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Über die männlichen Entscheidungswege hat meine Kollegin Toni ja letzte Woche so unnachahmlich charmant gebloggt, hier. Und was man am Beispiel von Badezimmerfliesen oder Fernsehgeräten (unter besonderer Berücksichtigung zeitnah anstehender sportlicher Großereignisse) anschaulich erklären kann, das klappt natürlich auch mit Wein. Überhaupt: Sage mir, wie Du Deinen Wein kaufst, und ich sage Dir, wer Du bist. Sollte also eine der hier mitlesenden Damen (von denen man ja Weinaffinität voraussetzen kann, ja muss) in absehbarer Zukunft so nachhaltig zu einem Herrn in Liebe fallen, dass eine engere und längere Verbindung nicht ausgeschlossen werden soll, dann mag sie nach der ersten Phase der ersten schmetterlingsleichten Verliebtheit hier wertvolle Hinweise über Charakter des Auserwählten und die Zukunftsaussichten der Verbindung entnehmen:
Küchen- und westentaschenpsychologisch unterscheiden wir fünf Typen von Männern, auch Mischformen sind nicht selten.
Typ 1: Der Ungehobelte
Er mag keinen Wein, er mag am liebsten Bier oder koffeinhaltige Frischgetränke vorzugsweise aus der Flasche genossen. Er gibt die Fernsehfernbedienung nicht ab, legt wenig Wert auf liebe- und geschmackvoll zubereitetes Essen. Bittet man ihn dennoch, "einen leckeren Wein zum Abendessen" mitzubringen, wählt er im Supermarkt den mit der niedrigsten Preis-Mengen-Relation (dem Vernehmen nach liegt der Rekord hier bei 49ct/Liter), Verpackung, Rebsorte, Anbaugebiet, Weinfarbe – vollkommen egal. Sicherheitshalber bringt er aber noch einen Kasten Bier mit, Premiummarke mit Formel1-Werbung.
Fazit: Hände weg! Auch wenn er alle Elektroleitungen im Hause reparieren kann!
Typ 2: Der Sensible
Er orientiert sich an Alkohol- und Säurewerten, zu hohe Alkoholgrade oder extremer Holzausbau sind ihm zu viel. Ihm sind Biolabel oder FairTrade-Siegel ebenso wichtig wie das Preis-Leistungs-Verhältnis; die Möglichkeit der Leergutrückgabe beeinflusst seine Kaufentscheidung positiv. Seine Kenntnisse bezieht er aus Publikationen wie ÖkoTest und Schrot und Korn. Sein Lebensmotto "Alles in Maßen"! Er diskutiert mit wohl überlegten Argumenten und überzeugt mit hohem Wissen um globale Zusammenhänge. Nicht selten ist ihm eine etwas unangenehme wohlwollende Nachsichtigkeit zu Eigen, die temperamentvolle Charaktere spätestens nach 7 Monaten auf die Palme bringt.
Fazit: 100%ig verlässlich, liebevoll, ihm fehlt aber entschieden der Überraschungseffekt (sowie ein gewisser Sexappeal) und Achtung! Irgendeine Macke haben sie alle! Bevor Du, liebe Geschlechtsgenossin, die nicht herausgefunden hast – abwarten!
Typ 3: Der Experte
Bring ihm nie eine Flasche mit, wenn er Dich zum Essen einlädt. Er wird – auch wenn er sich noch so große Mühe gibt – zunächst taxierend aufs Etikett schauen. Anbaugebiet, Jahrgang, Winzer, Rebsorte. Er kennt sie alle, er hat Parkernotierungen, Preislisten der 125 wichtigsten Händler, Ergebnisse aller relevanten Verkostungen abgespeichert wie ein Börsianer die Aktienkurse der letzten Jahre. Sein Weinkeller macht ohne Mühe der Sansibar auf Sylt Konkurrenz. Es gibt kein Weinforum, keine facebook-Weingruppe, kein einschlägiges G+-Hangout, bei dem er nicht registriert ist, und kein ernstzunehmendes Weinblog, das er nicht abonniert hat. Er kennt alle maßgeblichen und weniger maßgeblichen Weinpersönlichkeiten, sogar mich, wenn auch nur dem Namen nach. Das größte Kompliment, das er Dir zum mitgebrachten Wein machen wird (für den Du Dich natürlich beim angesagtesten Händler der nächstgelegenen Großstadt hast eingehend beraten lassen und sicherheitshalber den mitgenommen hast, der eigentlich ziemlich über Deinem Budget lag), ist die Frage: "Darf ich fragen, was Du für den bezahlt hast!". Du wirst den Preis um etwa 10-15% unterlügen und er wird antworten: "OK, das geht ja noch!"
Fazit: Ein intelligenter, genussaffiner, interessanter Mensch und wenn es mal nicht um Wein geht, liebevoll, zärtlich, auch in angenehmen Verhältnissen lebend. Aber – wann geht es bei ihm mal nicht um Wein? Hier kann eine Verbindung mittel- oder langfristig nur klappen, wenn Du mindestens genauso weinverrückt bist und größtes Vergnügen aus einer vehement geführten Diskussion über Terroir, Spontanvergärung und Lagenklassifikation hast.
Typ 4: Der Ästhet
Sein überschaubarer Weinkeller ist mit Beratung eines kompetenten Weinhändlers ordentlich zusammengestellt, er kauft lieber anlassorientiert, er sammelt nicht, zumindest keinen Wein. Er hat einige Flaschen mit unübersehbar geschmackvollem Etikettendesign dazu gesellt und die größte Sammlung von Zaltogläsern, die Du außerhalb der ambitionierten Gastronomie jemals gesehen hast. Seine Wohnung ist geschmackvoll eingerichtet, sein bester Freund ist der angesagte Inneneinrichter, er kleidet sich teuer und mit lässiger Eleganz. Er hat ein Opernabo. Er hat einen einträglichen Job in einer interessanten Branche. Auf Reisen bevorzugt er Luxushotels in exotischer Umgebung. Er spricht 5 – 6 Sprachen fließend und malt oder fotografiert ein wenig und durchaus nicht ohne Talent. Er geht regelmäßig zu einem Friseur der teurer ist als Deiner und das, ohne dass man ihn daran erinnert.
Fazit: Du fragst Dich, was er ausgerechnet an Dir findet! Mit Recht!
Typ 5: Deiner
Er ist einem eiskalten Bier mit Kumpels nicht abgeneigt. Er kann halbkalte Pizza aus dem Lieferkarton mit der gleichen Hingabe futtern (vorausgesetzt ein Spiel seines Lieblingsvereins läuft im Fernsehen) wie ein mit Liebe bereitetes Menü in Deiner Küche, ein zwangloses Essen mit der Clique oder ein Essen in einem ambitionierten Restaurant genießen. Er steht nicht auf Chris de Burgh und auch nicht auf nordic walking. Er ist intelligent, zärtlich, aufmerksam, witzig. Er hat einen gut geschulten Weingeschmack, probiert immer gerne Neues aus. Ihn interessiert die Kork/Schrauber/Vinolok-Diskussion nur am Rande. Er ist nicht dogmatisch.
Fazit: Überleg nicht lange! Er ist in Ordnung, auch wenn er die Zahnpastatube nicht zudreht oder beim Frühstück Zeitung liest, siehe 2, eine Macke haben sie alle.
Meine höchstpersönliche Nummer 5 (Mischtyp zu 4, großer Weinkeller, kennt zwar die meisten Bewertungen und Informationen nicht auswendig, weiß aber wo er alle findet) wurde letztens wieder einmal vor die manchmal unlösbare Aufgabe gestellt, einen Wein aus unserem Keller zum Essen zu holen, der folgenden Anforderungen gerecht wurde: Nicht weinaffine Gäste, also nicht zu kompliziert, finden aber "es muss nicht immer französischer/ausländischer Wein sein", trocken soll es sein, aber eher nominell als real, ein Gast mag keinen Rotwein, es soll zu Lachsrillettes passen. Paah, eine seiner leichtesten Übungen
Er kommt aus dem Keller mit
2010 Pulvermächer Stetten Riesling QbA **
G. Aldinger, Württemberg
Der Wein ist von einem klaren hellen Goldgelb und duftet fein nach Zitrusfrüchten und Pfirsich, auch eine zarte Note von frischen Gartenkräutern schwingt mit, Liebstöckel und Majoran. Am Gaumen eine weiche Mischung aus Zitrusfrüchten, Pfirsich, Kräutern und Mineral, angenehme Säure gepaart mit einer ganz zarten Fruchtsüße, die Zitrusaromen nehmen nach einiger etwas überhand, mittlerer Abgang.
Die zwei Sterne sind eine hauseigene Klassifizierung, deren genaue Funktionsweise ich mal von einem der Herren Aldinger erklärt bekommen aber leider wieder vergessen habe.
Viel Wein fürs Geld, auch wenn manche Zeitgenossen (siehe Nr. 1) niemals fast 9€ für eine Flasche Wein ausgeben würden, dafür bekommt man doch schon fast ne ganze Kiste Bier (Pfand jetzt mal nicht gerechnet und Pfand ist auch viel umweltfreundlicher, so!)
In der Hoffnung, auch einmal praktische Lebenshilfe geboten zu haben verbleibe ich mit einem
Prost
susa
Küchen- und westentaschenpsychologisch unterscheiden wir fünf Typen von Männern, auch Mischformen sind nicht selten.
Typ 1: Der Ungehobelte
Er mag keinen Wein, er mag am liebsten Bier oder koffeinhaltige Frischgetränke vorzugsweise aus der Flasche genossen. Er gibt die Fernsehfernbedienung nicht ab, legt wenig Wert auf liebe- und geschmackvoll zubereitetes Essen. Bittet man ihn dennoch, "einen leckeren Wein zum Abendessen" mitzubringen, wählt er im Supermarkt den mit der niedrigsten Preis-Mengen-Relation (dem Vernehmen nach liegt der Rekord hier bei 49ct/Liter), Verpackung, Rebsorte, Anbaugebiet, Weinfarbe – vollkommen egal. Sicherheitshalber bringt er aber noch einen Kasten Bier mit, Premiummarke mit Formel1-Werbung.
Fazit: Hände weg! Auch wenn er alle Elektroleitungen im Hause reparieren kann!
Typ 2: Der Sensible
Er orientiert sich an Alkohol- und Säurewerten, zu hohe Alkoholgrade oder extremer Holzausbau sind ihm zu viel. Ihm sind Biolabel oder FairTrade-Siegel ebenso wichtig wie das Preis-Leistungs-Verhältnis; die Möglichkeit der Leergutrückgabe beeinflusst seine Kaufentscheidung positiv. Seine Kenntnisse bezieht er aus Publikationen wie ÖkoTest und Schrot und Korn. Sein Lebensmotto "Alles in Maßen"! Er diskutiert mit wohl überlegten Argumenten und überzeugt mit hohem Wissen um globale Zusammenhänge. Nicht selten ist ihm eine etwas unangenehme wohlwollende Nachsichtigkeit zu Eigen, die temperamentvolle Charaktere spätestens nach 7 Monaten auf die Palme bringt.
Fazit: 100%ig verlässlich, liebevoll, ihm fehlt aber entschieden der Überraschungseffekt (sowie ein gewisser Sexappeal) und Achtung! Irgendeine Macke haben sie alle! Bevor Du, liebe Geschlechtsgenossin, die nicht herausgefunden hast – abwarten!
Typ 3: Der Experte
Bring ihm nie eine Flasche mit, wenn er Dich zum Essen einlädt. Er wird – auch wenn er sich noch so große Mühe gibt – zunächst taxierend aufs Etikett schauen. Anbaugebiet, Jahrgang, Winzer, Rebsorte. Er kennt sie alle, er hat Parkernotierungen, Preislisten der 125 wichtigsten Händler, Ergebnisse aller relevanten Verkostungen abgespeichert wie ein Börsianer die Aktienkurse der letzten Jahre. Sein Weinkeller macht ohne Mühe der Sansibar auf Sylt Konkurrenz. Es gibt kein Weinforum, keine facebook-Weingruppe, kein einschlägiges G+-Hangout, bei dem er nicht registriert ist, und kein ernstzunehmendes Weinblog, das er nicht abonniert hat. Er kennt alle maßgeblichen und weniger maßgeblichen Weinpersönlichkeiten, sogar mich, wenn auch nur dem Namen nach. Das größte Kompliment, das er Dir zum mitgebrachten Wein machen wird (für den Du Dich natürlich beim angesagtesten Händler der nächstgelegenen Großstadt hast eingehend beraten lassen und sicherheitshalber den mitgenommen hast, der eigentlich ziemlich über Deinem Budget lag), ist die Frage: "Darf ich fragen, was Du für den bezahlt hast!". Du wirst den Preis um etwa 10-15% unterlügen und er wird antworten: "OK, das geht ja noch!"
Fazit: Ein intelligenter, genussaffiner, interessanter Mensch und wenn es mal nicht um Wein geht, liebevoll, zärtlich, auch in angenehmen Verhältnissen lebend. Aber – wann geht es bei ihm mal nicht um Wein? Hier kann eine Verbindung mittel- oder langfristig nur klappen, wenn Du mindestens genauso weinverrückt bist und größtes Vergnügen aus einer vehement geführten Diskussion über Terroir, Spontanvergärung und Lagenklassifikation hast.
Typ 4: Der Ästhet
Sein überschaubarer Weinkeller ist mit Beratung eines kompetenten Weinhändlers ordentlich zusammengestellt, er kauft lieber anlassorientiert, er sammelt nicht, zumindest keinen Wein. Er hat einige Flaschen mit unübersehbar geschmackvollem Etikettendesign dazu gesellt und die größte Sammlung von Zaltogläsern, die Du außerhalb der ambitionierten Gastronomie jemals gesehen hast. Seine Wohnung ist geschmackvoll eingerichtet, sein bester Freund ist der angesagte Inneneinrichter, er kleidet sich teuer und mit lässiger Eleganz. Er hat ein Opernabo. Er hat einen einträglichen Job in einer interessanten Branche. Auf Reisen bevorzugt er Luxushotels in exotischer Umgebung. Er spricht 5 – 6 Sprachen fließend und malt oder fotografiert ein wenig und durchaus nicht ohne Talent. Er geht regelmäßig zu einem Friseur der teurer ist als Deiner und das, ohne dass man ihn daran erinnert.
Fazit: Du fragst Dich, was er ausgerechnet an Dir findet! Mit Recht!
Typ 5: Deiner
Er ist einem eiskalten Bier mit Kumpels nicht abgeneigt. Er kann halbkalte Pizza aus dem Lieferkarton mit der gleichen Hingabe futtern (vorausgesetzt ein Spiel seines Lieblingsvereins läuft im Fernsehen) wie ein mit Liebe bereitetes Menü in Deiner Küche, ein zwangloses Essen mit der Clique oder ein Essen in einem ambitionierten Restaurant genießen. Er steht nicht auf Chris de Burgh und auch nicht auf nordic walking. Er ist intelligent, zärtlich, aufmerksam, witzig. Er hat einen gut geschulten Weingeschmack, probiert immer gerne Neues aus. Ihn interessiert die Kork/Schrauber/Vinolok-Diskussion nur am Rande. Er ist nicht dogmatisch.
Fazit: Überleg nicht lange! Er ist in Ordnung, auch wenn er die Zahnpastatube nicht zudreht oder beim Frühstück Zeitung liest, siehe 2, eine Macke haben sie alle.
Meine höchstpersönliche Nummer 5 (Mischtyp zu 4, großer Weinkeller, kennt zwar die meisten Bewertungen und Informationen nicht auswendig, weiß aber wo er alle findet) wurde letztens wieder einmal vor die manchmal unlösbare Aufgabe gestellt, einen Wein aus unserem Keller zum Essen zu holen, der folgenden Anforderungen gerecht wurde: Nicht weinaffine Gäste, also nicht zu kompliziert, finden aber "es muss nicht immer französischer/ausländischer Wein sein", trocken soll es sein, aber eher nominell als real, ein Gast mag keinen Rotwein, es soll zu Lachsrillettes passen. Paah, eine seiner leichtesten Übungen
Er kommt aus dem Keller mit
2010 Pulvermächer Stetten Riesling QbA **
G. Aldinger, Württemberg
Der Wein ist von einem klaren hellen Goldgelb und duftet fein nach Zitrusfrüchten und Pfirsich, auch eine zarte Note von frischen Gartenkräutern schwingt mit, Liebstöckel und Majoran. Am Gaumen eine weiche Mischung aus Zitrusfrüchten, Pfirsich, Kräutern und Mineral, angenehme Säure gepaart mit einer ganz zarten Fruchtsüße, die Zitrusaromen nehmen nach einiger etwas überhand, mittlerer Abgang.
Die zwei Sterne sind eine hauseigene Klassifizierung, deren genaue Funktionsweise ich mal von einem der Herren Aldinger erklärt bekommen aber leider wieder vergessen habe.
Viel Wein fürs Geld, auch wenn manche Zeitgenossen (siehe Nr. 1) niemals fast 9€ für eine Flasche Wein ausgeben würden, dafür bekommt man doch schon fast ne ganze Kiste Bier (Pfand jetzt mal nicht gerechnet und Pfand ist auch viel umweltfreundlicher, so!)
In der Hoffnung, auch einmal praktische Lebenshilfe geboten zu haben verbleibe ich mit einem
Prost
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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