Administrator
- Beiträge: 4163
- Bilder: 20
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
- Wohnort: Niederrhein
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Di 7. Aug 2012, 08:26
Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch so ist, wenn Ihr Gäste erwartet und es soll etwas Gutes zu Essen und zu Trinken geben. Bei manchen Leuten gibt es immer dasselbe, ein pfiffiges Gericht, das dem/der Koch/Köchin gut von der Hand geht und "was hermacht" und dazu den Hauswein. Manche sourcen gleich aus und beauftragen den Caterer ihres Vertrauens, die diesem Umstand Rechnung tragen und auch gleich die Wein- resp. Getränkeauswahl mit erledigen. Und das schmutzige Geschirr und die fleckige Tischwäsche holen sie am nächsten Tag auch wieder ab. Wer es sich leisten kann, beauftragt einen Privatkoch, der mit schwerem Gerät (Julabo, PacoJet, IsiWhip und drei Dutzend Santokumesser) anreist und die eigene Küche kurzerhand zur verbotenen Zone erklärt.
Bei uns geht das so:
Herr susa: Duhu, susa, wir müssen Xsens mal wieder einladen, wir sind "wieder dran" und lass Dir was Gutes einfallen, bei denen ist es auch immer so lecker.
susa: Gut, ich kümmer mich!
Die detaillierte Ausarbeitung liegt dann bei mir, Terminabsprache und Menükomposition. Pfiffig, ausgefallen, aber nicht zu abgedreht, und ausgerechnet im August gibt es viel Monat bei gleichbleibendem Budgetangebot. Saisonal sowieso und die allgemeinen Menüregeln beachtend, also Abwechslung in Textur und Aromen, keine Wiederholungen, Aufbau eines aromatischen Spannungsbogens.
Wenn das Menü steht, schlägt die Stunde des Hausherren, dessen Aufgabe es ist, dem Menü die passenden begleitenden Weine an die Seite zu stellen.
Herr susa: Eigentlich wollte ich aber noch mal den 99er Kirwan trinken, der ist jetzt wirklich perfekt, der wird sicher nicht mehr besser. Passt der nicht zum Hauptgang?
Susa: Hmmm, Hmmm. Es sollte Involtini vom Huhn mit Kräuterfüllung, Sesamkruste und Aprikosensalsa geben – das passt eigentlich kein Bordeaux!
Herr susa: Dann mach was anderes, was mit Rind oder Lamm, dann passt Bordeaux.
Susa: Immer Rind? Und dann passt das irgendwie nicht zum restlichen Menü.
Herr susa: Mach doch was mit Nudeln.
Nudeln gehen immer, aber Nudeln sind schon im Zwischengericht, Ravioli mit Parmesanartischocken.
Herr susa: Und mach doch was mit Schokolade zum Dessert!
Susa: Ist doch viel zu schwer für den Sommer, jetzt wo es so viele schon frische Früchte gibt, Aprikosen, Kirschen usw..
Herr susa: Dazu passt aber kein Banyuls!
susa: Kommt drauf an, aber Banyuls ist ja auch mehr was für den Winter.
Alles auf Anfang!
Langsam nimmt die Sache Gestalt an, das Menü wird noch drei Mal umgeschrieben (und dann hat der Metzger den dringend benötigten Ochsenschwanz doch nicht und es wird auf die Schnelle improvisiert), die Weine sind ausgesucht und dann kommt zum Schluss der Höhepunkt.
Der Meditationswein.
Der Tisch ist abgeräumt, Mocca und Pralinen schnabuliert, auch ein kleines Verdauungsschnäpschen für die Herren, wo ich übrigens den genialen Ingwerschnaps ZenZero von Lars Erdmann aus dem Schnapslädle (Destillerie Kohler aus Stuttgart) wärmstens (im wahrsten Sinne des Wortes) empfehlen kann, der räumt den Magen auf und weil wir dann alle noch so nett zusammen sitzen und der Abend noch jung ist, kommt noch eine richtig gute Flasche auf den Tisch, bei der man auf nichts Rücksicht nehmen muss. Dazu eine gute Zigarre.
2000 La Fleur-Pétrus
Pomerol, Bordeaux
Den haben wir in weiser Voraussicht bereits während des Hauptganges in eine Karaffe gegeben, so dass er inzwischen etwa anderthalb Stunden im kühlen Weinkeller atmen konnte. Für diese Gelegenheit werden auch noch einmal frische Gläser ausgegeben (seitdem ich eine Spülmaschine mit Gläserspülprogramm habe, sehe ich das ausgesprochen gelassen). Herr susa kümmert sich auch noch mal um die passende Hintergrundmusik, unaufdringlich, aber nicht belanglos, feiner leiser Jazz .
Unweigerlich fällt die Floskel "Was geht's uns gut, heute Abend!"
Der Wein ist tief dunkelrot und ruht schwer ja fast würdevoll im Glas. Duft nach Brombeeren, Gewürzen, Leder, Holz streift die Nase. Riechen reicht erst mal aus, alle Facetten des Aromenspiels aufnehmen, noch ein wenig hinterher schnuppern. Ist da nicht auch ein Hauch Lakritz, eine kleine aufregende Bitternis? Und nun ein erster kleiner Schluck. Der Mund füllt sich mit samtiger Eleganz, eine Anmutung von Zigarrenkiste, Leder, reife Pflaume, Bitterschokolade. Abgang recht lang, die Aromen bündelnd.
Schweigen, lächeln, genießen. Ein schöner Abend, genussvoll, harmonisch und wieder mal eine kleine Bordeauxlektion gelernt.
Das Taxi kommt, die Gästen gehen satt und zufrieden, wir räumen den Tisch ab, laden noch eine Spülmaschine, lüften schon mal ordentlich durch und bevor wir uns auch ins Bett begeben, genießen wir noch jeder ein letztes Glas.
Vielleicht verzichte ich dann mal aufs Zähneputzen. Diese Aromen darf man doch nicht so einfach mit schnödem Chlorophyll oder Pfefferminz töten, das ist Sünde. Und einmal wird ja wohl nicht so schlimm sein.
Bei uns geht das so:
Herr susa: Duhu, susa, wir müssen Xsens mal wieder einladen, wir sind "wieder dran" und lass Dir was Gutes einfallen, bei denen ist es auch immer so lecker.
susa: Gut, ich kümmer mich!
Die detaillierte Ausarbeitung liegt dann bei mir, Terminabsprache und Menükomposition. Pfiffig, ausgefallen, aber nicht zu abgedreht, und ausgerechnet im August gibt es viel Monat bei gleichbleibendem Budgetangebot. Saisonal sowieso und die allgemeinen Menüregeln beachtend, also Abwechslung in Textur und Aromen, keine Wiederholungen, Aufbau eines aromatischen Spannungsbogens.
Wenn das Menü steht, schlägt die Stunde des Hausherren, dessen Aufgabe es ist, dem Menü die passenden begleitenden Weine an die Seite zu stellen.
Herr susa: Eigentlich wollte ich aber noch mal den 99er Kirwan trinken, der ist jetzt wirklich perfekt, der wird sicher nicht mehr besser. Passt der nicht zum Hauptgang?
Susa: Hmmm, Hmmm. Es sollte Involtini vom Huhn mit Kräuterfüllung, Sesamkruste und Aprikosensalsa geben – das passt eigentlich kein Bordeaux!
Herr susa: Dann mach was anderes, was mit Rind oder Lamm, dann passt Bordeaux.
Susa: Immer Rind? Und dann passt das irgendwie nicht zum restlichen Menü.
Herr susa: Mach doch was mit Nudeln.
Nudeln gehen immer, aber Nudeln sind schon im Zwischengericht, Ravioli mit Parmesanartischocken.
Herr susa: Und mach doch was mit Schokolade zum Dessert!
Susa: Ist doch viel zu schwer für den Sommer, jetzt wo es so viele schon frische Früchte gibt, Aprikosen, Kirschen usw..
Herr susa: Dazu passt aber kein Banyuls!
susa: Kommt drauf an, aber Banyuls ist ja auch mehr was für den Winter.
Alles auf Anfang!
Langsam nimmt die Sache Gestalt an, das Menü wird noch drei Mal umgeschrieben (und dann hat der Metzger den dringend benötigten Ochsenschwanz doch nicht und es wird auf die Schnelle improvisiert), die Weine sind ausgesucht und dann kommt zum Schluss der Höhepunkt.
Der Meditationswein.
Der Tisch ist abgeräumt, Mocca und Pralinen schnabuliert, auch ein kleines Verdauungsschnäpschen für die Herren, wo ich übrigens den genialen Ingwerschnaps ZenZero von Lars Erdmann aus dem Schnapslädle (Destillerie Kohler aus Stuttgart) wärmstens (im wahrsten Sinne des Wortes) empfehlen kann, der räumt den Magen auf und weil wir dann alle noch so nett zusammen sitzen und der Abend noch jung ist, kommt noch eine richtig gute Flasche auf den Tisch, bei der man auf nichts Rücksicht nehmen muss. Dazu eine gute Zigarre.
2000 La Fleur-Pétrus
Pomerol, Bordeaux
Den haben wir in weiser Voraussicht bereits während des Hauptganges in eine Karaffe gegeben, so dass er inzwischen etwa anderthalb Stunden im kühlen Weinkeller atmen konnte. Für diese Gelegenheit werden auch noch einmal frische Gläser ausgegeben (seitdem ich eine Spülmaschine mit Gläserspülprogramm habe, sehe ich das ausgesprochen gelassen). Herr susa kümmert sich auch noch mal um die passende Hintergrundmusik, unaufdringlich, aber nicht belanglos, feiner leiser Jazz .
Unweigerlich fällt die Floskel "Was geht's uns gut, heute Abend!"
Der Wein ist tief dunkelrot und ruht schwer ja fast würdevoll im Glas. Duft nach Brombeeren, Gewürzen, Leder, Holz streift die Nase. Riechen reicht erst mal aus, alle Facetten des Aromenspiels aufnehmen, noch ein wenig hinterher schnuppern. Ist da nicht auch ein Hauch Lakritz, eine kleine aufregende Bitternis? Und nun ein erster kleiner Schluck. Der Mund füllt sich mit samtiger Eleganz, eine Anmutung von Zigarrenkiste, Leder, reife Pflaume, Bitterschokolade. Abgang recht lang, die Aromen bündelnd.
Schweigen, lächeln, genießen. Ein schöner Abend, genussvoll, harmonisch und wieder mal eine kleine Bordeauxlektion gelernt.
Das Taxi kommt, die Gästen gehen satt und zufrieden, wir räumen den Tisch ab, laden noch eine Spülmaschine, lüften schon mal ordentlich durch und bevor wir uns auch ins Bett begeben, genießen wir noch jeder ein letztes Glas.
Vielleicht verzichte ich dann mal aufs Zähneputzen. Diese Aromen darf man doch nicht so einfach mit schnödem Chlorophyll oder Pfefferminz töten, das ist Sünde. Und einmal wird ja wohl nicht so schlimm sein.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love
