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Champagner aus den vergessenen Rebsorten

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Budi

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Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragMi 3. Jul 2013, 11:44

Vergangenen Sonntag habe ich mit Nicoal Neumann von NobleWine auf dem Vinocamp eine Session zu den vergessenen Rebsorten abgehalten.
Hier mal der Start für 9 spannend andersartige Weine: http://budisfoodblog.wordpress.com/2013/07/03/die-vergessenen-rebsorten-der-champagne-vinocamp-2013/

Bin gespannt, ob ihr auch den ein oder anderen Champagner kennt und freue mich auf weitere Besprechungen zu Champagnern, die hier reinpassen!
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Oh Dae-Su

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragMi 3. Jul 2013, 16:24

Hallo Budi,

danke für den tollen Schampus Bericht! Ich hätte nicht gedacht, dass es noch so viele Champagner mit vergessenen oder zumindest lokal untypisch gewordenen Rebsorten gibt. Der Tarlant Bam Brut Nature hört sich schon sehr spannend an. Wenn ich mir auch nicht sicher bin ob er mir letztlich schmecken würde ;) - interessant war er bestimmt!

Ich glaube bei dem Stillwein aus Pinot Noir von Léclapart hab ich nicht so viel verpasst wie ich schon insgeheim befürchtet habe. Die Beschreibung hört sich für meinen Gaumen doch etwas sehr gewöhnungsbedürftig sauer-rustikal an ;) - naja, wann kann man aber so etwas schon mal trinken ... :)

Besten Gruss

Chris
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Jürgen

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragDo 4. Jul 2013, 10:41

Oh Dae-Su hat geschrieben: Der Tarlant Bam Brut Nature hört sich schon sehr spannend an. Wenn ich mir auch nicht sicher bin ob er mir letztlich schmecken würde ;) - interessant war er bestimmt!

Der BAM ist fordernd und extrem trocken. In den muss man sich reintrinken ;)
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Oh Dae-Su

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragDo 4. Jul 2013, 19:01

Der BAM ist fordernd und extrem trocken. In den muss man sich reintrinken ;)


Fordernd ist machnchmals gar nicht so schlecht ;) und reintrinken geht immer :D

Gruss

Chris
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Ole

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragMo 26. Aug 2019, 22:26

. . . hab ich übersehen! Eigentlich hätten die "Seltenen Sachen" hierher gehört. Nun stehen sie oben im allgemeinen Champagner-Thread unter dem 25. 8. 2019.
Ole
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mixalhs

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragDi 27. Aug 2019, 05:00

Hier mein Beitrag zum Thema:

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Mit fast 100 Euro war das kein billiges Vergnügen, aber es hat sich gelohnt. Übrigens war das eine Empfehlung von Passion Vin in Berlin Kreuzberg, für mich die erste Adresse in Berlin für französische Weine.
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Ole

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragDi 27. Aug 2019, 09:09

Ja, das ist ein großartiger Champagner! Ich glaube, der hat sogar noch ein paar Rebsorten dabei, die offiziell gar nicht zugelassen sind und so unter der Hand mit durchgehen. Wen kümmert’s. Die Wahrheit liegt in der Flasche . . .
Ole
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Ole

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragMi 27. Nov 2019, 21:35

Seltene Sachen II

In der zweiten Runde der 'Seltenen Sachen' ging es um die vielsortigen Champagner mit deutlichem Anteil an 'historischen', also den nahezu ausgestorbenen Reben. [Notizen zur ersten Probe mit den entsprechenden reinsortigen Champagnern finden sich im allgemeinen Champagner-Thread unter dem 25. August 2019.] Dabei konnten insgesamt elf Champagner ausfindig gemacht werden, die aus sechs und mehr Sorten bestehen. Sechs Flaschen von denen sowie eine aus fünf Reben wurden nun auf die Probe gestellt. Fünf weitere Vielsortige (3x weiß: Laherte, 2x Aubry sowie 2x Rosé: Moutard, Aubry) müssen irgendwann mal zeigen, was sie können. (Hinweise auf weitere Vertreter dieser Spezies werden dankbar entgegengenommen!)

1. Moutard (Buxeuil): ‚Cuvée de 6 Cépages‘ 2009 Brut Nature
6 Reben: je 1/6 Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier, Pinot Blanc, Petit Meslier, Arbane
13732 Flaschen; Tirage: 30. 7. 2010; dégor: 11. 12. 2917
Alc: 12%; Dosage: 3g
Farblich ein Hauch von Rosé, sehr feine Perlage; in der Nase fruchtig, leicht grasig-krautig; am Gaumen gelbe Früchte, Maracuja, Gerbstoff, der nicht aufdringlich ist, zurückhaltende Säure; gutes Mundgefühl: weich, samtig, fleischig, fast barock: ein vollbusiger Champagner, dem es vielleicht etwas an Rückgrat fehlt, der aber sehr angenehm zu trinken ist

2. Janisson-Baradon (Épernay): ‚7C/7 Cépages‘
7 Reben: jeweils 15%: Pinot Blanc, Fromenteau, Arbane, Petit Meslier, Pinot Meunier, 13% Pinot Noir, 12% Chardonnay
Bio, sans filtration, sans malo
1720 Flaschen; Tirage 13. 8. 2015
Alc: 12%; Dosage: 3g
Hellgolden, mittelfeine Perlage; in der Nase zarte Frucht, auch elegante Säure; am Gaumen große Frische, Zitrus- und Apfelakzente; mineralisch, schlank, an Chablis erinnernd, weiße Blüten, ordentliche Länge, feste Säure; ein Champagner mit klarer Kontur, kommt daher wie einer aus der Côte de Blancs: good stuff

3. Lahaye (Bouzy) : ‚Le Jardin de la Grosse Pierre‘
Complantée, vendagé le même jour
Div. Reben: Pinot Noir, Pinot Meunier, Pinot Blanc, Chardonnay, Arbanne, Chasselas, Petit Meslier, Gros Plant, Teinturier: gemischter Satz
Biody, barriques, batonnage, sans malo, wilde Hefen
3593 Flaschen; Solera 2005 – 2014; dégor: 1/2017
Alc: 12,5%; Dosage: 0 – 4g, (so auf dem Rückenetikett!)
Farblich wie ein heller Rosé, eindeutiger als bei Moutard, mittelfeine Perlage; wunderschöne zarte Fruchtnase: Johannisbeeren, Pflaumen; am Gaumen animierende Säure, elegantes, gut eingefügtes zartes Holz, rote Früchte, sehr harmonisch, sehr lang, sehr nuanciert: großartig

4. Horiot (Les Riceys): ‚Soléra‘. (1 Sol, 7 Cépages)
7 Reben: Arbane, Petit Meslier, Chardonnay et les 4 Pinots (Blanc, Gris, Meunier, Noir): gemischter Satz
2926 Flaschen; (wir hatten No. 2357!); Tirage: 12. 9. 2016; dégor: 18. 7. 2018
Biody; vinification en fûts; sans collage, sans filtration
Alc: 12%; Dosage: 0g
Goldfarben, mittlere Perlage; wunderschöne Champagnernase: Brioche, hefig, schwer zu identifizierende Frucht; am Gaumen schöne Frische, weinig, nussig, fester gestrickt als die Vorgänger, dennoch von großer Leichtigkeit; komplex und interessant: super bon

5. Geoffroy (Ay): ‚Les Houtrans Complantés‘ Brut Nature
5 Reben: Pinot Noir, Pinot Meunier, Chardonnay, Arbanne, Petit Meslier: als gemischter Satz gepflanzt und vinifiziert,
Bio, sans filtration; sans malo, labourage au cheval, wilde Hefen
1002 Flaschen; (wir hatten No. 851!); Tirage: 2011; dégor: 11/2015
Alc: 12,5%; Dosage: 0g
Wieder ein Hauch von Rosé, sehr feine Perlage, die lange dünne Fäden zieht; am Gaumen Frische, angenehme Hefe, lang und harmonisch, dabei sehr zupackend, 'une belle attaque': klassisch wirkender Champagner, der noch jung erscheintt, aber schon großen Trinkspaß bereitet

6. Agrapart (Avize): ‚Complantée‘ Extra Brut
6 Reben: Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier, Arbane, Petit Meslier, Pinot Blanc: gemischter Satz
Bio, fûts de chêne, sans filtration, wilde Hefen; dégor: 9/2013
Alc: 12%; Dosage: 5g
Gold im Glas, mittelfeine Perlage; am Gaumen große Frische, Druck, sehr komplex, 'in den muß man sich einarbeiten'; perfekte reife Säure, große Länge, ein Hauch von Holz setzt einen interessanten Akzent: großartiger Champagner

7. Aubry (Jouy-lès-Reims): ‚Le Nombre d’Or Campaniae Veteres Vites‘ 2013
7 Reben: 30% Petit Meslier, 29% Fromenteau, 15% Pinot Noir, 10% Arbanne, 10% Chardonnay, 5% PMeunier, 1%, Enfumé
Alc: 12,5%; Dosage: 3g
Hellgolden, mittlere Perlage; hefig-fruchtige Nase; am Gaumen ein Hauch Aprikose, zarte Säure, recht lang und samtig: gut zu trinken, aber nicht sonderlich komplex

Fazit: Da waren durchweg gute Champagner im Glas. Und: Die Vielfalt macht's – offenbar! Gab es schon bei den reinsortigen historischen Reben keine Ausfälle zu verzeichnen, so erscheinen die vielsortigen insgesamt komplexer, tiefer, interessanter. Trotz z.T. wilder Hefen, nicht durchgeführter Malo, nicht vorgenommener Filtrierung und verweigerter Dosage war keiner dabei, der sich nur für hardcore-Trinker empfohlen hätte; sie waren zwar zumeist charaktervoll, aber kultiviert, mitunter elegant – und folglich nicht nur ohne Anstrengung, sondern vielmehr mit Lust zu trinken. Die Favoriten der siebenköpfigen Runde: Lahaye, Horiot, Agrapart. Wer Punkte will, sollte sich bei denen auf 94 bis 96 einstellen.
Ole
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Ole

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragSa 30. Nov 2019, 09:38

Korrektur
Oh, da ist bei Nr. 3 etwas verrutscht und mit einem nicht angetretenen Champagner durcheinander geraten. Korrekt muß es heißen:
3. Lahaye (Bouzy) : ‚Le Jardin de la Grosse Pierre‘ Grand Cru 2014
Complantée, vendagé le même jour
Div. Reben: Pinot Noir, Pinot Meunier, Pinot Blanc, Chardonnay, Arbanne, Chasselas, Petit Meslier, Gros Plant, Teinturier: gemischter Satz
Biody; wilde Hefen; dégor: 11/2018
Alc: 12%; Dosage: 0g
Farblich wie ein heller Rosé, eindeutiger als bei Moutard, mittelfeine Perlage; wunderschöne zarte Fruchtnase: Johannisbeeren, Pflaumen; am Gaumen animierende Säure, elegantes, gut eingefügtes zartes Holz, rote Früchte, sehr harmonisch, sehr lang, sehr nuanciert: großartig
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Kle

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Re: Champagner aus den vergessenen Rebsorten

BeitragSo 1. Dez 2019, 11:01

herzlichen Dank, Ole, für die außergewöhnliche Erfahrung und Deine Zusammenfassung, zumal ich mir kaum etwas notiert habe. Schade, später freut man sich darüber…
Es gab ja die Vermutung, die Kunst der Assemblage habe die Multireben-Champagner so facettenreich und unangreifbar gemacht. Ich denke, da ist was dran. Trotz mancher eigenwilligen oder überraschenden Aromatik schmeckten sie immer harmonisch.
Am meisten verblüfft hat mich Janisson-Baradon (Épernay): ‚7C/7 Cépages‘, den ich lange ungewöhnlich lieblich fand und mir überhaupt nicht in die Champagne, eher nach Baden denken konnte. Es grenzte für mich fast an ein Wunder, wie Säure und Citrusaromen zu dominieren begannen und das „Liebliche" allenfalls zum Unterton wurde. Es war aber kein Wunder, man sollte beim Probieren einfach mehr Mundgymnastik betreiben.
Besonders in Erinnerung behalte ich auch anmutige Reifenoten, so bei Moutard (Buxeuil): ‚Cuvée de 6 Cépages‘ 2009 Brut Nature und Agrapart (Avize): ‚Complantée‘ Extra Brut. So fein und würzig, dass sie nichts zu tun haben mit einem mehr oder weniger Sherry-Eindruck. Im Fall von Moutard hat mich der Kontrast zur exotischen Frucht begeistert.
Mein Favourit war Lahaye (Bouzy) : ‚Le Jardin de la Grosse Pierre‘ Grand Cru 2014. Gab es über ihn nicht die Diskussion, dass er wundervoll aber etwas unkompliziert sei? Eher Renoir als Picasso? Letzerer mag komplizierter sein, aber Lahaye besaß eine dunkle Tiefe, durch die ich immer weiterwandern wollte.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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