Di 27. Okt 2015, 19:32
Ein Bericht von der AWC Vienna 2015, wo letzten Sonntag im festlichen Rahmen des Wiener Rathauses, die Verkostung und Prämierung stattfand. Nachdem ich in den Vorjahren Weiß- und Rotweine verkostet habe, dabei aber immer ins "Schleudern" (nein, nicht wegen dem Alkohol
, ich spucke bekanntlicherweise ja konsequent, sondern wegen der Zeit
) kam, konzentrierte ich mich heuer erstmals nur auf Rotweine.
Bei der Beschreibung halte ich mich an den offiziellen Katalog zu den vergebenen Throphies (d. h. ich beginne mit dem jeweiligen "Siegerwein"), und schreibe danach noch Notizen zu den anderen, von mir verkosteten Weinen, dieser Kategorie. Meine Sterne (wobei ich grundsätzlich von 1 bis 5 Sterne, auch in halben Sternen werte) schreibe ich in Klammer nach dem Weinnamen.
Gleich vorweg, über die Sinnhaftigkeit dieser - laut Veranstalter - "größten offiziell anerkannten Weinbewertung der Welt" könnte man jetzt lange diskutieren, da zwar Unmengen von Weinen (11.611 Weine von 1.650 Produzenten aus 40 Ländern) eingereicht werden, aber lediglich 100 Weingüter letztendlich um die Trophies rittern und an der Präsentation (100 Weingüter mit ihren max. drei - oder weniger - besten Weinen) teilnehmen. Tja, und da sucht man halt (für Österreich kann ich es sagen, Deutschland aus unserem Forum heraus allenfalls auch noch) bekanntere Namen, bis auf wenige Einzelfälle, vergebens. Will heißen, ich kann mir nicht vorstellen, dass kein Wachauer oder Kamptaler (nur zwei Beispiele von vielen) Betrieb, der teilgenommen hätte, keinen seiner Weine ins "Finale" gebracht hätte. Aber egal, wer nicht teilnimmt, kann nicht gewinnen.
Shiraz Giant Squid Ink Shiraz, 2012, McLaren Vale III Associates (++++) - Special Trophy Best Red Wine 2015; auch für mich der beste reinsortige Shiraz mit einer sehr intensiven Nase nach Gewürzen und Kräutern; am Gaumen schöne Fruchtnoten, wieder die typische Shiraznote (Maggikraut, Wunderkerzen aber nicht unangenehm); vollmundig; macht Lust auf mehr.
Byrne Reserve Clare Valley Shiraz, 2013, Byrne Vieyards (+++-) - für mich um nichts schwächer, wie der Sieger; vielleicht eine Spur weniger Frucht am Gaumen.
Piebald Shiraz, 2013, Mr. Riggs (+++-) - für mich um nichts schwächer, wie der Sieger; vielleicht eine Spur weniger Frucht am Gaumen.
Cuvéee Rot Massiv-Top Rotweincuvée, 2012, Weingut Kehringer (+++) - in der Nase dichte Fruchtaromen nach Beeren, am Gaumen ebenfalls eine schöne Frucht, wobei mich das (derzeit) nicht eingebundene Tannin etwas gestört hat; mit etwas mehr Lagerzeit oder Luft (?) könnte sich der Wein noch besser präsentieren; für mich trotzdem nicht der "Favorit".
Shiraz-CS-Cabernet Franc, 2013, Fox Creek JSM (++++) - eine der - für mich - schönsten Weine dieser Verkostung; in der Nase schwarze Frucht, der Shiraz gibt etwas Würze und rauchige Aromen her, der CS die Frucht; am Gaumen ebenfalls dichte Frucht, aber alles in einer tollen Harmonie, die einfach Spaß macht;
Legends, 2013, Weingut Scheiblhofer (+++-) - ebenfalls ein sehr guter Wein, viel Frucht, tolle Aromen, aber - wie auch schon beim anderen Österreicher angemerkt - sehr Tanninbetont; ich vermute einfach, dass das den Jahrgängen 2012 und 2013 geschuldet ist, und sich hoffentlich noch besser einbindet; derzeit etwas "anstrengend" zu trinken.
3-5-8 Premium, 2012, Weingut Salzl (++++) - sehr schöne Cuvèe aus CS und Merlot; in der Nase das Casis im Vordergrund, unterstützt durch Würze des Merlot; auch am Gaumen druckvoll, mit viel Frucht; fleischige, molliger Wein; dicht und konzentriert;
Altenberg, 2013, Weingut Vinum Pannonia Allacher (+++-) - jedes Jahr einer meiner Favorite-Wines (daher etwas voreingenommen); Cuvèe aus St. Laurent, Merlot und CS; vereinigt in der Nase und am Gaumen alle Attribute dieser Rebsorten (Brombeeren, Orangennten, Nougatschokolade); der zarte Holzeinsatz (Kaffee- und Vanillenoten, ich mag ihn) kommt doch stark zum Vorschein, für manchen womöglich zu stark; irgendwie hat der Wein viel zu jung (Tannine noch recht kräftig) auf mich gewirkt (kenne ältere Exemplare, die ich selbst im Keller habe, dürfte das also relativ gut beurteilen können).
Quattro, 2013, Weingut Gager (+++-) - Cuvèe aus CS, BF, Zweigelt und Merlot; in der Nase vielschichtige Aromen nach schwarzen Beeren, Schokolade, etwas Lack; am Gaumen ebenfalls dicht, konzentriert, allerdings auch dieser Wein noch sehr Tanninbetont;
Cablot, 2013, Weingut Gager (+++-) - Cuvèe aus CS und Merlot; schöner Casisduft, verhaltene Noten nach schwarzen Beeren; am Gaumen dann dicht, mollig, die Fruchtstruktur aus der Nase schmeckbar, ebenfalls spürbares Tannin, noch sehr jung, am Anfang seiner Entwicklung (würde ich einmal vorsichtig vermuten).
Cabernet Sauvignon CS perfection, 2013, Weingut Scheiblhofer (++++) - typischer, österreichischer CS mit internationalem Flair; viel Frucht, reife Johannisbeeren; auch am Gaumen vollmundig, Frucht und Tannin schon sehr schön eingebunden, wie aus einem Guss; seit längerer Zeit wieder einmal ein CS aus Ö, der mir ungeheim gut gefällt; hätte vielleicht auch die Special Throphy gewinnen können....
Carnivor, 2013, E & J Gallo Winery (++) - CS, wie man ihn (leider) aus dieser Region immer wieder bekommt; als Lehrwein für Verkostungen geeignet; marmeladige Frucht nach eingekochten Johannsibeeren; wer's in dieser Intensität mag, wird mit dem Wein glücklich.
Apothic Rot, 2013, E & J Gallo Winery (++) - siehe oben
CS, 2013, Serafino Wines (+-) - so gut die Australier beim Shiraz waren, so verhalten präsentierte sich dieser CS; in der Nase war auch ein leichtes "Stinkerl" riechbar (woher, wovon?); auch am Gaumen sehr verhalten, wenig Frucht; eventuell schlechte Flasche.
Pinot Noir Spätburgunder Trocken "Im Barrique gereift", 2012, Weingut B & C Gröhl (o. W. - trotzdem der Siegerwein dieser Kategorie) - meine Randnotiz zum Wein lautet "zarte Katastrophe"; entschuldigt bitte, liebe deutsche Forumsfreunde, aber das war leider mein spontaner Eindruck; irgendwie hätte ich hier irgend etwas von einem Spätburgunder gesucht, aber außer einem sehr dünnen, flüssigem Getränk nichts gefunden.
Blauer Spätburgunder "Holzfass No 17", 2012, Weingut Krebs-Grode (o. W.) - hoffentlich ist in den restlichen Fässern ein ansprechenderer Spätburgunder; im Faß Nr. 17 jedenfalls nicht!
Spätburgunder Burggarten, 2013, Maibachfarm GmbH & Co KG (++) - in der Nase verhalten, Burgunderaromen aber erkennbar, am Gaumen sehr säurebetont, rustikale strickart, hat mich sehr an frühere österreichische Blaufränker erinnert, die ebenfalls oft in dieser Art herüberkamen
Spätburgunder Silberberg, 2013, Maibachfarm GmbH & Co KG (++-) - besser wie die vorher verkosteten Muster, von einem Spätburgunder, wie ich ihn mir erwarten würde, aber ebenfalls weit entfernt. Auch hier ein eher verhaltener Wein, der auch am Gaumen realtiv dünn und ohne Ausdruck kommt; zum Essen getrunken, könnte er ein nicht dominierender Partner zur Speise sein.
Spätburgunder, 2013, Maibachfarm GmbH & Co KG (++) - reiht sich nahtlos in seine Vorgänger ein
Merlot Estate Reserve Merriman, 2013, Shaw Vineyard Estate (+-) - der Siegerwein in dieser Kategorie konnte mich absolut nicht begeistern; in der Nase eine eigenartige Würze, Teer, schwarzer Tee, der zu lange gezogen ist; am Gaumen war der Wein für mich bitter, woran das auch immer liegen mag.
Schild Estate Barossa Valley, 2013, Schild Estate Wines (+++-) - hat da der Veranstalter zwei Weingüter verwechselt, möchte der unbedarfte Beobachter fragen; wunderschöne, intensive Nase, Merlottypisch, am Gaumen viel dunkle Frucht mit Würze gepaart; Tannin rund eingebunden; sehr guter Wein, der Lust auf ein weiteres Glas macht.
Merlot, 2013, Weingut Salzl (+++) - kommt nicht ganz an den oberen Wein heran, präsentiert sich aber auch sehr sortentypisch; ebenfalls ein reinsortiger Merlot, der Spaß macht und Trinkfreude bietet.
St. Laurent St. Laurent Apfelgrund, 2013, Vinum Pannonia Allacher (+++) - der Wein ist eigentlich jedes Jahr eine Bank; auch dieser JG hatte in der Nase eine sehr saubere Fruchtnote, typische Aromen nach dunklen Beeren; am Gaumen vielschichtig, schöne Harmonie, rund.
St. Laurent, 2014 (!), Weingut Scheiblhofer (+++-) - ebenfalls eine sehr gefällige Nase, wunderschöner Duft; am Gaumen präzise, typisch Scheiblhofer eher kräftig, macht viel Spaß.
St. Laurent Commander, 2013, Weingut Keringer (+++-) - für mich der beste St. Laurent in der Verkostung; sehr schöne, fruchtige Nase nach dunklen Beeren, Brombeere kommt stark durch; auch am Gaumen dieses Bild, dazu noch Schokolade; toller Wein.
Blaufränkisch BF Mitterberg DAC Reserve, 2013, Weingut Gager (+++) - Aromen nach Brombeeren und Sauerkirsche, auch am Gaumen viel Frucht, kräftig und druckvoll, das Tannin auch merklich schmeckbar, der Mittelburgenländer kommt durch;
BF Jois, 2013, Weingut Scheiblhofer (+++) - Aromenvielfalt, auch hier Beerenfrüchte; am Gaumen verspielt, weich, rundeTtanninstruktur; eigentlich ein schöner Gegenpol zum kräftigen Mittelburgenländler; auch so kann sich guter BF auf einem anderen Boden präsentieren; Blind hätte ich mir schwer getan, den Wein einzuordnen.
BF Mittelburgenland DAC Reserve, 2013, Weingut Anton Hundsdorfer (++-) - schöne, fruchtige Nase, am Gaumen ebenfalls schöne Frucht, Kirsche und Zwetschke, nicht so druckvoll wie der andere Mittelburgenländer;
Zweigelt 100 Days Zweigelt, 2012, Weingut Kehringer (+-) - wieder ein Wein, wo ich der Wertung nicht so zustimmen kann; in der Nase und am Gaumen zwar für mich typische Zweigeltnoten (nicht lachen, ich assoziiere da immer die Rinde unserer alten Kirschbäume hinein, in die ich als Kind tatsächlich manchmal gebissen habe - warum auch immer), auch reife Weichseln, aber so richtiger Trinkspaß kam nicht auf; irgendwie war mir der Wein auch etwas zu "grün" oder Tanninlastig, was beim Zweigelt doch eher die Ausnahme ist (außer bei einem zu viel an Behang, aber das schließen wir doch jetzt einmal aus....).
Bärnreiser Reserve, 2013, Weingut Taferner (+++-)- toller Wein; viel Frucht in der Nase, Kirschen, Weichseln und "meine" Baumrinde; am Gaumen schöne verspielte Fruchtsüße, rund und weich, herrlich zu trinken, man möchte gerne mehr davon;
Zweigelt Reserve, 2013, Weingut Anton Hundsdorfer (++) - typischer Zweigelt ohne dass man viel dazu sagen muss; sauber gemacht; jederzeit, auch zu einer Grillerei, "nett" zu trinken; alleine steht der Wein vielleicht etwas verloren im Glas
Sacris Premium, 2012, Weingut Salzl (+++-) - vielschichtige Fruchtaromen in der Nase; am Gaumen ebenfalls verspielte Frucht nach Weichseln und Kirschen; sehr schön gemachter Zweigelt, der fast zu "geschliffen" wirkt;
Sangiovese La Carraia, 2014, Azienda Vinicola la Carraia (+-) - einfach gestrickter Sangiovese;
Tizzonero, 2014, Azienda Vinicola la Carraia (+++) - laut Rückfrage keine Cuvée, sondern ebenfalls reinsortiger Sangiovese; schöne Nase nach reifen Zwetschken, Trüffel; am Gaumen konzentriert; etwas eigenwilliger Abgang, wobei das eventuell der Alkohol sein könnte (wobei ich keinen Wert dazu habe);
Solcato, 2014, Azienda Vinicola la Carraia (+++-) - der dritte Sangiovese des Produzenten; in der Nase präsentierte sich der Wein verhaltener, dafür überraschte einem am Gaumen ein vielschichtiges Geschmackswunder; tolle Fruchtsüße, viel Schmelz, runde, geschliffene Tannine (trotz der Jugend), und ein bemerkenswerter Abgang.
Gatt Accent Sangiovese, 2013, Gatt Wines (+++) - kommt insgesamt an die beiden italienischen Vertreter nicht ganz heran, überrascht mich ob seiner fruchtigen, vielschichtigen Nase trotzdem; feiner Wein am Gaumen, schön zu trinken;
Tempranillo Fuentespina Granate Oal aged, 2014, Avelino Vegas (+++-) - in der Nase viel Frucht, Johannisbeeren, irgendwo auch Erdbeeren, Sattelleder; am Gaumen einfach nur "wuchtig", allerdings im positiven Sinn; schwere Tannine, trotzdem noch oder schon eingebunden.
Cool Climate Series Tempranillo, 2014, Calabria Family Wines (++) - ich hatte diesen Wein nach dem oben beschriebenen, da würde, bei noch so viel Objektivität, jeder andere abfallen.
Las Sabias, 2012, Domino del Bendito (+++) - geht wieder eher in die Richtung des ersten beschriebenen Tempranillo; wobei in der Nase ätherische Noten, die mir nicht so zugesagt haben; am Gaumen vielschichtige Frucht und besser als in der Nase;
Abschließend, es war eine tolle Veranstaltung, wenn man schaut, hatte ich gerade einmal zwei Totalausfälle und sonst - im Großen und Ganzen - ein sehr homogenes Feld (was die Qualität der Weine betraf). Weine mit 2 Sternen würde ich persönlich mir nicht unbedingt kaufen und schon gar nicht in den Keller legen. Ich spreche ihnen aber nicht ab, dass sie zu bestimmten Anlässen (es kommen Freunde, die lieber Bier trinken
, oder zu einer Grillerei) eine nette Begleitung sein können und man sich nicht "blamiert", wenn man sie öffnet.
Eventuell könnte zu den beiden Pinot Noir (gerne aber auch zu anderen Weinen) ja jemand aus dem Forum, der sich mit dieser Sorte, speziell mit den deutschen Exemplaren beschäftigt, oder die Erzeuger kennt, etwas "Aufhellendes" beitragen.
Bleibt nur mehr mit Giovanni Trapattoni zu sagen...."Ich habe fertig!"