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Weinkenner werden ist nicht einfach. Wer von uns wüsste das besser als wir, die wir uns fast täglich der Vervollkommnung in dieser Disziplin widmen, praktisch wie theoretisch. Mag auch alle Theorie grau sein, so ist sie doch durchaus hilfreich und sinnvoll und hilft dem Weinneuling ebenso wie dem amateur averti sich in der wunderbaren Welt des Weines zurecht zu finden.
Denn das ist ja gar nicht so einfach. Nicht nur dass es unzählige Rebsorten und deren sinnige und unsinnige (Syrah-Gutedel) Kombinationen gibt, es gilt auch Anbaugebiete, Winzernamen, Klassifikationen, An- und Ausbaumethoden, ach was Methoden –Glaubensrichtungen! zu verinnerlichen und zu werten.
In diesem Zusammenhang tut man wohl daran, sich vor allem im Falle ausländischer Weine auch mit den Ausspracheregeln der jeweiligen Muttersprache des verkosteten – vor allem aber des zu erwerbenden – Weines, der Winzernamen oder sonstigem Fachvokabular vertraut zu machen.
Damit meine ich jetzt nicht nur die hinlänglich bekannte Aussprache des Begleitwörtchens Cos im Namen einiger bordelaiser Crus, das scharf ausgesprochen wird (Koss) im Gegensatz zu der bekannten Ausspracheregel, die besagt, dass Endungs-s und - c muet also stumm sind (siehe l'héros, le dos, le porc, français ….) . Es gibt noch mehr Fußangeln.
An Pinogrittscho sind einschlägige Gastronomen ja hinlänglich gewöhnt, dass es in bestimmten Kreisen als schick gilt, Barrique auf der ersten Silbe zu betonen (ebenso wie Dessert oder Buffet) hindert die Verständlichkeit ja nicht wesentlich.
Ein befreundeter Weinhändler berichtete letztens, dass ein Kunde beherzt in seinen Laden trat und mit fester Stimme einen "Schenkscher" verlangte. Da wird's schon kniffliger, aber Axel hat dann doch herausgefunden, dass der Herr einen Sancerre zu erwerben wünschte, auf dass ihm geholfen werden konnte.
Noch schwieriger wird es, wenn kreative leicht Dialekt gefärbte Aussprachevariationen auf Halbwissen treffen. So wie ein ehemaliger Chef von mir (unschwer als Rheinländer zu erkennen) nur "Jrangkrüklass" trank, "watt annders kommt misch nisch ins Jlas!". Eine Nachfrage welchen genau er denn bevorzuge hätte die eigene Karriere jetzt nicht beflügelt, bei Weingeschenken musste man halt nur drauf achten, dass die einschlägige Wortkombination auf dem Etikett stand.
Lachen wir nicht zu laut drüber, wir haben alle mal klein angefangen und man kann ja nicht alle Fremdsprachen und ihre Ausspracheregeln beherrschen. Wer übrigens in Kalifornien einen Zinfandel zu trinken oder zu kaufen wünscht, der werfe bei der Bestellaufgabe am besten fast alle Vokale über Bord, dann klingt es in den amerikanischen Ohren richtig "Znfndäll". Und er wundere sich auch nicht unbedingt über kreative Abkürzungen "Käbfrän". Im Spanischen reicht es, an entscheidender Steller ein "j" einzuflechten "Tempranihjo" und das "s" wie eine Mischung aus Zungenfehler und "th" (tie-äjtsch) zu intonieren.
Der heutige Wein ist recht einfach auszusprechen, fast wie man's schreibt, mit einem angedeuteten Nasal in der Mitte (aber mit den Nasalen nehmen es die Provenzalen nicht sehr genau). Mit
2010 Calendal "Plan du Dieu"
Philippe Cambie et Gilles Ferran, Côtes du Rhône
auf provenzalisch "Calendau" erweist Cambie dem Heimatdichter Frédéric Mistral seine Reverenz. Calendal ist ein Gedicht über einen armen Fischer, der aber wie es sich für eine ordentliche Ballade gehört, zu Höherem berufen ist und die bezaubernde Estrelle liebt. Wie die Geschichte ausgeht, habe ich leider nicht herausfinden können. Ich habe den Text im Netz nur auf Okzitanisch gefunden. Ich hoffe aber, es gab es ein Happy End.
Auch hat die Etikettengestaltung keine christliche Intention, sondern bezeichnet Calendals Beruf. Noch weniger ist es ein Hinweis auf eine perfekte Marriage dieses außergewöhnlichen Weins mit einem passenden Mahl. Das ist ein Wein für rotes Fleisch, für eine stundenlang gekochte Daube, für ein gegrilltes Ochsenkotelett, für Wildpfeffer oder geschmorte Lammschulter.
Der Wein (eine Cuvée aus Mourvèdre und Grenache) ist schon fast mehr schwarz als rot und der 2010er befindet sich derzeit noch in einer verführerisch kräftigen Fruchtphase. Ein betörender Duft von süßer Kirsche, Lakritz, Kaffee und Rosen und dann im Mund warme dichte süße Amarenakirsche, Vanille, etwas Holz, wunderbare Kombination aus Kraft, Schmelz, dichten Aromen, sehr intensiver langer Abgang, wiederum floral, etwas adstringierendes Tannin.
Eher ein Winterwein, einer für den Kamin, einer, der auch mit Bitterschokolade kann, einer zum Kauen. (Allerdings ist das hier im Moment auch eher herbstlich kühl und überhaupt - immer diese Schubladen).
Prost!
Denn das ist ja gar nicht so einfach. Nicht nur dass es unzählige Rebsorten und deren sinnige und unsinnige (Syrah-Gutedel) Kombinationen gibt, es gilt auch Anbaugebiete, Winzernamen, Klassifikationen, An- und Ausbaumethoden, ach was Methoden –Glaubensrichtungen! zu verinnerlichen und zu werten.
In diesem Zusammenhang tut man wohl daran, sich vor allem im Falle ausländischer Weine auch mit den Ausspracheregeln der jeweiligen Muttersprache des verkosteten – vor allem aber des zu erwerbenden – Weines, der Winzernamen oder sonstigem Fachvokabular vertraut zu machen.
Damit meine ich jetzt nicht nur die hinlänglich bekannte Aussprache des Begleitwörtchens Cos im Namen einiger bordelaiser Crus, das scharf ausgesprochen wird (Koss) im Gegensatz zu der bekannten Ausspracheregel, die besagt, dass Endungs-s und - c muet also stumm sind (siehe l'héros, le dos, le porc, français ….) . Es gibt noch mehr Fußangeln.
An Pinogrittscho sind einschlägige Gastronomen ja hinlänglich gewöhnt, dass es in bestimmten Kreisen als schick gilt, Barrique auf der ersten Silbe zu betonen (ebenso wie Dessert oder Buffet) hindert die Verständlichkeit ja nicht wesentlich.
Ein befreundeter Weinhändler berichtete letztens, dass ein Kunde beherzt in seinen Laden trat und mit fester Stimme einen "Schenkscher" verlangte. Da wird's schon kniffliger, aber Axel hat dann doch herausgefunden, dass der Herr einen Sancerre zu erwerben wünschte, auf dass ihm geholfen werden konnte.
Noch schwieriger wird es, wenn kreative leicht Dialekt gefärbte Aussprachevariationen auf Halbwissen treffen. So wie ein ehemaliger Chef von mir (unschwer als Rheinländer zu erkennen) nur "Jrangkrüklass" trank, "watt annders kommt misch nisch ins Jlas!". Eine Nachfrage welchen genau er denn bevorzuge hätte die eigene Karriere jetzt nicht beflügelt, bei Weingeschenken musste man halt nur drauf achten, dass die einschlägige Wortkombination auf dem Etikett stand.
Lachen wir nicht zu laut drüber, wir haben alle mal klein angefangen und man kann ja nicht alle Fremdsprachen und ihre Ausspracheregeln beherrschen. Wer übrigens in Kalifornien einen Zinfandel zu trinken oder zu kaufen wünscht, der werfe bei der Bestellaufgabe am besten fast alle Vokale über Bord, dann klingt es in den amerikanischen Ohren richtig "Znfndäll". Und er wundere sich auch nicht unbedingt über kreative Abkürzungen "Käbfrän". Im Spanischen reicht es, an entscheidender Steller ein "j" einzuflechten "Tempranihjo" und das "s" wie eine Mischung aus Zungenfehler und "th" (tie-äjtsch) zu intonieren.
Der heutige Wein ist recht einfach auszusprechen, fast wie man's schreibt, mit einem angedeuteten Nasal in der Mitte (aber mit den Nasalen nehmen es die Provenzalen nicht sehr genau). Mit
2010 Calendal "Plan du Dieu"
Philippe Cambie et Gilles Ferran, Côtes du Rhône
auf provenzalisch "Calendau" erweist Cambie dem Heimatdichter Frédéric Mistral seine Reverenz. Calendal ist ein Gedicht über einen armen Fischer, der aber wie es sich für eine ordentliche Ballade gehört, zu Höherem berufen ist und die bezaubernde Estrelle liebt. Wie die Geschichte ausgeht, habe ich leider nicht herausfinden können. Ich habe den Text im Netz nur auf Okzitanisch gefunden. Ich hoffe aber, es gab es ein Happy End.
Auch hat die Etikettengestaltung keine christliche Intention, sondern bezeichnet Calendals Beruf. Noch weniger ist es ein Hinweis auf eine perfekte Marriage dieses außergewöhnlichen Weins mit einem passenden Mahl. Das ist ein Wein für rotes Fleisch, für eine stundenlang gekochte Daube, für ein gegrilltes Ochsenkotelett, für Wildpfeffer oder geschmorte Lammschulter.
Der Wein (eine Cuvée aus Mourvèdre und Grenache) ist schon fast mehr schwarz als rot und der 2010er befindet sich derzeit noch in einer verführerisch kräftigen Fruchtphase. Ein betörender Duft von süßer Kirsche, Lakritz, Kaffee und Rosen und dann im Mund warme dichte süße Amarenakirsche, Vanille, etwas Holz, wunderbare Kombination aus Kraft, Schmelz, dichten Aromen, sehr intensiver langer Abgang, wiederum floral, etwas adstringierendes Tannin.
Eher ein Winterwein, einer für den Kamin, einer, der auch mit Bitterschokolade kann, einer zum Kauen. (Allerdings ist das hier im Moment auch eher herbstlich kühl und überhaupt - immer diese Schubladen).
Prost!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love