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Bordeaux 2013

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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octopussy

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 6. Jan 2014, 18:48

Heute kam eine Werbeemail von Lobenbergs Gute Weine, in der sich Lobenberg gar nicht erst bemüht, den Jg. 2013 positiv darzustellen. Zitat: "Passend zur Zahl 13 wird 2013 zumindest im Bordeaux ein gelinde gesagt schwieriges Jahr. Verrieselte Blüte, Hagel, Unreife, Botrytis und richtige Fäulnis. Nur die besten Weingüter haben es nach unendlich vielen Lesegängen und fast brutaler Arbeit am Sortiertisch geschafft, winzige Mengen (ein Drittel der normalen Mengen) reifer Weine ohne Botrytis ins Fass zu bringen. Stephane Derenoncourt, der zur Zeit angesagteste önologische Berater Bordeauxs, sagte in einem Interview zu 2013: "The most complicated bit will be to bring the raisins to maturity without botrytis. There will be some good wines, but it's a shit year."

Lobenbergs Empfehlung, welch Wunder: lieber 2012 nachkaufen als bei 2013, aus dem er nur wenig anbieten will, zuschlagen.

Mal schauen, ob 2013 schon der Tiefpunkt im Bordelaiser System sein wird, aber erfolgreich wird die nächste Subskriptionskampagne ganz sicher nicht, da muss man sich nicht weit aus dem Fenster lehnen.
Beste Grüße, Stephan
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innauen

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMi 22. Jan 2014, 14:19

Hallo,

gerüchteweise werden Le Pin und VCC gar nicht erst zur Verkostung angestellt. https://twitter.com/Timatkin/status/423854633120178176. Das wurde für le Pin auf dem Parkerforum zwar dementiert, offen blieb aber, ob die Weine vielleicht präsentiert, aber gar nicht in der Subskription angeboten werden. Bild

Anyway. Bei der anstehenden Kampagne geht es weniger um den Jahrgang 2013. Da sind die Hoffnungen eh zerstoben, der Preisdruck zu groß und die Mengen zu gering. Es geht vielmehr darum, das Preisniveau von 2009-2012 zu beeinflussen. Ein schlechter Jahrgang verringert zwar die Nachfrage nach BDX, aber die verbleibende Nachfrage konzentriert sich dann auf das was aus den anderen Jahren noch vorhanden ist. 2009 und 2010 könnten dabei durchaus nach unten gehen, bzw. weiter zu Subspreisen angeboten werden, weil die Händler gekauft haben und viel Wein im Markt ist. Dagegen liegt der Verkaufsdruck 2011 und 2012 bei den Chateaus, die auf sehr viel Wein sitzengeblieben sind, die wegen steigender Kosten ein Cash Flow Problem haben aber ein vielleicht noch größeres Problem, wenn sie die Preise senken.

Wie gesagt: Echter Preisdruck entsteht nur durch quantitativ große und qualitativ mittelmäßige Jahrgänge (siehe 2004). Insofern erwarte ich mir nicht viel vom Frühjahr, egal welche Spielchen die Chateau treiben.

Grüße,

wolf
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sorgenbrecher

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMi 22. Jan 2014, 14:28

naja, die preise für ältere jahrgänge bordeaux insgesamt betrachtet sind ja bereits deutlich zurückgekommen und auf recht akzeptablem niveau. 2009 und 2010 sind relativ noch immer teuer im vergleich mit exzellenten gereiften jahren, aber da dürfte auch kein steigerungspotential mehr drin sein. dafür sind die preissteigerungen bei gereiften burgundern der absolute wahnsinn. wenn ich mir mal die preisentwicklung von 1er bordeauxs aus guten bis sehr guten jahren wie 1983, 1985, 1986 und 1988-1990 anschaue, dann lässt sich da durchaus zu akzeptablen preisen richtig guter wein nachkaufen, wenn ich aber im grand cru-bereich oder bei den top 1er-cru im burgund bei jahrgängen wie 1978, 1985, 1989/90, 1993, 1996, 1999 schaue, dann gehen inzwischen selbst für durchschnittliche produzenten die preise ans absolute limit und die top-erzeuger sind defacto nicht mehr bezahlbar.... :twisted:
Gruß, Marko.
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innauen

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMi 22. Jan 2014, 14:55

sorgenbrecher hat geschrieben: dafür sind die preissteigerungen bei gereiften burgundern der absolute wahnsinn....wenn ich aber im grand cru-bereich oder bei den top 1er-cru im burgund bei jahrgängen wie 1978, 1985, 1989/90, 1993, 1996, 1999 schaue, dann gehen inzwischen selbst für durchschnittliche produzenten die preise ans absolute limit und die top-erzeuger sind defacto nicht mehr bezahlbar.... :twisted:


Da hast Du recht. Die Preise für spannende Burgunder bewegen sich jenseits von gut und böse. Dass das nicht immer so bleiben muss, zeigt ja die aktuelle Preisentwicklung für gereifte BDX (obwohl ich immer noch nicht 100 Euro für Superseconds aus sagen wir 1999 brauche). Ich warte also ab und trinke solange sie noch günstig sind trockene deutsche Rieslinge :lol:
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Weinbertl

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMi 22. Jan 2014, 14:57

sorgenbrecher hat geschrieben:wenn ich aber im grand cru-bereich oder bei den top 1er-cru im burgund bei jahrgängen wie 1978, 1985, 1989/90, 1993, 1996, 1999 schaue, dann gehen inzwischen selbst für durchschnittliche produzenten die preise ans absolute limit und die top-erzeuger sind defacto nicht mehr bezahlbar.... :twisted:


sprichst Du von klassischen Händlern oder eher von Auktionsplattformen? Beim Händler (v.a. online) werden die Preise ja förmlich ausgewürfelt, da gibt es Preisunterschiede von 50% und mehr. Wird dort denn überhaupt noch nennenswert was umgesetzt? Ich habe das Gefühl der Markt für alte Jahrgänge geht immer weiter zurück und Bestände werden als eine Art inflationsgeschütztes Kapital betrachtet ohne große Not verkaufen zu müssen.
Grüße
Robert
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sorgenbrecher

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMi 22. Jan 2014, 15:01

ja, es stimmt, man muss schon ganz genau schauen, die preisdifferenzen sind teilweise extrem. überwiegend meine ich auktionen bzw. die jeweils günstigsten händlerpreise international (auktionspreise sind aber für mich am ehesten realistische marktpreise).
Gruß, Marko.
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2013

BeitragSo 9. Feb 2014, 23:11

octopussy hat geschrieben:Lobenbergs Empfehlung, welch Wunder: lieber 2012 nachkaufen als bei 2013, aus dem er nur wenig anbieten will, zuschlagen.

Und passend zu dieser Empfehlung hat er zeitgleich die Preise für die 2012er saftig angehoben... :shock:
Ganz interessant zu verfolgen - am Anfang der 2012er Sub war er mit der günstigste, teilweise mit echten Kampfpreisen, die sonst kein Händler mitgegangen ist. Nun liegt er am oberen Rand des Spektrums...
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UlliB

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 10. Feb 2014, 22:05

Heute hatte ich ein kurzes Telefongespräch mit einem Händler in Bordeaux (wo ich diesmal ein paar italienische Weine gekauft habe :o ). Die lokale Gerüchteküche meint, dass etliche große Erzeuger beim 13er absolut rigoros selektieren und am Ende nur homöopathische Mengen an Erstwein auf den Markt bringen werden, aber das dann zu entsprechend hohen Preisen. Die Devise ist, das erreichte Preisniveau mit Zähnen und Klauen zu verteidigen...

Ich bezweifele, dass das funktionieren wird. Im Prinzip ist der Jahrgang 2013 schon jetzt für tot erklärt, da müsste schon ein Wunder geschehen, um noch ernsthaftes Interesse zu erzeugen. Ob da eine solche "politische Preissetzung" die Stimmung (die ja für Bordeaux ohnehin schlecht ist) nicht endgültig zum Kippen bringt?

Gruß
Ulli
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innauen

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Re: Bordeaux 2013

BeitragMo 10. Feb 2014, 23:32

UlliB hat geschrieben:Die lokale Gerüchteküche meint, dass etliche große Erzeuger beim 13er absolut rigoros selektieren und am Ende nur homöopathische Mengen an Erstwein auf den Markt bringen werden, aber das dann zu entsprechend hohen Preisen. Die Devise ist, das erreichte Preisniveau mit Zähnen und Klauen zu verteidigen...

Gruß
Ulli


Das ist eine Strategie, die für die Top 20 Betriebe Sinn macht - und manche, die sich gern dazuzählen würden. Mit 2013 lässt sich weniger Geld verdienen, als man mit den älteren Jahrgängen über eine Abwertung verlieren kann. Also muss Preisstabilität die oberste Maxime sein. Bei Lafite, Petrus und Co geht es weniger um die Qualität des Weines als um die Marke. Der Ausfall eines Jahrgangs kann sogar helfen, die Marke und damit den Preis zu stabilisieren (darum gibt es keinen Yquem 2012 und keinen Le Pin 2003).

Nur: Für den "normalen" Grand Cru Classé Betrieb ist das keine Alternative. Unter den 5er, 4er und 3er GCC und am rechten Ufer ohnehin hat sich über die Jahrgänge 2011 und 2012 ein Cash Flow Problem aufgestaut, das sich weder mit einer Hochpreisstrategie (also die bewußte Inkaufnahme von Umsatzeinbußen) noch durch eine Ramschstrategie (zu geringe Verkaufsmenge auf Grund zu geringer Erntemengen erbringt auch kein wesentliches Umsatzplus) lösen lässt. Es schlummern aber aus 2011 und 2012 noch große Mengen unverkaufter Weine, vor allem auch bei den Chateaus.

Ich bin gespannt, wie die den gordischen Knoten lösen wollen. Mein Mitleid hält sich aber in Grenzen .... :geek:

Grüße,

wolf
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octopussy

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Re: Bordeaux 2013

BeitragDi 11. Feb 2014, 17:57

Château Malescasse verkauft seinen 2013er als Fassware: http://www.wine-searcher.com/m/2014/02/ ... 2013-wines

Ich habe auch wenig Mitleid mit den Bordelaisern. Das haben sie zwischen 2009 und 2011 mit den $$-Zeichen in den Augen verspielt. Ich könnte mir vorstellen, dass die rigorose Selektion bei den Erstweinen u.U. auf die Zweitweine "abstrahlen" soll, d.h. nur die Erstweine werden zu den Verkostungen angestellt, kriegen hoffentlich gute Punkte, die allgemeine Meinung dreht sich in Richtung "winemakers' vintage", "some values to be found", usw. usf. und die Leute kaufen evtl. auch Zweitweine nach dem Motto "wenn der Erstwein so gut bewertet wurde, kann der Zweitwein ja nicht so schlecht sein". Aber das ist pure Spekulation.

Aus meiner Sicht hat die mutmaßlich mittelmäßige Qualität in 2011, 2012 und 2013 einen dicken Strich durch die Strategie der Bordelaiser gezogen, die Weine als Luxusmarken möglichst unahbängig von der Qualität zu positionieren. Da machen die Leute einfach nicht mit. Jetzt haben sie Schwierigkeiten, sich wieder unter das Fußvolk zu mischen ("igitt, der gleiche Preis wie für einen Cahors") und versuchen mit aller Macht das Unvermeidbare zu vermeiden, nämlich kräftige Preisabschläge und den Verlust des Luxusimages hinnehmen zu müssen.
Beste Grüße, Stephan
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