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Heute heißt es Abschied nehmen.
Nein, nein, nicht vom Weinforum. Aber von meinem kleinen treuen vierrädrigen Begleiter, der mir in den letzten knapp acht Jahren eisern die Treue gehalten hat, bei gutem wie bei schlechtem Wetter, auf Autobahn, Landstraße oder Feldweg. Durch die Weinfelder des Bordelais hat er uns treulich gefahren, durch die Provence, durchs Burgund, die Schweiz, an den Bodensee. Jeden Freitag auf den Markt, wo er dank seiner übersichtlichen Abmessungen auch noch in der kleinsten Parklücke Platz fand. Unzählige Weinkisten hat sein Kofferraum transportiert und noch unzähligere leere Flaschen zum Glascontainer gefahren. Und nie hat er schlapp gemacht. Gut an ein paar Macken hat man sich gewöhnt, das machte halt seinen besonderen Charme aus, z.B. an die jahrelang quietschende Beifahrertür, die erst im dritten Anlauf repariert werden konnte. Und die Klimaanlage, die nicht immer so funktionierte wie sie sollte.
Ich komm mir schon ein bisschen schäbig vor, er ist ja doch so was wie ein Familienmitglied und jetzt wird er einfach so abgegeben. In gute Hände, hätte ich Herrn F. am liebsten gesagt, der mir für ihn noch eine erkleckliche Summe geboten hat, zu verrechnen mit dem Kaufpreis für den Ersatz. Immerhin kommt er aus einem tierlosen Nichtraucherhaushalt, scheckheftgepflegt (so'n Quatsch, meistens hab ich die Inspektionen mit Kreditkarte bezahlt), unfallfrei, erste Hand.
So bin ich heute ein bisschen wehmütig, gerade hab ich ihn leer geräumt. Hier steht der Karton mit all den Sachen, die man unbedingt auf seinen Fahrten mitführen muss und die sich mit der Zeit so ansammeln, CDs, CD-Hüllen und eine doch erstaunliche Schnittmenge an CDs mit passenden Hüllen. Pfefferminzbonbons, Eiskratzer, Parkscheiben, Sonnebrillen, Parkquittungen, Einkaufzettel, Wischlappen. Eine Wolldecke. Eine Wolldecke, das war Schwiegervatergesetz, gehört in jedes Auto, falls man mal bei kaltem Wetter irgendwo liegen bleibt. Ein Regenschirm. Der Regenschirm. Im E.Leclerc in Pessac nach fünf konsequent und durchgehend verregneten Urlaubstagen gekauft und als wir mit dem wunderschönen rot karierten Schirm den Supermarkt verließen, riss der Himmel auf und es ward fürderhin kein einziger Regentropfen mehr gesehen, zwei Urlaubswochen lang. Seitdem gehört der "Pessac-Schirm" zum unabdingbaren Urlaubsinventar. Die Warmweste, die hätte ich fast vergessen.
Jetzt sieht er schon ein wenig fremd aus, so leer. Und wenn ich ihn am Donnerstag zum letzten Mal sehen werde, auf dem Parkplatz des Autohauses, ohne Nummernschild, dann wird er mir ganz fremd sein. Ohne Nummernschild ist er jeglicher Identität beraubt und halt nur ein Auto, so ein Ding, das einen von A nach B fährt. Und dann bin ich auch bereit für den Neuen. Aber der tritt ein verdammt schweres Erbe an.
Tschüss, Kleiner. Weißt Du noch, was der allererste Wein war, den Du transportieren durftest? Ein mixed lot würde man wohl sagen, ein paar Flaschen bei einem der zahlreichen Weinhändler dV bestellt und abgeholt, Burgund, Spanien und was vom Schnaitmann, ich weiß es noch genau (bzw. habe es anhand der in unserer Weinbuchhaltung vermerkten Ankaufdaten sicher rekonstruiert).
Wegen Deiner Farbe hat es wie üblich ein paar Diskussionen gegeben, aber ich hab mich durchgesetzt, Du bist wie Deine Vorgänger, Garagenmitbewohner und Nachfolger schwarz. Da bin ich konservativ. Auch wenn das Schwarzfahren bei diesem Wetter beileibe kein Vergnügen ist, aber Gottseidank schwächelt die Klimaanlage ja nur im Winter.
So und wie komm ich jetzt auf den Wein.
Wein bei diesem Wetter? Ab einer bestimmten Temperatur lieber gar kein Wein, Alkohol belastet den Kreislauf dann zu sehr. Und wenn, dann möglichst nicht zu alkoholstark.
Mein liebster Sommerwein, neben einem feinen Rosé (aber die werden mir zum Teil auch schon zu fett) ist ein Vinho Verde, ganz leicht moussierend, frisch, und nicht zu kräftig, so um die 8 – 10o vol% Alkohol. Ich gestehe, dass mir dann an Tagen wie diesen durchaus der Marktführer aus dem unteren Preissegment ins Glas kommt, der ist gar nicht mal so übel, allerdings nicht geeignet einem so anspruchsvollen Publikum, wie ihr es seid, näher vorgestellt zu werden. Ich hab im Sommer aber immer zwei oder drei Flaschen davon kalt liegen.
Allerdings auch noch andere, auch etwas bessere Qualitäten, denen allerdings (jedenfalls denen, die ich kenne) gemeinsam ist, dass sie dann auch gleich wieder alkoholreicher sind. Über diesen Zusammenhang muss ich bei Gelegenheit noch mal genauer philosophieren.
2011 Muralhas de Monção Vinho Verde
Adega Cooperativa Regional de Monção, Portugal
Der ist goldgelb und duftet eher verhalten nach exotischen Früchten, auch ein wenig Pfirsich und Birne, ganz leichtes Perlen, weich, trocken, am Gaumen auch Kräuteraromen, recht harmonisch, 12,5 vol% Alkohol, Abgang eher kurz. Ein erfrischender unkomplizierter Sommerwein, sollte recht kühl getrunken werden (warm wird er auf der Terrasse ja von alleine), allerdings Eiswürfel sind schon Frevel.
Nein, nein, nicht vom Weinforum. Aber von meinem kleinen treuen vierrädrigen Begleiter, der mir in den letzten knapp acht Jahren eisern die Treue gehalten hat, bei gutem wie bei schlechtem Wetter, auf Autobahn, Landstraße oder Feldweg. Durch die Weinfelder des Bordelais hat er uns treulich gefahren, durch die Provence, durchs Burgund, die Schweiz, an den Bodensee. Jeden Freitag auf den Markt, wo er dank seiner übersichtlichen Abmessungen auch noch in der kleinsten Parklücke Platz fand. Unzählige Weinkisten hat sein Kofferraum transportiert und noch unzähligere leere Flaschen zum Glascontainer gefahren. Und nie hat er schlapp gemacht. Gut an ein paar Macken hat man sich gewöhnt, das machte halt seinen besonderen Charme aus, z.B. an die jahrelang quietschende Beifahrertür, die erst im dritten Anlauf repariert werden konnte. Und die Klimaanlage, die nicht immer so funktionierte wie sie sollte.
Ich komm mir schon ein bisschen schäbig vor, er ist ja doch so was wie ein Familienmitglied und jetzt wird er einfach so abgegeben. In gute Hände, hätte ich Herrn F. am liebsten gesagt, der mir für ihn noch eine erkleckliche Summe geboten hat, zu verrechnen mit dem Kaufpreis für den Ersatz. Immerhin kommt er aus einem tierlosen Nichtraucherhaushalt, scheckheftgepflegt (so'n Quatsch, meistens hab ich die Inspektionen mit Kreditkarte bezahlt), unfallfrei, erste Hand.
So bin ich heute ein bisschen wehmütig, gerade hab ich ihn leer geräumt. Hier steht der Karton mit all den Sachen, die man unbedingt auf seinen Fahrten mitführen muss und die sich mit der Zeit so ansammeln, CDs, CD-Hüllen und eine doch erstaunliche Schnittmenge an CDs mit passenden Hüllen. Pfefferminzbonbons, Eiskratzer, Parkscheiben, Sonnebrillen, Parkquittungen, Einkaufzettel, Wischlappen. Eine Wolldecke. Eine Wolldecke, das war Schwiegervatergesetz, gehört in jedes Auto, falls man mal bei kaltem Wetter irgendwo liegen bleibt. Ein Regenschirm. Der Regenschirm. Im E.Leclerc in Pessac nach fünf konsequent und durchgehend verregneten Urlaubstagen gekauft und als wir mit dem wunderschönen rot karierten Schirm den Supermarkt verließen, riss der Himmel auf und es ward fürderhin kein einziger Regentropfen mehr gesehen, zwei Urlaubswochen lang. Seitdem gehört der "Pessac-Schirm" zum unabdingbaren Urlaubsinventar. Die Warmweste, die hätte ich fast vergessen.
Jetzt sieht er schon ein wenig fremd aus, so leer. Und wenn ich ihn am Donnerstag zum letzten Mal sehen werde, auf dem Parkplatz des Autohauses, ohne Nummernschild, dann wird er mir ganz fremd sein. Ohne Nummernschild ist er jeglicher Identität beraubt und halt nur ein Auto, so ein Ding, das einen von A nach B fährt. Und dann bin ich auch bereit für den Neuen. Aber der tritt ein verdammt schweres Erbe an.
Tschüss, Kleiner. Weißt Du noch, was der allererste Wein war, den Du transportieren durftest? Ein mixed lot würde man wohl sagen, ein paar Flaschen bei einem der zahlreichen Weinhändler dV bestellt und abgeholt, Burgund, Spanien und was vom Schnaitmann, ich weiß es noch genau (bzw. habe es anhand der in unserer Weinbuchhaltung vermerkten Ankaufdaten sicher rekonstruiert).
Wegen Deiner Farbe hat es wie üblich ein paar Diskussionen gegeben, aber ich hab mich durchgesetzt, Du bist wie Deine Vorgänger, Garagenmitbewohner und Nachfolger schwarz. Da bin ich konservativ. Auch wenn das Schwarzfahren bei diesem Wetter beileibe kein Vergnügen ist, aber Gottseidank schwächelt die Klimaanlage ja nur im Winter.
So und wie komm ich jetzt auf den Wein.
Wein bei diesem Wetter? Ab einer bestimmten Temperatur lieber gar kein Wein, Alkohol belastet den Kreislauf dann zu sehr. Und wenn, dann möglichst nicht zu alkoholstark.
Mein liebster Sommerwein, neben einem feinen Rosé (aber die werden mir zum Teil auch schon zu fett) ist ein Vinho Verde, ganz leicht moussierend, frisch, und nicht zu kräftig, so um die 8 – 10o vol% Alkohol. Ich gestehe, dass mir dann an Tagen wie diesen durchaus der Marktführer aus dem unteren Preissegment ins Glas kommt, der ist gar nicht mal so übel, allerdings nicht geeignet einem so anspruchsvollen Publikum, wie ihr es seid, näher vorgestellt zu werden. Ich hab im Sommer aber immer zwei oder drei Flaschen davon kalt liegen.
Allerdings auch noch andere, auch etwas bessere Qualitäten, denen allerdings (jedenfalls denen, die ich kenne) gemeinsam ist, dass sie dann auch gleich wieder alkoholreicher sind. Über diesen Zusammenhang muss ich bei Gelegenheit noch mal genauer philosophieren.
2011 Muralhas de Monção Vinho Verde
Adega Cooperativa Regional de Monção, Portugal
Der ist goldgelb und duftet eher verhalten nach exotischen Früchten, auch ein wenig Pfirsich und Birne, ganz leichtes Perlen, weich, trocken, am Gaumen auch Kräuteraromen, recht harmonisch, 12,5 vol% Alkohol, Abgang eher kurz. Ein erfrischender unkomplizierter Sommerwein, sollte recht kühl getrunken werden (warm wird er auf der Terrasse ja von alleine), allerdings Eiswürfel sind schon Frevel.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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