Administrator
- Beiträge: 4163
- Bilder: 20
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
- Wohnort: Niederrhein
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Di 16. Okt 2012, 09:39
Früher (ihr wisst schon, die Zeiten als alles besser war und das Wünschen noch geholfen hat) gab es neben den offiziellen den gesetzlichen Feiertagen noch einige wenige regionale oder solche, an denen es weder schulfrei noch Gedenkfeier gab: Zum Beispiel der Weltspartag, an dem wir unser Schulsparheftchen, dessen Einklebemärkchen ich grundsätzlich verschusselt habe, dem Vertreter der örtlichen Sparkasse präsentierten und es unserem Sparbuch gutgeschrieben bekamen. Und wer am meisten gespart hatte, erhielt ein großes neues Porzellansparschwein. Die anderen bekamen lediglich einen Sparkassenkugelschreiber.
Oder der Welttierschutztag. Da war einfach gar nichts los. Damals haben wir weder Kröten zur regelgerechten Teilnahme am Straßenverkehr verholfen noch für das Bleiberecht virtueller Hamster auf designierten Industriegeländern demonstriert
Heute ist das ganz anders. Ein Blick ins Wikipedia und man sieht, dass inzwischen jeder Tag ein Gedenktag ist. Da gibt es den Tages Deutschen Bieres (23.04.), den Weltgrafikertag (27.04.), den Welttag der Feuchtgebiete (02.02.) oder auch den Weltkatzentag (08.08.). Einen Welttag des Weines hab ich nicht gefunden. Da liegt ja wohl noch eine Aufgabe vor uns.
Ich schlage vor, wir gründen hier erst einmal eine Projektgruppe unter der Leitung eines namhaften Weinjournalisten, sichern uns die wohlwollende Aufmerksamkeit eines möglichst einflussreichen Politikers und verpflichten die jeweils amtierende deutsche Weinkönigin als PR-Managerin. Als Datum schlage ich den 23. Oktober vor, den Namenstag von St. Severin, der auch als Patron der Winzer gilt. Allerdings sollte man alternativ auch nach einem anderen Patron suchen. Severin gehört zu den Stadtheiligen der Stadt Köln, die ja wie bekannt eine Bierbrauerstadt ist.
Genug vom Thema abgeschweift: Heute ist neben dem Welthungertag (nicht zu verwechseln mit dem Welternährungstag, das sind zwei diametral entgegen gesetzte Anliegen) Dictionary Day, also der Tag des Wörterbuches.
Und diesen Tag nehme ich gerne zum Anlass, um mich an dieser Stelle bei allen unermüdlichen Weinlexikonautoren zu bedanken, an allererster Stelle natürlich bei Utz Graafman für das umfänglichste Weinnachschlagewerk, das ich kenne, dem Weinglossar auf weinplus.eu. Es gibt wirklich keine Frage, die dort nicht beantwortet wird. Und ich vertraue diesem Werk auch wesentlich mehr als Wikipedia, wo sich inzwischen auch zu fast allen weinrelevanten Themen Einträge finden. Allerdings nicht immer korrekte. Auch im Wein-ABC und bei Ernesto Pauli klicke ich immer mal gerne herum. Und was das gebundene Buch angeht, so ist der Schmöker von André Dominé ein tolles Bilderbuch, auch für den Weinanfänger. Falls jemand nicht weiß, was er mir zu Weihnachten schenken soll, das Weinlexikon von Mrs. Robinson würde sich in meiner Weinbibliothek noch sehr gut machen.
Andere Projekte wurden voller Enthusiasmus begonnen und fristen dann irgendwann ein vergessenes Dasein.
Weihnachten steht ja quasi vor der Tür, insofern ist es doch gar nicht schlecht, sich zu überlegen, was man seinen weinaffininen Freunden und Verwandten neben einer oder mehreren guten Flaschen/n noch so verehren könnte. Die Weinkrimis sind ja alle irgendwie gleich. Aber was Informatives, was zum Nachschlagen das wird sicher auch gerne entgegengenommen. Und ist alle mal besser als diese launig gemeinten Heftchen, die dann doch meistens auf Gästetoiletten landen, wie "Welcher Wein zu welcher Frau?" (Ich möchte die Antwort auf diese Frage gar nicht so genau wissen.) Oder Rudi Knolls mäßig komische Witze über Wein (Hab ich übrigens auf einer Gästetoilette kennengelernt.)
Dennoch frag ich mich manchmal, was für einen Wein jemand denn nach Durchsicht eines solchen Ratgebers für mich entkorken würde. Einen Bordeaux sicher nur, wenn er etwas mehr von mir weiß. Bordeaux passen bestimmt eher zu sportlich-eleganten etwas blasierten Landedelleuten und Burgunder zu bourgeoisen Privatbankern, Kalifornier zu Späthippies und deutscher Riesling zu Studienräten /schublade zu/. Ich bekomm wahrscheinlich einen Italiener (auch wenn das nun mal gar nicht meine Baustelle ist). Aber macht nix, Hauptsache der Wein ist rot und – wie meine Großmutter selig zu sagen pflegte – das Herz ist schwarz.
Bei unserem letzten Weinspiel hab ich dann auch einen Sangiovese eingepackt, nach Dirk Würtz der einzig zulässige Begleiter zu Pasta. Wäre Herr susa also ein wenig social-Media affiner, hätte er beim Abendessen eigentlich schon drauf kommen können. So aber musste er ganz auf seine sensorischen Fähigkeiten und seine Trinkerfahrung vertrauen (und die ist bei italienischen Weinen auch nicht anders als meine).
2007 Berardenga Chianti Classico
Fattoria Felsina, Toskana
Fast schwarzes Kirschrot und ein sehr würziger Duft nach reifen Kirschen, Tabak, Holz und etwas erdig, am Gaumen schlank, seidiges Tannin, gut stützende Säure, angenehmer Bitterton, der zu einem mittellangen recht komplexen Abgang überleitet.
Ich frag mich immer wieder, warum das nichts wird mit mir und den Italienern. Der Wein hat mir ausnehmend gut gefallen, von lässiger Eleganz, gut strukturiert, aromatisch, würzig, eigentlich genau so wie ich es mag. Sollte man sich eigentlich ein paar Flaschen von hinlegen, war unser übereinstimmendes Fazit, oder sich mal ein wenig mehr mit Italien befassen.
Und dann? Dann haben wir noch eine Kister 2010er Bordeauxfürjedentag nachgesubst und ein bisschen was Châteauneuf-du-Pâpe bestellt. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
Aber vielleicht fahr ich jetzt gleich mal bei Herrn Kleuters vorbei, der ist ja hier ganz in der Nähe, und hol mir mal eine oder zwei Flaschen, er soll mir mal was empfehlen. Und überhaupt: Gravello wär doch auch mal wieder ne Idee, hab ich ewig nicht mehr getrunken.
Oder der Welttierschutztag. Da war einfach gar nichts los. Damals haben wir weder Kröten zur regelgerechten Teilnahme am Straßenverkehr verholfen noch für das Bleiberecht virtueller Hamster auf designierten Industriegeländern demonstriert
Heute ist das ganz anders. Ein Blick ins Wikipedia und man sieht, dass inzwischen jeder Tag ein Gedenktag ist. Da gibt es den Tages Deutschen Bieres (23.04.), den Weltgrafikertag (27.04.), den Welttag der Feuchtgebiete (02.02.) oder auch den Weltkatzentag (08.08.). Einen Welttag des Weines hab ich nicht gefunden. Da liegt ja wohl noch eine Aufgabe vor uns.
Ich schlage vor, wir gründen hier erst einmal eine Projektgruppe unter der Leitung eines namhaften Weinjournalisten, sichern uns die wohlwollende Aufmerksamkeit eines möglichst einflussreichen Politikers und verpflichten die jeweils amtierende deutsche Weinkönigin als PR-Managerin. Als Datum schlage ich den 23. Oktober vor, den Namenstag von St. Severin, der auch als Patron der Winzer gilt. Allerdings sollte man alternativ auch nach einem anderen Patron suchen. Severin gehört zu den Stadtheiligen der Stadt Köln, die ja wie bekannt eine Bierbrauerstadt ist.
Genug vom Thema abgeschweift: Heute ist neben dem Welthungertag (nicht zu verwechseln mit dem Welternährungstag, das sind zwei diametral entgegen gesetzte Anliegen) Dictionary Day, also der Tag des Wörterbuches.
Und diesen Tag nehme ich gerne zum Anlass, um mich an dieser Stelle bei allen unermüdlichen Weinlexikonautoren zu bedanken, an allererster Stelle natürlich bei Utz Graafman für das umfänglichste Weinnachschlagewerk, das ich kenne, dem Weinglossar auf weinplus.eu. Es gibt wirklich keine Frage, die dort nicht beantwortet wird. Und ich vertraue diesem Werk auch wesentlich mehr als Wikipedia, wo sich inzwischen auch zu fast allen weinrelevanten Themen Einträge finden. Allerdings nicht immer korrekte. Auch im Wein-ABC und bei Ernesto Pauli klicke ich immer mal gerne herum. Und was das gebundene Buch angeht, so ist der Schmöker von André Dominé ein tolles Bilderbuch, auch für den Weinanfänger. Falls jemand nicht weiß, was er mir zu Weihnachten schenken soll, das Weinlexikon von Mrs. Robinson würde sich in meiner Weinbibliothek noch sehr gut machen.
Andere Projekte wurden voller Enthusiasmus begonnen und fristen dann irgendwann ein vergessenes Dasein.
Weihnachten steht ja quasi vor der Tür, insofern ist es doch gar nicht schlecht, sich zu überlegen, was man seinen weinaffininen Freunden und Verwandten neben einer oder mehreren guten Flaschen/n noch so verehren könnte. Die Weinkrimis sind ja alle irgendwie gleich. Aber was Informatives, was zum Nachschlagen das wird sicher auch gerne entgegengenommen. Und ist alle mal besser als diese launig gemeinten Heftchen, die dann doch meistens auf Gästetoiletten landen, wie "Welcher Wein zu welcher Frau?" (Ich möchte die Antwort auf diese Frage gar nicht so genau wissen.) Oder Rudi Knolls mäßig komische Witze über Wein (Hab ich übrigens auf einer Gästetoilette kennengelernt.)
Dennoch frag ich mich manchmal, was für einen Wein jemand denn nach Durchsicht eines solchen Ratgebers für mich entkorken würde. Einen Bordeaux sicher nur, wenn er etwas mehr von mir weiß. Bordeaux passen bestimmt eher zu sportlich-eleganten etwas blasierten Landedelleuten und Burgunder zu bourgeoisen Privatbankern, Kalifornier zu Späthippies und deutscher Riesling zu Studienräten /schublade zu/. Ich bekomm wahrscheinlich einen Italiener (auch wenn das nun mal gar nicht meine Baustelle ist). Aber macht nix, Hauptsache der Wein ist rot und – wie meine Großmutter selig zu sagen pflegte – das Herz ist schwarz.
Bei unserem letzten Weinspiel hab ich dann auch einen Sangiovese eingepackt, nach Dirk Würtz der einzig zulässige Begleiter zu Pasta. Wäre Herr susa also ein wenig social-Media affiner, hätte er beim Abendessen eigentlich schon drauf kommen können. So aber musste er ganz auf seine sensorischen Fähigkeiten und seine Trinkerfahrung vertrauen (und die ist bei italienischen Weinen auch nicht anders als meine).
2007 Berardenga Chianti Classico
Fattoria Felsina, Toskana
Fast schwarzes Kirschrot und ein sehr würziger Duft nach reifen Kirschen, Tabak, Holz und etwas erdig, am Gaumen schlank, seidiges Tannin, gut stützende Säure, angenehmer Bitterton, der zu einem mittellangen recht komplexen Abgang überleitet.
Ich frag mich immer wieder, warum das nichts wird mit mir und den Italienern. Der Wein hat mir ausnehmend gut gefallen, von lässiger Eleganz, gut strukturiert, aromatisch, würzig, eigentlich genau so wie ich es mag. Sollte man sich eigentlich ein paar Flaschen von hinlegen, war unser übereinstimmendes Fazit, oder sich mal ein wenig mehr mit Italien befassen.
Und dann? Dann haben wir noch eine Kister 2010er Bordeauxfürjedentag nachgesubst und ein bisschen was Châteauneuf-du-Pâpe bestellt. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
Aber vielleicht fahr ich jetzt gleich mal bei Herrn Kleuters vorbei, der ist ja hier ganz in der Nähe, und hol mir mal eine oder zwei Flaschen, er soll mir mal was empfehlen. Und überhaupt: Gravello wär doch auch mal wieder ne Idee, hab ich ewig nicht mehr getrunken.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love
...und frag mich immer warum mir das so mit den Franzosen, Spaniern, Deutschen, Australiern, Südafrikanern, ..., geht! 
