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Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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innauen

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragMo 26. Okt 2015, 22:48

octopussy hat geschrieben: ich lieber mal einen guten, aber nicht herausragenden 1999er, 2001er oder 2004er trinke, der früh trinkreif ist, als einen noch nicht ganz reifen 2005er, der mich mit seiner Struktur umhaut.


d´accord. Man kann nicht jeden Tag Pontet Canet 2009/2010 trinken. 2008 präsentiert sich derzeit zB mit einer ersten Sekundärphase und den Schattenjahrgang 2011 kann man selektiv sehr gut nachkaufen. Ich habe zB derzeit großen Spaß an Senejac 2011.

Oder um es mit Bernard de Laage de Meux, Commercial Director des Weinguts Château Palmer, zu sagen, der auf die Frage, was man denn in Bordeaux an Wochentagen zum Essen trinke "Petit Chateau" antwortete.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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sammlerfreak

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragDi 27. Okt 2015, 11:35

Grüezi mitenand

Na, ja… Bordeaux ist ein schwieriges Kapitel und vieles, das meiste, wurde auch schon gesagt. Da ich mit Bordeaux – zwar nicht gross - aber alt geworden bin, auch nicht reich, höchstens an geleerten Bordeaux-Flaschen und vollen im Keller, möchte ich doch eine Quintessenz meiner Bordeaux-Erfahrungen hier noch anbringen. Vorausschicken muss ich: ich war verliebt in die Dame Bordeaux, verliebt bis über beide Ohren. Und ich habe – was Verliebte so tun – vieles, alles getan, um der (fast immer) Geliebten nahe zu sein. Ich habe sie besucht in Bordeaux, von Château zu Château; ich habe alles über sie gelesen, Zeitschriften abonniert, Weinführer gekauft, Tabellen erstellt (bis 50 und mehr Jahre zurück) Kritiken gesammelt und in eine Excel-Datei eingetragen; vor allem aber habe ich subskribiert. Solange ich verliebt war, liess ich nicht zu, dass man abwertend über meine Geliebte sprach . Jetzt, wo das Stadium der Verliebtheit vorbei ist (die Liebe ist geblieben), sehe ich alles viel nüchterner. Bordeaux ist nicht nur (generell gesagt) ein guter Wein; er ist auch ein grosses Geschäft. Kapitalanlage, Spekulations- und Renditeobjekt.

Dies tut dem Wein keinen Abbruch, bleibt aber sein ständiger Begleiter. Da werden Werbekampagne gefahren, Ränke geschmiedet, da wird Kaffeesatz gelesen, man hört das Gras wachsen und Analysten posaunen ihre Erwartungen in die Weinwelt hinaus. Ein Parker-Punkt ist Gold, ein Vermögen wert, ein namhafter Verriss ein Weltuntergang. Das Ganze wird begünstigt durch das „System Bordeaux“, die Subskription, die nichts anderes ist, als ein Termingeschäft, abgeschlossen auf Grund von sehr wackligen Fakten (Namen, Entwicklung und Fassproben). Die letzten Zuckungen erfährt dann das Bordeaux-Geschäft an Wein-Auktionen, auf denen in der Regel zu 80 Prozent Bordeaux angeboten wird.
2896
In drei Tagen startet die Weinrallye, die 91ste, mit dem dazu so ausgezeichnet passenden Thema: „Geschmack ist nicht alles“, diesmal hier ausgerichtet, vom Weinforum. Es gibt kaum ein Thema, das so gut dazu passt, wie dieser laufende, interessante Thread.
Herzlich
Sammlerfreak
Zuletzt geändert von sammlerfreak am Di 27. Okt 2015, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragDi 27. Okt 2015, 19:01

Ollie hat geschrieben: Es gibt heute im Vergleich zu 1985 mehr Leute, die sich Bordeaux leisten wollen und koennen, auch und gerade(!) bei den hoeheren Preisen. Folglich hat Inflation nichts mit dem Preisanstieg von Bordeaux zu tun. Wieso vergeichst du also den Preis des 1985er Lynch-Bages mit dem des 2014ers?

Hallo Ollie,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde - ich bin unterwegs und habe nicht so viel Zeit, ins Forum zu gehen.

Dein Bezugspunkt "Dow Jones 1985" wäre dann absolut valide, wenn die Mehrheit der Bordeaux-Käufer ihre Einkäufe über den Verkauf von Aktienpaketen finanzieren würden, die sie 1985 oder davor erworben haben. Ich vermute, dass dürfte wohl die Minderheit sein; die Mehrheit dürfte immer noch ihr laufendes Einkommen heranziehen. Und das ist in vielen Ländern zumindest in den letzten Jahren inflationskorrigiert wenig oder gar nicht gestiegen.

Inwieweit die Zahl der Leute, die sich heute tatsächlich teure Bordeaux leisten können und wollen, tatsächlich größer geworden ist, ist übrigens eine interessante Frage. Ziemlich sicher zugenommen hat aber die Zahl der Leute, die an sich schon Geld für erstklassige Bordeaux ausgeben würden, aber sich die heutigen Preise einfach nicht mehr leisten können oder nicht mehr leisten wollen: die frustrierten ehemaligen Käufer. Und von denen gibt es einige.

Hier liegt vielleicht auch der Grund dafür, warum die Preisdiskussion gerade bei Bordeaux so erbittert geführt wird und Preis und Wein mittlerweile untrennbar miteinander verbunden sind: Bordeaux war bis vor 15, 20 Jahren eine noch einigermaßen demokratische Sache: die Weine waren schon damals breit verfügbar, und mit Ausnahme von ein paar Sonderfällen wie Petrus konnte sich auch mal ein Normalverdiener die eine oder andere Sptzenflasche leisten - und hat das auch getan. Wenn dann der geliebte Angelus oder LLC oder Palmer oder Mouton oder was auch immer in unerreichbare Sphären abdriftet, ist man erstmal sauer - und die Preisdiskussion rückt in den Vordergrund.

Ob man nun inflationskorrigiert rechnet oder das Durchschnittseinkommen zu Grunde legt (was keinen so sehr großen Unterschied macht): für viele ehemalige Bdx-Fans sind ihre Lieblingsobjekte weitgehend unerreichbar geworden. Da tröstet dann nur wenig, wenn ein 1985 getätigtes Aktieninvestment einem die Fortführung der Käufe in gewohnter Weise erlauben würde, wenn man es denn seinzerzeit getätigt hätte... :lol:

Gruß
Ulli
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harti

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Bordeaux 2015 harvest continues the rule of five

BeitragDo 29. Okt 2015, 16:50

Hallo zusammen,

2015 bestätigt die große Tradition der durch 5 teilbaren Jahrgänge; ein exzellentes Jahr in allen Kategorien (rot, weiß, Süwein), wobei den Rotweinen allerdings die Struktur der 2010er und die Fülle der 2009er fehlt, um als Jahrhundertweine durchgehen zu können:

http://www.jancisrobinson.com/articles/ ... le-of-five

Wir dürfen uns also auf früh(er) trinkbare Weine freuen. Vielleicht ähneln sie dahingehend den 2001ern?

Grüße

Hartmut
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glycosid

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragSa 7. Nov 2015, 22:04

Auch ich bin auf die 2015er Bordeaux gespannt, und wenn sich die Spekulationen (mehr ist es ja eigentlich noch nicht) bewahrheiten, dass exzellente Qualität mit vergleichweise früher Trinkreife zusammenfällt, dann werde ich wohl wieder zuschlagen, nachdem ich mir 2011 bis 2014 komplett erspart habe (im zweifachen Sinne des Wortes...).

Was im Übrigen die allenthalben zu vernehmenden Lamentationes über den "zu teuer gewordenen Bordeaux" angeht, kann ich damit beim besten Willen nichts anfangen. Denn "kaufkraftminderungsbereinigt" waren die großen Gewächse für Normalverdiener schon immer nicht wirklich bezahlbar, und die "bürgerlichen" ambitionierten Qualitäten sind - bei z.T. erheblichen Qualitätszuwächsen - kaum signifikant teurer geworden. Jedenfalls war das die letzten 25 Jahre so, seit dem ich Bordeaux trinke und in meinen Keller lege. Und die Behauptung, dass erlesener, unverwechselbarer "Terroir"-Bordeaux nur in jenen 1855-Fantasie-Preis-Bouteillen stecken könnte, ist heute auf jeden Fall noch unzutreffender als vor 25 Jahren. Jedenfalls ist das meine persönliche Erfahrung.
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harti

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragSo 8. Nov 2015, 14:42

glycosid hat geschrieben:Und die Behauptung, dass erlesener, unverwechselbarer "Terroir"-Bordeaux nur in jenen 1855-Fantasie-Preis-Bouteillen stecken könnte, ist heute auf jeden Fall noch unzutreffender als vor 25 Jahren. Jedenfalls ist das meine persönliche Erfahrung.

Hallo Jürgen,

wüsste nicht, dass dies in diesem Thread jemand behauptet hat.

Grüße

Hartmut
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glycosid

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragSo 8. Nov 2015, 16:39

Hallo Hartmut,

diese deine Einlassung
harti hat geschrieben:Den Geschmack von guten Pauillac, Pessac oder Pomerol (meine Lieblings-Appellationen) finde ich nun mal nicht in einem Poujeaux, Rollan de By, Sénéjac oder was weiß ich. Grüne Lese, Ultraselektion und 100 % Barrique können das Terroir nicht ersetzen. Das hat mit Klassifikation zunächst einmal gar nichts zu tun. Ich habe den Keller voll von den ach so tollen Cru Bourgeois, aber die schmecken leider ganz anders als eine Comtesse, eine Conseillante oder ein Haut Brion. Wenn ich ehrlich bin, ich trinke lieber alle paar Monate mal einen richtig guten Bordeaux als regelmäßig eine billige Kopie. Im Preisbereich der teureren Cru Bourgeois oder der preiswerten klassifizierten Gewächse gibt es in anderen Ländern und Regionen für mich inzwischen deutlich interessantere Weine.

habe ich jedenfalls so verstanden...
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Desmirail

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragSo 8. Nov 2015, 17:40

glycosid hat geschrieben:Hallo Hartmut,

diese deine Einlassung
harti hat geschrieben:Den Geschmack von guten Pauillac, Pessac oder Pomerol (meine Lieblings-Appellationen) finde ich nun mal nicht in einem Poujeaux, Rollan de By, Sénéjac oder was weiß ich. Grüne Lese, Ultraselektion und 100 % Barrique können das Terroir nicht ersetzen. Das hat mit Klassifikation zunächst einmal gar nichts zu tun. Ich habe den Keller voll von den ach so tollen Cru Bourgeois, aber die schmecken leider ganz anders als eine Comtesse, eine Conseillante oder ein Haut Brion. Wenn ich ehrlich bin, ich trinke lieber alle paar Monate mal einen richtig guten Bordeaux als regelmäßig eine billige Kopie. Im Preisbereich der teureren Cru Bourgeois oder der preiswerten klassifizierten Gewächse gibt es in anderen Ländern und Regionen für mich inzwischen deutlich interessantere Weine.

habe ich jedenfalls so verstanden...


Japp. Sehe ich auch so. Soll hier aber nicht polarisieren oder provozieren. Ich hoffe das wird auch so verstanden!
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harti

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragMo 9. Nov 2015, 13:19

Desmirail hat geschrieben:
glycosid hat geschrieben:Hallo Hartmut,

diese deine Einlassung
harti hat geschrieben:Den Geschmack von guten Pauillac, Pessac oder Pomerol (meine Lieblings-Appellationen) finde ich nun mal nicht in einem Poujeaux, Rollan de By, Sénéjac oder was weiß ich. Grüne Lese, Ultraselektion und 100 % Barrique können das Terroir nicht ersetzen. Das hat mit Klassifikation zunächst einmal gar nichts zu tun. Ich habe den Keller voll von den ach so tollen Cru Bourgeois, aber die schmecken leider ganz anders als eine Comtesse, eine Conseillante oder ein Haut Brion. Wenn ich ehrlich bin, ich trinke lieber alle paar Monate mal einen richtig guten Bordeaux als regelmäßig eine billige Kopie. Im Preisbereich der teureren Cru Bourgeois oder der preiswerten klassifizierten Gewächse gibt es in anderen Ländern und Regionen für mich inzwischen deutlich interessantere Weine.

habe ich jedenfalls so verstanden...


Japp. Sehe ich auch so. Soll hier aber nicht polarisieren oder provozieren. Ich hoffe das wird auch so verstanden!

Hallo Jürgen und Manuel,

fühle mich nicht provoziert, sondern missverstanden 8-) . Wo bitte habe ich auf die 1855er-Klassifikation abgehoben? Ich habe explizit auf die Appellationen hingewiesen. Es ist nun mal leider so, dass ein Chasse Spleen aus einem guten Jahr eben immer "nur" wie ein guter Moulis schmeckt (wogegen ich ja gar nichts sagen will) und nicht wie ein guter Pauillac. Da ich nun mal auf den Geschmack von Pauillacs abfahre (um bei diesem Beispiel zu bleiben), habe ich das Problem, dass mich die Preisexplosion mit voller Wucht getroffen hat.

Grüße

Hartmut
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Desmirail

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Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?

BeitragMo 9. Nov 2015, 21:54

Hi Hartmut,

meine Ideen dazu schreibe ich morgen. Bin grad erst @home, hab einen langen Wochenauftackt hinter mir und fliege nur kurz durch "meine" Foren. Ich denke wird sind da bestimmt da core, aber wie so oft kann der geschriebene Text nie alles abbilden. Morgen habe ich mehr Zeit etwas genauer zu schreiben. Bin heute zu fertig mit Schönschreiben ... ;)
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