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Di 18. Dez 2012, 10:31
Vorweihnachtlicher Endspurt – oder das Christbaumdilemma
Natürlich sind wir erwachsen und vernünftig und erwachsene und vernünftige Menschen brauchen keinen Christbaum. Schon gar nicht, wenn keine Kinder im Haushalt leben, dafür aber Katzen, die nach kurzer Skepsis voller Elan alle sportlichen Möglichkeiten des neuen Einrichtungsgegenstands erkunden. Ohne Rücksicht auf Verluste oder brennende Kerzen.
Das erwachsene Ich: Nein, es gibt keinen Christbaum. Das ist ökologisch und ökonomisch ungefähr so sinnvoll wie eine sechsspurige Autobahn in der Wüste Gobi. Und nach drei Tagen nadelt das Teil und überall liegen diese Nadeln rum.
Das sentimentale Ich: Aber ein Christbaum gehört zu Weihnachten, Tannennadelduft, Kerzen, die ganzen Anhängerchen, ein jedes mit seiner Geschichte, über viele Jahre zusammengekommen, jedes Jahr ein neues.
Herr susa: Wo willst Du den überhaupt hinstellen und dass Du's gleich weißt, ich verrücke die Boxen nicht um einen Millimeter. Und für das Geld kauf lieber eine gescheite Flasche Wein zum Heiligabend-Essen.
Das erwachsene Ich: Ihr habt ja recht.
Das sentimentale Ich: Aber, es gehört doch nun mal zu Weihnachten, wenigstens ein ganz kleines Bäumchen, eine kleine Zuckerhutfichte im Topf und nach den Tagen kann sie auf die Terrasse und bis nächstes Weihnachten draußen bleiben.
Herr susa: Die vom letzten Jahr hat das auch nicht überlebt.
Das erwachsene Ich: Dann vielleicht ein Plastikchristbaum?
Das sentimentale Ich und Herr susa unisono: Ein Plastikchristbaum????? Niemals!!!!!
Es muss ein Kompromiss her und nach einigem Nachdenken kommt mir die zündende Idee, mein Christbaum, aus Korken! Allein unter Nachhaltigkeitsaspekten kaum zu überbieten, Korken haben wir genug. Und originell ist es überdies und Korken haben wir genug. Und das passt doch zu uns, zu Weinfexen. Und Korken haben wir genug!
Herr susa: Aber nicht die Bordeauxkorken!
Niemals, als ob ich die heilige Bordeauxkorkensammlung antasten würde. Aus unerfindlichen Gründen ist Château Chauvin in die Nichtbordeauxkorkensammlung geraten (aber auf Einzelschicksale kann ich jetzt auch keine Rücksicht mehr nehmen).
Also begebe ich mich (mit zwei linken Händen und einer ausgesprochen individuellen Grobmotorik gesegnet) ans Weihnachtsbaumbasteln.
Theoretisch hab ich mir das ganz einfach vorgestellt, man nehme einen Styroporkegel, winde eine kleine Lichterkette darum, klebe munter Weinflaschenkorken drauf, dazwischen vielleicht ein paar goldene Kugeln, oben drauf ein Engel (weil auf jede Christbaumspitze gehört ein Engel).
Der Ankauf von Styroporkegeln allerdings erwies sich als schwieriger als gedacht, der an amazon angeschlossene Styroporkegelfachhändler konnte erst nach Weihnachten liefern. Im Bastelzubehör waren die Kegel ausverkauft, außerdem – rein theoretisch natürlich – nur 15 cm hohe erhältlich. Ein 15 cm hohes Minichristbäumchen, ich bitte Euch, ich fahre doch keinen Sattelschlepper!
Immerhin entdecke ich in Laden 3 eine Minischultüte zum Selbergestalten, in schlichter Pappe, weiß und 30 cm hoch. Nun gut, mehr wird es wohl nicht werden. Der Ankauf einer Minilichterkette (35 Lichter) ist weniger problembeladen.
Frohgemut geht es ans Werk. Die Lichterkette wird mittels doppelseitigen Klebebands auf dem spitzen Kegel befestigt. Leider ist es fast unmöglich, die Schutzfolie von der zweiten Klebeseite abzuziehen. Jedenfalls nicht, ohne die Kegelform nachhaltig zu zerstören. Also muss die Heißklebepistole her. Allerdings hält die Klebemasse auf Kork nicht besonders gut und auf Klebebandschutzfolie so gut wie gar. Die Korken rutschen.
Gut, nach mehreren Versuchen, inzwischen sind auch 2-Komponenten- und Kraftkleber mit im Spiel, kommt mir die Erkenntnis, dass ich sinnvollerweise besser von unten nach oben als von oben nach unten gearbeitet hätte.
Und natürlich sollen die Korken der edlen Weine, die Comte de Vogües oder Ygay GREs an exponierter Stelle prangen. Von wo sie aber ständig abrutschen. Copa Santa und die (schäm* aber ich schwöre, ich hab ihn nur zum Sauerbrateneinlegen gekauft, Beweis siehe hier ) Baden Edition von Feinkost Albrecht springen dem Betrachter gleich ins Auge, wohingegen Claude Dugat irgendwo hinter Aldinger verschwindet. Herrjessas, wenn man die Korkensammlung so sieht, sollte man meinen, wir tränken nichts anderes als Aldinger und Les Calcinaires von Gauby, jeder zweite Korken trägt dieses Branding.
Mit der Zeit bekomme ich eine gewisse Routine, die Kombination von doppelseitigem Klebeband und Kraftkleber ist viel versprechend, nach ca. 3 Stunden steht der "Baum" und seht selbst (weiter unten), ist er nicht schön geworden. Ein wenig schief, an der rechten Seite muss ich noch ein wenig beiarbeiten.
Falls jemand diese Konstruktion nacharbeiten will, es empfiehlt sich, den Baum erst mal eine Nacht unbeleuchtet stehen zu lassen. Morgens liegen dann wieder einige Korken auf dem Boden daneben (van Volxem hat sehr schlechte Hafteigenschaften!) und bedürfen einer zusätzlichen Fixierung und dann ist es soweit: Testlauf! Das Bäumchen brennt! Quatsch, nein, es leuchtet und es sieht richtig schön aus. Vielleicht fülle ich die Hohlräume noch mit Montageschaum aus. Dann hält es bestimmt ein paar Jahre!
Oder ich bastele im nächsten Jahr etwas auf Basis einer Weinflasche.
Auf die gelungene Konstruktion haben wir gestern Abend getrunken
2011 Riesling von Unserem S Alte Reben QbA
Balthasar Ress, Rheingau
Kräftiges klares Gelb und eine feine Rieslingnase mit Pfirsich und Zitrusfrucht, mineralisch, am Gaumen ordentlicher Biss, etwas Rauch, angenehm trocken mit perfekt eingebundener Säure, und etwas rustikaler Eleganz, guter Abgang. Beim letzten Mal hatten wir dazu noch notiert "besser am zweiten Tag", was wir heute Abend dann noch einmal testen werden.
Seinen Korken kann ich auf dem Christbaum allerdings nicht verewigen, er hat einen Schraubverschluss.
Prost! Und nur kein Stress!
Natürlich sind wir erwachsen und vernünftig und erwachsene und vernünftige Menschen brauchen keinen Christbaum. Schon gar nicht, wenn keine Kinder im Haushalt leben, dafür aber Katzen, die nach kurzer Skepsis voller Elan alle sportlichen Möglichkeiten des neuen Einrichtungsgegenstands erkunden. Ohne Rücksicht auf Verluste oder brennende Kerzen.
Das erwachsene Ich: Nein, es gibt keinen Christbaum. Das ist ökologisch und ökonomisch ungefähr so sinnvoll wie eine sechsspurige Autobahn in der Wüste Gobi. Und nach drei Tagen nadelt das Teil und überall liegen diese Nadeln rum.
Das sentimentale Ich: Aber ein Christbaum gehört zu Weihnachten, Tannennadelduft, Kerzen, die ganzen Anhängerchen, ein jedes mit seiner Geschichte, über viele Jahre zusammengekommen, jedes Jahr ein neues.
Herr susa: Wo willst Du den überhaupt hinstellen und dass Du's gleich weißt, ich verrücke die Boxen nicht um einen Millimeter. Und für das Geld kauf lieber eine gescheite Flasche Wein zum Heiligabend-Essen.
Das erwachsene Ich: Ihr habt ja recht.
Das sentimentale Ich: Aber, es gehört doch nun mal zu Weihnachten, wenigstens ein ganz kleines Bäumchen, eine kleine Zuckerhutfichte im Topf und nach den Tagen kann sie auf die Terrasse und bis nächstes Weihnachten draußen bleiben.
Herr susa: Die vom letzten Jahr hat das auch nicht überlebt.
Das erwachsene Ich: Dann vielleicht ein Plastikchristbaum?
Das sentimentale Ich und Herr susa unisono: Ein Plastikchristbaum????? Niemals!!!!!
Es muss ein Kompromiss her und nach einigem Nachdenken kommt mir die zündende Idee, mein Christbaum, aus Korken! Allein unter Nachhaltigkeitsaspekten kaum zu überbieten, Korken haben wir genug. Und originell ist es überdies und Korken haben wir genug. Und das passt doch zu uns, zu Weinfexen. Und Korken haben wir genug!
Herr susa: Aber nicht die Bordeauxkorken!
Niemals, als ob ich die heilige Bordeauxkorkensammlung antasten würde. Aus unerfindlichen Gründen ist Château Chauvin in die Nichtbordeauxkorkensammlung geraten (aber auf Einzelschicksale kann ich jetzt auch keine Rücksicht mehr nehmen).
Also begebe ich mich (mit zwei linken Händen und einer ausgesprochen individuellen Grobmotorik gesegnet) ans Weihnachtsbaumbasteln.
Theoretisch hab ich mir das ganz einfach vorgestellt, man nehme einen Styroporkegel, winde eine kleine Lichterkette darum, klebe munter Weinflaschenkorken drauf, dazwischen vielleicht ein paar goldene Kugeln, oben drauf ein Engel (weil auf jede Christbaumspitze gehört ein Engel).
Der Ankauf von Styroporkegeln allerdings erwies sich als schwieriger als gedacht, der an amazon angeschlossene Styroporkegelfachhändler konnte erst nach Weihnachten liefern. Im Bastelzubehör waren die Kegel ausverkauft, außerdem – rein theoretisch natürlich – nur 15 cm hohe erhältlich. Ein 15 cm hohes Minichristbäumchen, ich bitte Euch, ich fahre doch keinen Sattelschlepper!
Immerhin entdecke ich in Laden 3 eine Minischultüte zum Selbergestalten, in schlichter Pappe, weiß und 30 cm hoch. Nun gut, mehr wird es wohl nicht werden. Der Ankauf einer Minilichterkette (35 Lichter) ist weniger problembeladen.
Frohgemut geht es ans Werk. Die Lichterkette wird mittels doppelseitigen Klebebands auf dem spitzen Kegel befestigt. Leider ist es fast unmöglich, die Schutzfolie von der zweiten Klebeseite abzuziehen. Jedenfalls nicht, ohne die Kegelform nachhaltig zu zerstören. Also muss die Heißklebepistole her. Allerdings hält die Klebemasse auf Kork nicht besonders gut und auf Klebebandschutzfolie so gut wie gar. Die Korken rutschen.
Gut, nach mehreren Versuchen, inzwischen sind auch 2-Komponenten- und Kraftkleber mit im Spiel, kommt mir die Erkenntnis, dass ich sinnvollerweise besser von unten nach oben als von oben nach unten gearbeitet hätte.
Und natürlich sollen die Korken der edlen Weine, die Comte de Vogües oder Ygay GREs an exponierter Stelle prangen. Von wo sie aber ständig abrutschen. Copa Santa und die (schäm* aber ich schwöre, ich hab ihn nur zum Sauerbrateneinlegen gekauft, Beweis siehe hier ) Baden Edition von Feinkost Albrecht springen dem Betrachter gleich ins Auge, wohingegen Claude Dugat irgendwo hinter Aldinger verschwindet. Herrjessas, wenn man die Korkensammlung so sieht, sollte man meinen, wir tränken nichts anderes als Aldinger und Les Calcinaires von Gauby, jeder zweite Korken trägt dieses Branding.
Mit der Zeit bekomme ich eine gewisse Routine, die Kombination von doppelseitigem Klebeband und Kraftkleber ist viel versprechend, nach ca. 3 Stunden steht der "Baum" und seht selbst (weiter unten), ist er nicht schön geworden. Ein wenig schief, an der rechten Seite muss ich noch ein wenig beiarbeiten.
Falls jemand diese Konstruktion nacharbeiten will, es empfiehlt sich, den Baum erst mal eine Nacht unbeleuchtet stehen zu lassen. Morgens liegen dann wieder einige Korken auf dem Boden daneben (van Volxem hat sehr schlechte Hafteigenschaften!) und bedürfen einer zusätzlichen Fixierung und dann ist es soweit: Testlauf! Das Bäumchen brennt! Quatsch, nein, es leuchtet und es sieht richtig schön aus. Vielleicht fülle ich die Hohlräume noch mit Montageschaum aus. Dann hält es bestimmt ein paar Jahre!
Oder ich bastele im nächsten Jahr etwas auf Basis einer Weinflasche.
Auf die gelungene Konstruktion haben wir gestern Abend getrunken
2011 Riesling von Unserem S Alte Reben QbA
Balthasar Ress, Rheingau
Kräftiges klares Gelb und eine feine Rieslingnase mit Pfirsich und Zitrusfrucht, mineralisch, am Gaumen ordentlicher Biss, etwas Rauch, angenehm trocken mit perfekt eingebundener Säure, und etwas rustikaler Eleganz, guter Abgang. Beim letzten Mal hatten wir dazu noch notiert "besser am zweiten Tag", was wir heute Abend dann noch einmal testen werden.
Seinen Korken kann ich auf dem Christbaum allerdings nicht verewigen, er hat einen Schraubverschluss.
Prost! Und nur kein Stress!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love
