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Österreich 2013

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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Blaufränkisch

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Re: Österreich 2013

BeitragMo 2. Sep 2013, 14:35

Hallo Christian,

ich weiß nicht, wo du deine Daten herhast, aber die über die Statistik Austria erstellten Angaben der ÖWM zeigen zumindest bis 2010 nichts davon, dass "der Österreicher wohl einfach weniger Wein wie vor ein paar Jahren trinkt". Die Angaben die ich gefunden habe, liegen seit rund 10 Jahren in einem geringfügigen Auf und Ab zwischen 2,25 und 2,65 Mio. hl.

Auch was den "Fakt" der übertriebenen Preiserhöhungen betrifft, ist die Sache nicht so (einfach), wie von dir dargestellt. 2008 war zwar eine recht große Ernte, danach aber folgten kleine, bzw. mit 2010 sogar extrem kleine Erntemengen, vor allem in den großen Gebieten. Die Preissteigerungen und Mengenrückgänge im Export nach Deutschland, die du erwähnt hast, sind fast ausschließlich dadurch zu erklären und haben miteinander direkt nichts zu tun.

Bei normalen bis überdurchschnittlichen Erntemengen produzier(t)en die österreichischen Weinbauern mehr Wein, als sie Inland und über qualitätsorientierte Exportkanäle vermarkten können/konnten. Die Folge war/ist ein massiver Faßweinexport zu Preisen von unter einem Euro pro Liter, vorzugsweise in Form von Grünem Veltliner nach Deutschland. Geld verdient mit diesem Wein niemand oder zumindest die Produzenten nicht.

Die Folge der oben beschriebenen kleinen Ernten (und der strukturwandelbedingt immer noch abnehmenden Fläche) war, dass es die Weine für diese Exporte auf dem Faßweinmarkt praktisch von heute auf morgen ab der Weinlese 2010, d.h. in den Vermarktungsjahren 2011, 2012 nicht mehr gegeben hat. Sie wurden dringendst für den prioritären Heimmarkt benötigt und haben nicht einmal dort ausgereicht, wie deutliche WeinIMPORTE für den Gastro-Offenausschank belegen. (Wenn der vorher erwähnte Hamburger Journalist gegen dieses Argument in irgend einem seiner Beiträge die statistisch betrachtet immer noch relativ großen Lagerbestände in den Weinkellern anführt, dann hat er übrigens den Weinmarkt und die logistische Notwendigkeit von Lagerhaltung und Lieferfähigkeiten nicht verstanden.)

Die Gesamtliterzahl, die aus Österreich nach Deutschland geliefert wurde hat sich deshalb naturgemäß deutlich reduziert, und der Durchschnittsverkaufspreis dieser Gesamtlitermenge hat sich durch den Wegfall vorwiegend billiger Faßweinexporte zwangsläufig nahezu dramatisch erhöht. Läßt man aber die Faßweinexporte (die manchmal zwar ein notwendiges Marktventil, aber nicht wirklich die Zukunft des Weinlandes Österreich sein können, und die wohl auch nicht unbedingt für die Zielgruppe der Weinforumsschreiber interessant sind) außer acht, zeigt sich ein relativ stabiler Flaschenweinexport mit nicht "übertriebenen", sondern durchaus annehmbaren Preiserhöhungen.

Nicht, dass in der österreichischen Weinwirtschaft alles eitel Wonne wäre, aber nur über Hörensagen sollte man nicht argumentieren. Bei einem Inlandsweinkonsum von 70 oder 80 Prozent tut es der Weinwirtschaft zwar weh, wenn es Probleme mit dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland gibt, aber von "wenn Deutschland hustet ist Österreich krank" kann angesichts der Zahl keine Rede sein. Und darüber, dass penisvergleichende Kellerneubauten daran schuld sein sollen, will ich gar nicht nachdenken...

Grüße

Bernhard

P.S. @ Gerald: Kreuzpost, gleiche Quelle
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MichaelWagner

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Re: Österreich 2013

BeitragDi 3. Sep 2013, 13:50

das Problem mit diesen Statistiken ist, dass alles in einen Topf geschmissen wird und dann ein Durchschnittspreis ermittelt wird.

Wenn der unprofitable Exportanteil dann aufgrund kleiner Ernten mal wegfällt und konsequenterweise die Literzahl sinkt und der Durchschnittspreis hochschnellt, geht gleich das Geschrei los.

Dass sich für den Winzer/Produzenten betriebswirtschaftlich dabei kaum was geändert hat (ausser dass er nicht einen Teil seiner Ernte zu Schleuderpreisen indirekt exportieren muss) wird leider übersehen. Und wenn dann auch noch zeitgleich notwendige Betriebsinvestitionen gleistet werden, die man auch noch nach außen sieht (Kellerneubau etc.) geht dann ganz schnell die Neiddebatte a la "Wahnsinn, alles viel zu teuer, die Winzer verdienen sich dumm und dämlich, ich kauf nix mehr bei den Wucherern" los.

Aber warum solls Euch da in Österreich besser gehen als uns in Deutschland :lol:
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Gerald

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Re: Österreich 2013

BeitragMo 16. Sep 2013, 07:44

Im Burgenland hat die Lese (weiße Sorten) begonnen:

http://burgenland.orf.at/news/stories/2603786/

(unter nicht ganz idealen Rahmenbedingungen, da es die letzten Tage und auch diese Woche immer wieder regnet).

Interessant ist aber vor allem folgende Statement eines Winzers:

Mit dem Refraktometer bestimmt der Winzer den Zuckergehalt der Trauben. „Die ältere Generation braucht keinen Refraktometer. Wir kosten und können so schon die Gradation bestimmen, ohne dass wir es messen müssen. Die Trauben sind sehr süß, das muss so um 17, 18 sein“, erklärte Willi Sorger, Winzer in Trausdorf.


Wie das mit dem "ältere Generation braucht diese neumodischen Geräte nicht" damit zusammenpasst, dass fast in allen Betrieben nach Übernahme durch die jüngere Generation (mit entsprechender fachlicher Ausbildung) die Qualität sprunghaft angestiegen ist? ;)

Grüße,
Gerald
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Blaufränkisch

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Re: Österreich 2013

BeitragMo 16. Sep 2013, 09:53

Ich würde die Aussage aus dem Kontext (Renommee und Alter des Winzers,...) eher so interpretieren: Früher war es ziemlich egal, wieviel Zuckergrade die Trauben hatten. Man hat sowieso mit der Lese so lange gewartet, bis die Botrytis mehr oder weniger zugeschlagen hat. Trotzdem war die Gradation nie zu hoch (ertragsbedingt und aufgrund anderer Weinstilvorlieben) und der großzügige Umgang mit der Siegendorfer Sonne* hat dann den Rest besorgt.

Zum Jahrgang selbst ganz kurz: Die Lese ist wegen häufiger Regenschauer tatsächlich im Moment recht schwierig. Die Trauben sind allerdings noch in einem sehr guten Zustand, trotz Hitzesommer sind die Zuckergradationen moderat und die Säurewerte bei den meisten Sorten o.k. In den letzten zwei Wochen hat sich jenseits von Zucker und Säure reifemäßig sehr sehr viel (und unter vergleichsweise kühlen Bedingungen) getan.

Wenn und das Wetter die Trauben in den nächsten zwei Wochen (Weißwein, Zweigelt) so heimholen ließe, wäre ich recht zufrieden.

Grüße

Bernhard

* Siegendorf ist die Nachbargemeinde von Trausdorf und war bis in die 80er-Jahre (?) Standort einer Zuckerfabrik.
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Gerald

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Re: Österreich 2013

BeitragMo 28. Okt 2013, 10:26

Die Ernte dürfte im Wesentlichen abgeschlossen sein, ein erstes Résumé spricht von etwas geringerem Ertrag als im Schnitt, besonders beim Veltliner:

http://noe.orf.at/news/stories/2611548/

Über die Qualität gibt es keine Aussage - macht aber nichts, denn die offiziellen Statements dazu sprechen ohnehin Jahr für Jahr von sehr guter Qualität, als ob es gar keine Jahrgangsunterschiede gäbe. :?

Grüße,
Gerald
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Re: Österreich 2013

BeitragDi 29. Okt 2013, 08:20

Aus der Steiermark werden auch geringere Mengen als im langjährigen Schnitt berichtet, allerdings von "außergewöhnlicher Qualität". :?

http://steiermark.orf.at/news/stories/2611406/

Allerdings war der Herbst hierzulande doch weitaus weniger problematisch als man von manchen deutschen Weinbaugebieten hört (Fäulnis durch große Regenmengen bei vergleichsweise hohen Temperaturen).

Aber - durch die jährlichen Jubelmeldungen zur Erntezeit schon etwas abgestumpft - glaube ich die "außergewöhnliche Qualität" erst dann, wenn ich sie in der Flasche habe. ;)

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Österreich 2013

BeitragMi 13. Nov 2013, 08:11

Jetzt gibt es schon eine Gesamteinschätzung des Jahrgangs von der ÖWM:

http://www.oesterreichwein.at/news-medi ... ngen-2170/

Einen eindeutigen Charakter des Jahrgangs kann ich daraus trotz ausführlicher Berichte zu den einzelnen Regionen nicht entnehmen, offenbar gibt es für alle etwas, meint Willi Klinger. :?

Der Jahrgang 2013 wird uns in Rot und Weiß sowohl dichte und große Weine bringen, die uns in 20 Jahren noch Freude bereiten, als auch säurekräftige, knackige Tropfen, die uns in der Jugend fordern. Besonders freue ich mich auf ein hervorragendes Süßweinjahr 2013


Soll wahrscheinlich heißen: abwarten und selbst probieren, sobald die Weine verfügbar sind. ;)

Grüße,
Gerald
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Blaufränkisch

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Re: Österreich 2013

BeitragMi 13. Nov 2013, 10:36

Ja, was sollen sie denn schreiben, wenn es darum geht, (zu) früh einen pauschalen Ausblick auf 16 höchst unterschiedliche Weinbaugebiete zu geben :mrgreen:

Wobei Willi Klinger mit der Aussage "für jeden etwas" nicht unrecht haben dürfte. Sie trifft zwar fast immer zu, heuer aber wahrscheinlich etwas mehr, als in anderen Jahren:

Es wird leichte, säurearme Weißweine geben (frühe Gebiete, Junganlagen, Trockenstreß), leichte mit ungewöhnlich markanten Säurewerten (höhere Erträge, spätere Gebiete, Bewässerung, ausreichend frühe Ernte), kräftige Botrytisbomber (niedrige Erträge, spätere Ernte, schlechte Laubarbeit) und sehr dichte, auch alkoholreiche Weine mit dafür ungewöhnlich hohen Säurewerten (gute Laubarbeit, nicht zu niedrige Erträge, späte Ernte, kühlere Gebiete, Bewässerung, Selektion bei der Ernte). Letztere werden wohl bei uns im Keller die Spitze des Jahrgangs sein und zu den allerbesten zählen, die wir je im Keller hatten.

Die Roten werden trotz Hitzesommer wahrscheinlich eher in die elegantere Richtung gehen, reif in Tannin und Aromatik und zweifellos sehr schön, aber möglicherweise nicht ganz so gut in dieser Stilistik, wie wir das schon hatten (wobei diese Einschätzung natürlich noch viel mehr zu früh ist, als bei den Weißen).

Die von der ÖWM angesprochenen tollen Prädikatsweine hängen wohl zum größten Teil noch an den Reben. Es sieht zweifellos sehr vielversprechend aus (gute Ausgangsreife der Trauben mit guter Säurestruktur, saubere Botrytis, bisher nicht zu nass), aber noch sind die Beerenauslesen, Ausbrüche und TBAs von Ausnahmen abgesehen nicht im Keller.

Grüße

Bernhard
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m_arcon

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Re: Österreich 2013

BeitragFr 25. Jul 2014, 13:28

Hallo zusammen,

hatte jemand von Hirtzberger schon etwas im Glas aus 2013? Wie seht ihr den Vergleich zu den Vorjahrgängen? Mich würden speziell die Spitzenweine interessieren.
Merci!

Grüße
Marc
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Jürgen

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Re: Österreich 2013

BeitragMo 28. Jul 2014, 14:07

m_arcon hat geschrieben:Hallo zusammen,

hatte jemand von Hirtzberger schon etwas im Glas aus 2013? Wie seht ihr den Vergleich zu den Vorjahrgängen? Mich würden speziell die Spitzenweine interessieren.
Merci!

Grüße
Marc

Ich hatte mir im März für Honivogl G.V. 2013 92+ und für Singerriegel Riesling 93+ notiert.
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