- Beiträge: 135
- Registriert: Mi 6. Mär 2013, 20:12
Hallo Christian,
ich weiß nicht, wo du deine Daten herhast, aber die über die Statistik Austria erstellten Angaben der ÖWM zeigen zumindest bis 2010 nichts davon, dass "der Österreicher wohl einfach weniger Wein wie vor ein paar Jahren trinkt". Die Angaben die ich gefunden habe, liegen seit rund 10 Jahren in einem geringfügigen Auf und Ab zwischen 2,25 und 2,65 Mio. hl.
Auch was den "Fakt" der übertriebenen Preiserhöhungen betrifft, ist die Sache nicht so (einfach), wie von dir dargestellt. 2008 war zwar eine recht große Ernte, danach aber folgten kleine, bzw. mit 2010 sogar extrem kleine Erntemengen, vor allem in den großen Gebieten. Die Preissteigerungen und Mengenrückgänge im Export nach Deutschland, die du erwähnt hast, sind fast ausschließlich dadurch zu erklären und haben miteinander direkt nichts zu tun.
Bei normalen bis überdurchschnittlichen Erntemengen produzier(t)en die österreichischen Weinbauern mehr Wein, als sie Inland und über qualitätsorientierte Exportkanäle vermarkten können/konnten. Die Folge war/ist ein massiver Faßweinexport zu Preisen von unter einem Euro pro Liter, vorzugsweise in Form von Grünem Veltliner nach Deutschland. Geld verdient mit diesem Wein niemand oder zumindest die Produzenten nicht.
Die Folge der oben beschriebenen kleinen Ernten (und der strukturwandelbedingt immer noch abnehmenden Fläche) war, dass es die Weine für diese Exporte auf dem Faßweinmarkt praktisch von heute auf morgen ab der Weinlese 2010, d.h. in den Vermarktungsjahren 2011, 2012 nicht mehr gegeben hat. Sie wurden dringendst für den prioritären Heimmarkt benötigt und haben nicht einmal dort ausgereicht, wie deutliche WeinIMPORTE für den Gastro-Offenausschank belegen. (Wenn der vorher erwähnte Hamburger Journalist gegen dieses Argument in irgend einem seiner Beiträge die statistisch betrachtet immer noch relativ großen Lagerbestände in den Weinkellern anführt, dann hat er übrigens den Weinmarkt und die logistische Notwendigkeit von Lagerhaltung und Lieferfähigkeiten nicht verstanden.)
Die Gesamtliterzahl, die aus Österreich nach Deutschland geliefert wurde hat sich deshalb naturgemäß deutlich reduziert, und der Durchschnittsverkaufspreis dieser Gesamtlitermenge hat sich durch den Wegfall vorwiegend billiger Faßweinexporte zwangsläufig nahezu dramatisch erhöht. Läßt man aber die Faßweinexporte (die manchmal zwar ein notwendiges Marktventil, aber nicht wirklich die Zukunft des Weinlandes Österreich sein können, und die wohl auch nicht unbedingt für die Zielgruppe der Weinforumsschreiber interessant sind) außer acht, zeigt sich ein relativ stabiler Flaschenweinexport mit nicht "übertriebenen", sondern durchaus annehmbaren Preiserhöhungen.
Nicht, dass in der österreichischen Weinwirtschaft alles eitel Wonne wäre, aber nur über Hörensagen sollte man nicht argumentieren. Bei einem Inlandsweinkonsum von 70 oder 80 Prozent tut es der Weinwirtschaft zwar weh, wenn es Probleme mit dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland gibt, aber von "wenn Deutschland hustet ist Österreich krank" kann angesichts der Zahl keine Rede sein. Und darüber, dass penisvergleichende Kellerneubauten daran schuld sein sollen, will ich gar nicht nachdenken...
Grüße
Bernhard
P.S. @ Gerald: Kreuzpost, gleiche Quelle
ich weiß nicht, wo du deine Daten herhast, aber die über die Statistik Austria erstellten Angaben der ÖWM zeigen zumindest bis 2010 nichts davon, dass "der Österreicher wohl einfach weniger Wein wie vor ein paar Jahren trinkt". Die Angaben die ich gefunden habe, liegen seit rund 10 Jahren in einem geringfügigen Auf und Ab zwischen 2,25 und 2,65 Mio. hl.
Auch was den "Fakt" der übertriebenen Preiserhöhungen betrifft, ist die Sache nicht so (einfach), wie von dir dargestellt. 2008 war zwar eine recht große Ernte, danach aber folgten kleine, bzw. mit 2010 sogar extrem kleine Erntemengen, vor allem in den großen Gebieten. Die Preissteigerungen und Mengenrückgänge im Export nach Deutschland, die du erwähnt hast, sind fast ausschließlich dadurch zu erklären und haben miteinander direkt nichts zu tun.
Bei normalen bis überdurchschnittlichen Erntemengen produzier(t)en die österreichischen Weinbauern mehr Wein, als sie Inland und über qualitätsorientierte Exportkanäle vermarkten können/konnten. Die Folge war/ist ein massiver Faßweinexport zu Preisen von unter einem Euro pro Liter, vorzugsweise in Form von Grünem Veltliner nach Deutschland. Geld verdient mit diesem Wein niemand oder zumindest die Produzenten nicht.
Die Folge der oben beschriebenen kleinen Ernten (und der strukturwandelbedingt immer noch abnehmenden Fläche) war, dass es die Weine für diese Exporte auf dem Faßweinmarkt praktisch von heute auf morgen ab der Weinlese 2010, d.h. in den Vermarktungsjahren 2011, 2012 nicht mehr gegeben hat. Sie wurden dringendst für den prioritären Heimmarkt benötigt und haben nicht einmal dort ausgereicht, wie deutliche WeinIMPORTE für den Gastro-Offenausschank belegen. (Wenn der vorher erwähnte Hamburger Journalist gegen dieses Argument in irgend einem seiner Beiträge die statistisch betrachtet immer noch relativ großen Lagerbestände in den Weinkellern anführt, dann hat er übrigens den Weinmarkt und die logistische Notwendigkeit von Lagerhaltung und Lieferfähigkeiten nicht verstanden.)
Die Gesamtliterzahl, die aus Österreich nach Deutschland geliefert wurde hat sich deshalb naturgemäß deutlich reduziert, und der Durchschnittsverkaufspreis dieser Gesamtlitermenge hat sich durch den Wegfall vorwiegend billiger Faßweinexporte zwangsläufig nahezu dramatisch erhöht. Läßt man aber die Faßweinexporte (die manchmal zwar ein notwendiges Marktventil, aber nicht wirklich die Zukunft des Weinlandes Österreich sein können, und die wohl auch nicht unbedingt für die Zielgruppe der Weinforumsschreiber interessant sind) außer acht, zeigt sich ein relativ stabiler Flaschenweinexport mit nicht "übertriebenen", sondern durchaus annehmbaren Preiserhöhungen.
Nicht, dass in der österreichischen Weinwirtschaft alles eitel Wonne wäre, aber nur über Hörensagen sollte man nicht argumentieren. Bei einem Inlandsweinkonsum von 70 oder 80 Prozent tut es der Weinwirtschaft zwar weh, wenn es Probleme mit dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland gibt, aber von "wenn Deutschland hustet ist Österreich krank" kann angesichts der Zahl keine Rede sein. Und darüber, dass penisvergleichende Kellerneubauten daran schuld sein sollen, will ich gar nicht nachdenken...
Grüße
Bernhard
P.S. @ Gerald: Kreuzpost, gleiche Quelle
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at