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DAC (Districtus Austriae Controllatus)

Allgemeine Themen oder solche, die mehrere Regionen betreffen
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migy

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 08:53

Blaufränkisch hat geschrieben:Tatsächlich haben wir (ein ganz, ganz klein wenig war ich bei der Entstehungsgeschichte am Rande auch involviert) bei Leithaberg versucht, etwas anders als die meisten bis dahin existierenden Weinbaugebiete vorzugehen. So haben wir z.B. die Grenzen des Weinbaugebietes von rein verwaltungstechnisch bedingten Trennlinien zu geologisch sinnvollen und nachvollziehbaren Grenzen zu machen. Auch haben wir nicht den bestehenden Gebietsnamen (Neusiedlersee-Hügelland) zum DAC gemacht, sondern einen neuen gesucht.

Außerdem interpretieren wir Herkunftsweine als höherwertig, d.h. Leithaberg gibt es de facto nur dort (bzw. sie fangen dort an), wo in anderen Regionen bereits die "Reserve" liegt. Das ermöglicht uns auch eine strengere Qualitätskontrolle mit anderen Mechanismen als in anderen Gebieten (nicht zuletzt, weil es deutlich weniger Weine sind, um die es geht). Des Weiteren war es uns von Anfang an ein Anliegen, die Sortenbezeichnungen auf den Etiketten noch viel deutlicher in den Hintergrund und die Herkunft in den Vordergrund zu rücken, als in anderen Gegenden und es war uns immer auch wichtig, neben der eng gefaßten und konkret definierten Herkunft Leithaberg auch den Oberherkunftsbegriff Burgenland auf den Vorderetiketten zu haben. Leithaberg und Burgenland sind (anders als z.B. in NÖ) kein Gegensatz, sondern das eine ist ein besonderer Teil des anderen.



Guten Morgen Bernhard,

offenbar hat man sich bei der Leithaberg-DAC -ungeachtet der Grundfrage, warum überhaupt DAC- mehr Gedanken über die Umsetzung gemacht als anderswo (z.B. Neusiedlersee).
Wie ich schon weiter unten am Beispiel des Leithaberg DAC von Nittnaus angemerkt habe, erscheint hier tatsächlich ein regionaltypisches Geschmacksbild entwickelt und in weiterer Folge verwirklicht worden zu sein.
Dass man erst ab Reservequalität beginnt erklärt dann auch, warum der "Kalk und Schiefer" von Nittnaus kein Leithaberg ist.

Nur: Übersichtlicher, nachvollziehbarer und einfacher wird es dadurch für den Konsumenten auch nicht. Nicht nur, dass man das frühere Gebiet Neusiedlersee-Hügelland jetzt teilt, produzieren auch Winzer aus dem Gebiet Neusiedlersee Leithaberg-DAC Weine. Es kann daher durchaus vorkommen, dass ein Winzer aus -sagen wir einmal Gols- sowohl Burgenland, Neusiedlersee-DAC als auch Leithaberg-DAC im Angebot hat. Und was ist da bitte übersichtlicher als an Blaufränkisch, Zweigelt und allenfalls einer Cuvee, das alles säuberlich als Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete?

Beste Grüße,

Michael
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UlliB

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 09:21

migy hat geschrieben: Nicht nur, dass man das frühere Gebiet Neusiedlersee-Hügelland jetzt teilt, [...]


Wieso das "frühere" Gebiet? Wenn ich die Sache richtig sehe, besteht das Weinanbaugebiet "Neusiedlersee-Hügelland" immer noch, und diese Bezeichnung dürfte demzufolge als weitere Alternative zu den schon von Dir genannten Herkunftsbezeichnungen auf dem Etikett auftauchen.

Oder habe ich da jetzt etwas falsch verstanden?

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 09:36

Hallo Ulli,

besteht das Weinanbaugebiet "Neusiedlersee-Hügelland" immer noch, und diese Bezeichnung dürfte demzufolge als weitere Alternative zu den schon von Dir genannten Herkunftsbezeichnungen auf dem Etikett auftauchen.


meines Wissens ist das so, denn man darf die "alten" Weinbaugebiete nur dann nicht mehr aufs Etikett schreiben, wenn sie identisch mit dem DAC wären und damit eine Verwechslungsgefahr besteht. Bei Neusiedlersee-Hügelland bzw. Leithaberg ist das aber nicht der Fall.

Überhaupt scheint mir Leithaberg DAC eine erfreuliche Ausnahme zu sein, man hat nicht versucht, fast alle Weine des Weinbaugebiets darunter laufen zu lassen (wie z.B. bei Mittelburgenland, Eisenberg, Kamptal, Kremstal und Traisental). Und es wird - zumindest bei Leithaberg rot - eine klar definierte Stilistik vermittelt.

Aber es ist schon richtig, die ganz unterschiedlichen Konzepte je nach DAC machen sogar uns Österreichern den Durchblick schon ziemlich schwierig. Auf Auslandsmärkten macht es vermutlich einen völlig chaotischen Eindruck. Aber ihr in D habt ja den VDP mit seiner Lagenklassifikation etc., da seid ihr ohnehin noch Schlimmeres gewöhnt. :D

Grüße,
Gerlad
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UlliB

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 09:49

Ok, das hieße dann also, dass ein Wein, der aus dem Weinanbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland kommt und grundsätzlich die Anforderungen der DAC Leithaberg erfüllt, je nach Gusto des Winzers mit folgenden Herkunftsbezeichnungen etikettiert werden darf:

- DAC Leithaberg
- Neusiedlersee-Hügelland
- Burgenland

Habe ich noch etwas übersehen? Ginge vielleicht auch nur "Österreich"? :lol:

Gerald hat geschrieben: Aber ihr in D habt ja den VDP mit seiner Lagenklassifikation etc., da seid ihr ohnehin noch Schlimmeres gewöhnt. :D


Das ist allerdings anders als bei DAC keine staatliche Aktion, sondern nur ein von einem Verein verursachtes Problemchen...

Gruß
Ulli
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migy

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 09:52

Hallo Ulrich und Gerald,

ja, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Es ist, wie Du Gerald richtig schreibst, die Leithaberg-DAC eine grundsätzlich erfreuliche Ausnahme, weil diese zumindest in sich schlüssig und durchdacht erscheint.
Insgesamt bleibt aber die große Verwirrung, denn allein im Burgenland haben wir jetzt -wenn ich es überhaupt noch richtig verstehe- die Gebiete Neusiedlersee, Neusiedlersee-Hügelland und Südburgenland. Dazu jetzt Leithaberg als eigene neue DAC. Es gibt außerdem die Neusiedlersee-DAC, Mittelburgenland DAC und Eisenberg-DAC. Neusiedlersee, Mittelburgenland und Südburgenland dürfen auf dem Etikett das Weinbaugebiet nur noch draufschreiben, wenn DAC. Dafür wird es von Neusiedlersee-winzern vermehrt Leithaberg DAC geben. Neusiedlersee-Hügelland Weine dürfen dann das Weinbaugebiet ohne DAC führen, wenn es nicht möglich wäre, diese als DAC zu vermarkten. :? :x :evil:

Noch Fragen? :twisted:

Beste Grüße,

Michael
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Gerald

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 09:58

Das ist allerdings anders als bei DAC keine staatliche Aktion, sondern nur ein von einem Verein verursachtes Problemchen...


schon richtig, aber da dieser Verein ja quasi als Vertretung des deutschen Qualitätsweinbaus auftritt (so sieht es zumindest für mich aus), macht das für den Konsumenten nicht viel Unterschied. So wie der durchschnittliche Konsument keinen grundlegenden Unterschied zwischen Kategorien des Privatvereins Vinea Wachau und Bezeichnungen des Weingesetzes wie eben DAC erkennen dürfte.

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 10:07

migy hat geschrieben: Neusiedlersee-Hügelland Weine dürfen dann das Weinbaugebiet ohne DAC führen, wenn es nicht möglich wäre, diese als DAC zu vermarkten. :? :x :evil:


Auch wenn es möglich wäre, aber es dem Winzer - aus welchen Gründen auch immer - nicht gefällt, die DAC zu verwenden.

Gruß
Ulli
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Blaufränkisch

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 10:14

@Ulli:

Ja das wäre derzeit möglich. Auch Weinland (Herkunftsregion für die Stufe Landwein) oder nur Österreich (Herkunftsgebiet für "Wein") wäre möglich, aber freiwillige Abstufungen sind immer und überall drin. Auch in Deutschland wird man wohl nicht gehindert, einen Mosel-Lagenwein-Kabinett als Deutschen Tafelwein zu etikettieren.

Der Unterschied ist freilich, dass es in deiner Liste nur Leithaberg auch einen Stil definiert, alles andere nur das Überspringen einer gewissen Qualitätshürde. Die Noch-immer-Existenz von "Neusiedlersee-Hügelland" mag verwirrend erscheinen, ist aber de facto irrelevant, da diese Bezeichnung zu gunsten von "Burgenland" kaum noch auf Etiketten auftaucht und wohl in den nächsten ein, zwei Jahren abgeschafft wird. Intern ist das schon durch, umgesetzt wird es aber wohl erst wenn es einen wichtigeren Anlass für eine Weingesetznovelle gibt, wo man das dazupacken kann.

Auch wenn die GG-Sache eine private Aktion ist, gibt es doch Parallelen. Solche Veränderungen gehen nicht ohne Kompromisse und brauchen auch in der Winzerschaft Zeit. Da war es einfacher erst Leithaberg DAC zu kommunizieren und denen, die (zu Unrecht) befürchtet haben, ihnen würde dadurch was genommen das Neusiedlersee-Hügelland zu lassen. Jetzt, drei Jahre später hat niemand mehr Angst, er bräuchte als Hintertür noch Neusiedlersee-Hügelland. Und wie gesagt: Schaut euch Etiketten an, von halbwegs ernstzunehmenden Weinbauern findet ihr schon seit vielen, vielen Jahren keine Neusiedlersee-Hügelland-Weine mehr.

De facto (und mittelfristig auch de jure) gibt es im Burgenland eine große Weinvielfalt mit Qualitätsmindeststandard (=Prüfnummer) unter der (übrigens am stärksten beworbenenen) Herzkunftsbezeichnung "Burgenland" auf dem Etikett und dazu ergänzend vier nicht nur qualitativ, sondern auch stilistisch definierte nähere Herkunftsgebiete mit DAC-Siegel. Von Detailsschwierigkeiten abgesehen, die es immer gibt, halte ich das für gar nicht so kompliziert.

@Michael:
Niemand zwingt den Golser Winzer, andere Herkunftsbezeichnungen als "Burgenland" zu verwenden. Wenn er es tut, ist es aber nicht wirklich unübersichtlicher. Die, die es nicht wissen (wollen) finden auf allen DAC-Etiketten auch "Burgenland". Und die, die es wissen (wollen), erhalten mit dem zusätzlichen Herkunftsbegriff "Neusiedlersee DAC" und "Leithaberg DAC" eine zusätzliche relativ klare Stildefinition des Weines.

Es ist immer und überall so, dass sich die Herkunftsangaben auf Etiketten nach der Herkunft der Trauben richtet, und nicht nach dem Betriebssitz. Und insofern ist es die transparenteste und qualitätsorientierteste Lösung (und wird von den Kollegen u.a. in Gols) so gehandhabt, klar zu kommunizieren, dass man auch Weingärten in einer geologisch anderen Region bewirtschaftet und die höheren Qualitäten aus diesen Weingärten auch separat und herkunftstypisch vinifiziert. (BTW: Loimer macht z.B. auch Wein in der Thermenregion, Zahel füllt auch nichtwiener gemischten Satz, Knoll hat auch Kremstaler Wein,...).

Herzliche Grüße

Bernhard
Zuletzt geändert von Blaufränkisch am Di 20. Aug 2013, 10:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Blaufränkisch

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 10:18

@Gerald:
Bezüglich der Wachau liegst du richtig (weshalb z.B. die ÖWM Smaragd und Co wie gesetzliche Qualitätsstufen in Prospekte druckt), aber das gleiche auf rein privater Vereinbarung würde so in dieser Form in anderen Gebieten nicht (mehr) funktionieren. Dazu sind diese Gebiete zu vielfältig und die Rahmenbedingungen haben sich seit Gründung der Vinea Wachau zu sehr verändert.

BTW: Auch die Vinea Wachau hatte ja vor ein paar Jahren ein Problem mit ihrem Status, wenn du dich erinnerst...
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UlliB

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Re: DAC (Districtus Austriae Controllatus)

BeitragDi 20. Aug 2013, 11:08

Blaufränkisch hat geschrieben: [...] aber freiwillige Abstufungen sind immer und überall drin [...]


Der Begriff "Abstufung" setzt aber voraus, dass ein breites Grundverständnis über die Hierarchie der Bezeichnungsmöglichkeiten besteht, wie das z.B. in Frankreich ganz klar gegeben ist. Aus der Diskussion hier scheint mir das aber in Österreich überhaupt nicht der Fall zu sein, da offensichtlich einige der besten Betriebe ganz bewusst auf die Möglichkeit zur Verwendung der Herkunftsbezeichnung DAC verzichten und statt dessen die Gebietsbezeichnung verwenden.

Ich hatte es weiter oben schon einmal geschrieben: wenn die besten Winzer das System dauerhaft nicht mitmachen, ist es zum Scheitern verurteilt. Der Erfolg jedes Bezeichnungssystems hängt von einer breiten Beteiligung ab, die immer auch die Spitzenwinzer umfassen muss. Siehe die Wachau, da machen fast alle mit; vor allem auch die meisten Toperzeuger.

Gruß
Ulli
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