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In französischen Weinblogs wird derzeit darüber sinniert, ob ein Wechsel an der Staatsspitze der Großen Nation einen Einfluss auf den Weinbau, -handel oder –konsum haben wird. Dass der aktuelle Amtsinhaber kein wenig weinaffin ist und ihm die Sache mit dem Kulturgut und der französischen Genusstradition gestohlen bleiben kann, ist ja allenthalben bekannt. Und dass er eher geneigt ist, den Alkohol für zumindest eine Wurzel allen Übels zu halten, zu dessen Vernichtung jedes Mittel recht ist. Gut dass die Schnapsidee mit der Autobahn durchs Médoc u.a. direkt durch die Appellation Margaux vom Tisch war, bevor Monsieur Sarkozy in den Elysée-Palast einzog. Der hätte sie bestimmt erst Recht und mit Fleiß durchgesetzt.
Der etwas gemütlicher wirkende Monsieur Hollande sieht doch auch schon so aus, als ob er ein quart de rouge zu schätzen wisse. Davon abgesehen müsste ihm als Sozialisten die Idee der Caves Coopératives doch zusagen. Und vielleicht unternimmt der mal was gegen diese kapitalistischen Umtriebe im Bordelais, so wie man hierzulande zu Wahlkampfzeiten ja immer gerne über die Reglementierung der Spritpreise sinniert. Und da er ja u.a. auch den Staatshaushalt sanieren will, der Alkoholkonsum bietet doch ungeahnte Möglichkeiten der Wertabschöpfung.
Meine sicherlich nicht repräsentative Durchsicht französischer Weinblogs oder Netzpublikationen bringt mich übrigens zu der Ansicht, dass das Gebaren einiger französischer Luxuskonzerne bezüglich der Preisgestaltung ihrer Weine im deutschsprachigen Raum für mehr Diskussion sorgt als im Erzeugungsland selber. Vielleicht liegt das daran, dass – wie eine aktuelle Untersuchung belegt – der deutsche Verbraucher sich am besten mit Preisen auskennt. Dem macht man so schnell nix vor, guckst Du hier, und der weiß genau, was was bitteschön kosten darf. Für den kommenden französischen Finanzminister wäre doch das große Feld einer Luxussteuer, die steuerliche Behandlung des Lagerbestands oder zusätzliche Exportabgaben ganz bestimmt interessant.
Für uns, die wir Frankreich ja nur als gute Nachbarn und Touristen sehen, ist erst mal nur die Sache mit dem Pusteröhrchen wissenswert. Wer es nicht gelesen hat, bitte hier entlang.
Susa, höre ich meine schärfsten Kritiker schon wieder sagen, susa, Du bist eindeutig zu frankophil. Kannst Du eigentlich auch mal was zu anderen Ländern und vor allem deren Weinen schreiben. Es gibt doch nicht nur Frankreich. Dann gibt es noch die Untermenge der "wieso überhaupt immer all diese ausländischen Weine, wir haben hier in Deutschland doch auch so viele wunderbare Weine".
Aber irgendwo habt ihr ja Recht. Nehmen wir also heute mal Spanien: Elefantenjagd, königliche Seitensprünge (wobei ich manchmal denke, wenn ich eine immer so griesgrämig dreinschauende Gattin hätte, dann würde ich auch gerne mal in ein anderes Gesicht schauen mögen; andererseits schaut sie vielleicht auch nur deswegen so griesgrämig drein, weil ….), Haushaltsdefizit, Fußball-Europameisterschaft. Oder zweifelt etwa jemand daran, dass Spanien in diesem Jahr das Double holt und Europameister wird? Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Pendelei zwischen Polen und der Ukraine reibungslos bewerkstelligen lassen wird, da scheint es wohl noch einen gewissen Regelungsbedarf zu geben, vor allem für die Fans, die ihre Mannschaften begleiten wollen. Was hat den Herrn Platini da wohl geritten? Aber ich wollte die Franzosen ja außen vor lassen. Sorry.
Vielleicht profitieren die spanischen Winzer ein wenig vom Bordelaiser Preishype, weil sich viele treue Kunden nun doch anderweitig umsehen, wo man für das Geld, das man früher für einen sagen wir mal dritten, vierten oder fünften Cru bezahlt hat, noch richtig viel und guten Wein bekommt. Im spanischen Weinbau hat man ja auch genug Fehler gemacht, in dem man meinte, von der allgemeinen Weinbegeisterung zu profitieren, indem man jeden Kartoffelacker zum Weinbaugebiet umwidmete, was uns so überflüssige Anbaugebiete wie zum Beispiel D.O La Mancha oder große Teile von Navarra beschert hat. Was zwar zu verbraucherfreundlichen Preisen führte aber nicht unbedingt zu spannenden Weinen. Wobei man niemals ein Gebiet in Bausch und Bogen verurteilen soll, es gibt immer irgendwo gute Bedingungen und begeisterte und talentierte Menschen, die dort das Besondere schaffen. Aber so insgesamt ist La Mancha wohl das spanische Rheinhessen, für das ja auch das zuvor Gesagte gilt oder zumindest lange Zeit gegolten hat.
So nun krabbele ich mal aus allen Fettnäpfchen wieder raus und komm lieber auf einen Wein zu sprechen, das ist quasi neutraler Boden.
2009 Victorino
Bodega Teso la Monja, DO Toro
für den niemand Geringerer verantwortlich ist als die Familie Eguren, die ehemaligen Besitzer der Bodega Numanthia.
Da nimmt es also nicht wunder, dass der Wein ein Ausbund an Kraft und Schönheit geworden ist. Wir haben ihn zusammen mit dem kleinen Bruder (Zweitwein halte ich in diesem Zusammenhang für die falsche Vokabel) getrunken und der Vergleich der beiden war eine spannende Sache. Der kleine Bruder, der 2009er Almirez, war in allen Belangen knalliger, weniger komplex, aber auch durchaus mit großen Vergnügen trinkbar. Einem ungeübten Trinker würde der Almirez sicher besser gefallen, seine Vorzüge sind schnell erfasst, vor allem ein wirklich faszinierendes Schokoladenaroma.
Der Victorino braucht ein wenig mehr Zeit, um in allen Facetten wahrgenommen zu werden (vor allem brauchte er gut drei Stunden Luft, um sich zu entfalten), gerade in der Nase ist er eher verhalten und gibt Aromen von Rauch, schwarzen Beeren, Bienenwachs und Schokolade nur langsam preis. Am Gaumen eher seidig, aber nicht zu weich, vielschichtig, perfektes Zusammenspiel von Mineralität, feiner Säure, reifen Beerenfruchtaromen, Bitterschokolade und kraftvolles aber nicht dominantes Tannin. Der Abgang ist lang und fein schwebend. Von einer perfekten Harmonie zwischen Kraft und Eleganz wird gerne mal schnell geschrieben, hier ist sie erreicht.
Der Wein ist perfekt zu gebratenem oder gegrillten Wild und kann durchaus auch zu Desserts mit hohem Bitterschokoladenanteil und gemäßigter Süße ein ganz spannender Begleiter sein.
Prost!
Der etwas gemütlicher wirkende Monsieur Hollande sieht doch auch schon so aus, als ob er ein quart de rouge zu schätzen wisse. Davon abgesehen müsste ihm als Sozialisten die Idee der Caves Coopératives doch zusagen. Und vielleicht unternimmt der mal was gegen diese kapitalistischen Umtriebe im Bordelais, so wie man hierzulande zu Wahlkampfzeiten ja immer gerne über die Reglementierung der Spritpreise sinniert. Und da er ja u.a. auch den Staatshaushalt sanieren will, der Alkoholkonsum bietet doch ungeahnte Möglichkeiten der Wertabschöpfung.
Meine sicherlich nicht repräsentative Durchsicht französischer Weinblogs oder Netzpublikationen bringt mich übrigens zu der Ansicht, dass das Gebaren einiger französischer Luxuskonzerne bezüglich der Preisgestaltung ihrer Weine im deutschsprachigen Raum für mehr Diskussion sorgt als im Erzeugungsland selber. Vielleicht liegt das daran, dass – wie eine aktuelle Untersuchung belegt – der deutsche Verbraucher sich am besten mit Preisen auskennt. Dem macht man so schnell nix vor, guckst Du hier, und der weiß genau, was was bitteschön kosten darf. Für den kommenden französischen Finanzminister wäre doch das große Feld einer Luxussteuer, die steuerliche Behandlung des Lagerbestands oder zusätzliche Exportabgaben ganz bestimmt interessant.
Für uns, die wir Frankreich ja nur als gute Nachbarn und Touristen sehen, ist erst mal nur die Sache mit dem Pusteröhrchen wissenswert. Wer es nicht gelesen hat, bitte hier entlang.
Susa, höre ich meine schärfsten Kritiker schon wieder sagen, susa, Du bist eindeutig zu frankophil. Kannst Du eigentlich auch mal was zu anderen Ländern und vor allem deren Weinen schreiben. Es gibt doch nicht nur Frankreich. Dann gibt es noch die Untermenge der "wieso überhaupt immer all diese ausländischen Weine, wir haben hier in Deutschland doch auch so viele wunderbare Weine".
Aber irgendwo habt ihr ja Recht. Nehmen wir also heute mal Spanien: Elefantenjagd, königliche Seitensprünge (wobei ich manchmal denke, wenn ich eine immer so griesgrämig dreinschauende Gattin hätte, dann würde ich auch gerne mal in ein anderes Gesicht schauen mögen; andererseits schaut sie vielleicht auch nur deswegen so griesgrämig drein, weil ….), Haushaltsdefizit, Fußball-Europameisterschaft. Oder zweifelt etwa jemand daran, dass Spanien in diesem Jahr das Double holt und Europameister wird? Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Pendelei zwischen Polen und der Ukraine reibungslos bewerkstelligen lassen wird, da scheint es wohl noch einen gewissen Regelungsbedarf zu geben, vor allem für die Fans, die ihre Mannschaften begleiten wollen. Was hat den Herrn Platini da wohl geritten? Aber ich wollte die Franzosen ja außen vor lassen. Sorry.
Vielleicht profitieren die spanischen Winzer ein wenig vom Bordelaiser Preishype, weil sich viele treue Kunden nun doch anderweitig umsehen, wo man für das Geld, das man früher für einen sagen wir mal dritten, vierten oder fünften Cru bezahlt hat, noch richtig viel und guten Wein bekommt. Im spanischen Weinbau hat man ja auch genug Fehler gemacht, in dem man meinte, von der allgemeinen Weinbegeisterung zu profitieren, indem man jeden Kartoffelacker zum Weinbaugebiet umwidmete, was uns so überflüssige Anbaugebiete wie zum Beispiel D.O La Mancha oder große Teile von Navarra beschert hat. Was zwar zu verbraucherfreundlichen Preisen führte aber nicht unbedingt zu spannenden Weinen. Wobei man niemals ein Gebiet in Bausch und Bogen verurteilen soll, es gibt immer irgendwo gute Bedingungen und begeisterte und talentierte Menschen, die dort das Besondere schaffen. Aber so insgesamt ist La Mancha wohl das spanische Rheinhessen, für das ja auch das zuvor Gesagte gilt oder zumindest lange Zeit gegolten hat.
So nun krabbele ich mal aus allen Fettnäpfchen wieder raus und komm lieber auf einen Wein zu sprechen, das ist quasi neutraler Boden.
2009 Victorino
Bodega Teso la Monja, DO Toro
für den niemand Geringerer verantwortlich ist als die Familie Eguren, die ehemaligen Besitzer der Bodega Numanthia.
Da nimmt es also nicht wunder, dass der Wein ein Ausbund an Kraft und Schönheit geworden ist. Wir haben ihn zusammen mit dem kleinen Bruder (Zweitwein halte ich in diesem Zusammenhang für die falsche Vokabel) getrunken und der Vergleich der beiden war eine spannende Sache. Der kleine Bruder, der 2009er Almirez, war in allen Belangen knalliger, weniger komplex, aber auch durchaus mit großen Vergnügen trinkbar. Einem ungeübten Trinker würde der Almirez sicher besser gefallen, seine Vorzüge sind schnell erfasst, vor allem ein wirklich faszinierendes Schokoladenaroma.
Der Victorino braucht ein wenig mehr Zeit, um in allen Facetten wahrgenommen zu werden (vor allem brauchte er gut drei Stunden Luft, um sich zu entfalten), gerade in der Nase ist er eher verhalten und gibt Aromen von Rauch, schwarzen Beeren, Bienenwachs und Schokolade nur langsam preis. Am Gaumen eher seidig, aber nicht zu weich, vielschichtig, perfektes Zusammenspiel von Mineralität, feiner Säure, reifen Beerenfruchtaromen, Bitterschokolade und kraftvolles aber nicht dominantes Tannin. Der Abgang ist lang und fein schwebend. Von einer perfekten Harmonie zwischen Kraft und Eleganz wird gerne mal schnell geschrieben, hier ist sie erreicht.
Der Wein ist perfekt zu gebratenem oder gegrillten Wild und kann durchaus auch zu Desserts mit hohem Bitterschokoladenanteil und gemäßigter Süße ein ganz spannender Begleiter sein.
Prost!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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