dass Wein im Allgemeinen und deutscher Wein im Besonderen in Deutschland keine Lobby hat und höchstens dazu dient, Snobs und Angeber in Satire- oder Comedysendungen zu karikieren.
Ich hoffe, die Cuvée Bundestag schmeckt wenigstens; ist ja nicht so, als ob aus dem Elsass kein guter Wein käme.
Aber, lieber Bundestag, hier eine kleine Empfehlung für einen mehr als nur ordentlichen deutschen Winzersekt, den man selbst dem verwöhntesten französischen Gaumen offerieren kann, ohne sich zu blamieren. Es würde mich nicht wundern, wenn er ihn glatt für französisch hielte. Und er kostet wirklich nicht die Welt, da gibt es andere Dinge, die unseren Staatshaushalt belasten und bei entsprechenden Mengen lässt sich sicher über einen Rabatt reden. Und der Betrieb stellt gerade auf ökologischen Weinbau um, das sollte einen Pluspunkt geben. Ich weiß allerdings nicht, wie es um die Damentoiletten und die gender mainstreaming Programme bestellt ist, aber eigentlich ist er ein ganz Netter, der Karl Heinz Wehrheim aus Birkweiler in der Pfalz. Da wo doch schon mal ein den guten klassischen deutschen Genüssen nicht abgeneigter Bundeskanzler herkam. Dessen politische Ansichten muss man nicht teilen und seinen Platz in der Gechichte (kein Tippfehler, bei dem gehört's so) kann hinterfragt werden, aber die Konsequenz mit der er seinen heimischen Genüssen die Treue gehalten hat, die hat mir immer gefallen.
Also Prost! Santé! Cheers! Salud! Yámas! Skål! Proost! Salute! Saúde! Nasdorow'je!
mit
2010 Rosé Sekt brut (blanc de noirs)
Weingut Dr. Wehrheim, Pfalz
zartes Beerenrosa und ein angenehmer Duft von Himbeeren, Brombeeren und frischen Kräutern, am Gaumen leicht verspielt, frisch, angenehme Säure und eher weiche Perlage, am Gaumen wiederum feine Fruchtnoten, Röstbrot, zarte eher angedeutete Süße, mittellanger Abgang. Der macht sich gut gekühlt mit dieser wunderbaren Farbe sehr gut im Glas und passt auch hervorragend zu fischigem Fingerfood oder tomatigen Häppchen.
Und, damit das klar ist, ich bin mit den Wehrheims weder verwandt noch verschwägert, nicht in der FDP und die Cuvée Marie-Luise von Raumland ginge natürlich auch.
Andererseits haben wir die Franzosen, Italiener und Spanier darum beneidet, mit welcher Selbstverständlichkeit zum Essen und bei jeder Gelegenheit natürlich die einheimischen Gewächse ins Glas kommen. Die Idee, einen anderen als den nationalen/lokalen Wein einzuschenken kommt da nur irgendwelchen neumodischen Spinnern in den Sinn. Die Weinkarten selbst der ambitioniertesten Restaurants sprechen ebenfalls eine deutliche nationale Sprache.
Bei uns ist das ganz anders. Nicht weil wir weltoffen und tolerant wären, nein, weil bei uns Wein kein Kulturgut ist, weil wir uns nicht als Weinbaunation verstehen und Wein bei uns zu den elitären Luxusgütern zählt (auch wenn nur für 1.99€ beim Discounter des Vertrauens erstanden) und Luxus geht nun mal gar nicht.
Da nimmt es auch nicht wunder, wenn im deutschen Bundestag elsässischer Sekt, sorry, Crémant muss es natürlich heißen, ausgeschenkt wird. (Wer da an imperialistische Tendenzen denkt … *tz tz tz).
Ich stell mir das eher so vor. Heutzutage darf eine deutsche Behörde ja kaum noch selbständig und – wie es so nett heißt – unbürokratisch einen defekten Klodeckel ersetzen ohne nicht vorher eine EU-weite korrekte Ausschreibung abgesetzt zu haben und erst mittels Findungskommission den unschlagbar günstigsten Anbieter von Ersatzklodeckeln herausfinden. Der muss natürlich nicht nur nachweisen, dass seine Ersatzklodeckel von unschlagbar hoher Qualität und niedrigstem Preis sind (den Widerspruch kann nur ein verbeamteter Jurist verstehen), er muss natürlich ein Frauenförderprogramm nachweisen, die Integration von anders heraus geforderten Mitmenschen betreiben, das Angebot auf Recyclingpapier einreichen und die gesetzliche geforderte Anzahl von Damentoiletten oder Behindertenparkplätzen auf seinem Betriebsgelände errichtet haben.
Und, so stell ich mir vor, hat eben ein elsässischer Erzeuger das Rennen gemacht. Alles ganz korrekt nach Recht und Gesetz. Und immerhin liegt das Elsass näher an Berlin als beispielsweise Santorin. Man stelle sich vor, demnächst wird beim Staatsbankett Retsina ausgeschenkt, weil Tsantali billiger angeboten hat als Kloster Eberbach, Staatsweingut hin oder her.
Derlei Gedanken gingen einem Mitglied des Bundestages durch den Kopf, weswegen es dazu einen recht lesenswerten Artikel verfasst hat. Dirk Würtz hat den gleichen Tatbestand übrigens in weniger dafür aber schmackigeren Worten ausgedrückt. Er schrieb sinngemäß (ich find die Stelle gerade nicht mehr), dass, würde bei der Amtseinführung eines französischen Präsidenten ein deutscher Riesling ausgeschenkt, müsse der (also vor allem der Präsident) sich nicht wundern, wenn auf dem Hof des Elyseepalastes für ihn eine Guillotine aufgestellt würde.
Und was machen wir? Die Bildzeitung wirft dem guten Mann Lobbyismus vor (immerhin haben seine Eltern eine Sektkellerei) und parteipolitisches Geplänkel, denn er ist in der FDP.
Daraus lernen wir (gut, das haben wir natürlich schon vorher gewusst), dass es eher unerheblich ist, was jemand sagt, sondern entscheidend ist, wer es sagt. Und dass Wein im Allgemeinen und deutscher Wein im Besonderen in Deutschland keine Lobby hat und höchstens dazu dient, Snobs und Angeber in Satire- oder Comedysendungen zu karikieren.
Ich hoffe, die Cuvée Bundestag schmeckt wenigstens; ist ja nicht so, als ob aus dem Elsass kein guter Wein käme.
Aber, lieber Bundestag, hier eine kleine Empfehlung für einen mehr als nur ordentlichen deutschen Winzersekt, den man selbst dem verwöhntesten französischen Gaumen offerieren kann, ohne sich zu blamieren. Es würde mich nicht wundern, wenn er ihn glatt für französisch hielte. Und er kostet wirklich nicht die Welt, da gibt es andere Dinge, die unseren Staatshaushalt belasten und bei entsprechenden Mengen lässt sich sicher über einen Rabatt reden. Und der Betrieb stellt gerade auf ökologischen Weinbau um, das sollte einen Pluspunkt geben. Ich weiß allerdings nicht, wie es um die Damentoiletten und die gender mainstreaming Programme bestellt ist, aber eigentlich ist er ein ganz Netter, der Karl Heinz Wehrheim aus Birkweiler in der Pfalz. Da wo doch schon mal ein den guten klassischen deutschen Genüssen nicht abgeneigter Bundeskanzler herkam. Dessen politische Ansichten muss man nicht teilen und seinen Platz in der Gechichte (kein Tippfehler, bei dem gehört's so) kann hinterfragt werden, aber die Konsequenz mit der er seinen heimischen Genüssen die Treue gehalten hat, die hat mir immer gefallen.
Also Prost! Santé! Cheers! Salud! Yámas! Skål! Proost! Salute! Saúde! Nasdorow'je!
mit
2010 Rosé Sekt brut (blanc de noirs)
Weingut Dr. Wehrheim, Pfalz
zartes Beerenrosa und ein angenehmer Duft von Himbeeren, Brombeeren und frischen Kräutern, am Gaumen leicht verspielt, frisch, angenehme Säure und eher weiche Perlage, am Gaumen wiederum feine Fruchtnoten, Röstbrot, zarte eher angedeutete Süße, mittellanger Abgang. Der macht sich gut gekühlt mit dieser wunderbaren Farbe sehr gut im Glas und passt auch hervorragend zu fischigem Fingerfood oder tomatigen Häppchen.
Und, damit das klar ist, ich bin mit den Wehrheims weder verwandt noch verschwägert, nicht in der FDP und die Cuvée Marie-Luise von Raumland ginge natürlich auch.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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