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Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr. GG

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr. GG

BeitragDi 25. Sep 2012, 07:41

Hausfrauen bzw. mit regelmäßiger Essenszubereitung beauftragte Haushaltsmitglieder kennen das zu Genüge: Die Frage, was man denn morgen kochen solle bzw. was die Lieben denn mal wieder gerne essen würden. Schließlich hat man doch den Ehrgeiz, gesund, frisch, abwechslungsreich und nicht zuletzt auch (Finanz)ressourcenschonend zu kochen. Und da soll einem jeden Tag etwas einfallen?

Der Fragestellung bzw. der Beantwortung derselben kann man sich auf unterschiedliche Art und Weise nähern:

Die Durchsicht der Wochenangebote vom Metzger dV und dem Gemüseladen können da eine Hilfe sein, man kann aber das Gebiss seiner Großmutter darauf verwetten, dass es ausgerechnet dann ein Angebot für grüne Erbsen, Brokkoli und Kalbsleber gibt, wenn einem gerade selber nichts einfällt, außer das all diese Dinge entweder von einem selbst oder aber irgendeinem maßgeblichen Mitglied der restlichen Familie vehement abgelehnt werden. (Merke, der unschlagbare Vorteil des Familienkochs ist, dass er niemals Dinge auf den Tisch bringen muss, die er selber nicht mag!)

Zahllose Webseiten bieten einen "Rezept des Tages"-Service an, sogar per Email ins eigene Postfach. Aber, wie oft kommen dabei wirklich absonderliche Kreationen heraus wie zum Beispiel gar köstliche "Schlemmertöpfe", exotische Pizza- oder Fingerfood-Zubereitungen oder irgendetwas, das beim besten Willen nicht zum Familienessen taugt oder das Rezept verlangt exotische oder gerade nicht greifbare Zutaten, wie zum Beispiel frischer Spargel im Winter.

Alles, was man in den letzten 14 Tagen auf den Tisch gebracht hat, scheidet aus den genannten Gründen aus, und just jetzt gibt es gerade keine Reste, die sinnvoll verwendet werden können oder müssen.

Die letzte Möglichkeit ist dann, seine Lieben zu befragen, was allerdings meistens auch nicht von Erfolg gekrönt ist. Der eine nennt grundsätzlich "Nudeln", was für sich genommen ja noch kein Gericht ist, der Haushaltungsvorstand mit dem Budget im Hinterkopf plädiert für "was Einfaches", was die Sache nicht besser macht. Pubertierende Fünfzehnjährige wiederum bestehen auf Eisbergsalat mit Low-fat-Joghurtdressing, laktosefrei, Hähnchenbruststreifen und ohne Brot. Das sind auch die, die jeden noch so liebevoll arrangierten Teller erst einmal mit deutlich zur Schau getragenem Ekel auf auch das kleinste Molekül sichtbaren Fetts untersuchen und gleichzeitig aufrüttelnde Vorträge halten über Massentierhaltung, Qualzuchten, Antibiotika- und Hormone im Kalbfleisch, Pestizide auf der Paprika, Froschschenkel und Stopfleber. Danach hat dann sowieso niemand mehr auf irgendwas Appetit.

Übrigens ist es absolut kontraproduktiv die Frage nach dem Essen für morgen direkt nach einem üppigen Mahl zu stellen, wenn alles rundum satt um den Tisch sitzt, und sich niemand vorstellen kann, in absehbarer Zeit auch nur irgendeinen Bissen herunterzubekommen (von einem Schokoladenriegel mal abgesehen, der gerät übrigens auch niemals auf den Index der erwähnten Fünfzehnjährigen, Arbeitsbedingungen der Kakaobohnenpflücker hin oder her).

Herr susa pflegt auf die Frage "Schahatz, was soll ich denn morgen mal kochen?" zu antworten "Also, ich wollte morgen einen Riesling/Châteauneuf/Bordeaux/Zinfandel …. trinken!" Nur vollkommen weinunaffine Menschen kämen auf die Idee, dass diese Antwort das Thema gründlich verfehlt hat. Das hilft mir entschieden weiter, vor allem wenn der Wein dann noch exakt angegeben wird.

"Wir haben noch eine Flasche

2009 Fellbacher Lämmler Riesling trocken GG
Weingut G. Aldinger, Württemberg


im Keller, die wollte ich morgen aufmachen, danach vielleicht noch was aus dem Bordelais."

Als ich den Wein kaufte, herrschte ein ziemliches Chaos in der Aldingerschen Probierstube, just zwei Tage vorher hatte man die neuen Preislisten für die 2010er Weine an die treue Kundschaft geschickt und nicht wenige nahmen gleich den folgenden Samstag zum Anlass, zum Weingut ihres Vertrauens zu fahren, um sich mit dem neuen Jahrgang einzudecken. (Die Parkplatzsituation bei Aldingers ist übrigens auch sehr übersichtlich, weswegen ich Herrn susa, Ole und Burgi danke, dass sie mich so früh aus dem Bett gescheucht haben). Nur, wir erinnern uns ja an die 2010er Mengen: Als die treuen Kunden ankamen, hörten sie allenthalten, dass ungefähr die Hälfte der auf der Liste befindlichen Weine bereits ausverkauft sei, vor allem die Basisqualitäten. Und das war noch vor der ProWein, die eine Woche später stattfand. Nicht wenige zogen etwas verärgert wieder ab und ich denke auch, dass man da ein wenig geschickter hätte kommunizieren können.

Was aber der Qualität des Gebotenen nun keinen Abbruch tat.

Der Fellbacher Lämmler zeigte sich schon damals als ein wunderbarer Riesling, mit feinen mineralischen Duft und Aromen von Pfirsich, Grapefruit, auch ein wenig reifer Apfel und Aprikose. Im Mund straff und schmelzig, natürlich wie das heutzutage so ist, nicht furztrocken, sondern noch mit um die 6 g/l (irgendwo hab ich's aufgeschrieben, frag mich bloß, wo) Restzucker und etwa gleich viel Säure. Der Wein wirkte sehr ausgewogen, dicht und klar mit langem sehr aromatischem Abgang. Inzwischen präsentiert er sich noch dichter und kraftvoller, ja erwachsener.

Die Regel sagt, zu eher komplexen Weinen einfache Gerichte (wobei einfach nicht die Anschaffungskosten sondern vielmehr die Gradlinigkeit der Aromen bezeichnet) und dann gibt es noch eine Regel, die zwar heutzutage so nicht mehr stimmt, aber wenn man sie dennoch anwendet, dann schadet das auch nicht. Die Monate-mit-R-Regel: In Monaten mit R gibt es Miesmuscheln (und der Fischhändler mV sagt, dass er in unserer Gegend in Monaten ohne R auch keine verkauft bekommt, obwohl es inzwischen ganzjährig exzellente Muscheln gibt, die auch dank moderner Transportmöglichkeit frisch beim Händler ankommen). Nur etwa 50 km weiter westlich von meinem Wohnort gelegen, in Belgien oder in Holland ('tschulligung, in den Niederlanden), kann ich immer, wenn mir danach ist, moules frites oder verse mosselen essen. Bei uns gab es letzten Freitag die ersten der diesjährigen Saison, wie es sich gehört mit viel Wurzelgemüse in Gemüsebrühe und Weißwein gegart, auch gehören ein paar gequetschte Wacholderbeeren, zwei bis drei Lorbeerblätter und ein wenig Zitronenschale in den Sud (Pfeffer und Salz sowieso, wer es etwas schärfer mag, gebe noch eine kleine getrocknete Chilischote dazu). Kurz vor dem Servieren fein gehackte glatte Petersilie drüber geben.

Und die frites werden erstmal für ein paar Minuten in kochendem Salzwasser blanchiert bevor sie in einer Mischung aus Sonnenblumenöl und Butterschmalz zwei Mal frittiert werden, bis sie goldgelb und knusprig sind.

Die Punktewertung von Herrn susa für diese Kombination war: Muscheln 92 Punkte (das Gemüse hat mir aber zu viel Biss – das Gemüse hat ihm immer zu viel Biss), Fritten 97 Punkte und der Wein 92-93 Punkte – also kulinarisch gesehen ein knapp 94-Punkte Abend!

Und was koche ich morgen?
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Allegro

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr.

BeitragDi 25. Sep 2012, 18:27

:lol: Wie immer herrlich und mit einem breiten Lächeln im Gesicht schön zu lesen 8-)


susa hat geschrieben:Und was koche ich morgen?

Das kommt ganz darauf an, was es dazu zu trinken geben soll ;)
Viele Grüße - Allegro
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susa

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr.

BeitragDi 25. Sep 2012, 18:29

fällt Dir was zu Apfelsaftschorle ein?

lieben Gruß
susa
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innauen

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr.

BeitragDi 25. Sep 2012, 18:46

Und? Was gab es noch aus dem Bordelais? Und was bekamen die Mäuse ;) :D

Grüsse,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Allegro

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr.

BeitragDi 25. Sep 2012, 18:48

susa hat geschrieben:fällt Dir was zu Apfelsaftschorle ein?

Ja - ganz spontan: Kartoffelpuffer.
Viele Grüße - Allegro
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susa

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Re: Auf ein Glas ..... 2009 Fellbacher Lämmler Riesling tr.

BeitragDi 25. Sep 2012, 19:15

Wolf, es gab den 1996 Bahans Haut Brion (sehr gut, ich meine, ich habe den schon mal beschrieben) und die Mäuse haben wir besiegt ;)

lieben Gruß
susa
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