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Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Di 4. Okt 2011, 23:20
von Bernd Schulz
Hallo Charlie,

nun ja, "klarster Karfunkel"...

Ich habe gerade der Neugierde halber noch einmal meine VKNs durchsucht: Alle drei Rieslinge, die ich im Laufe der Jahre mit mindestens 97 Punkten bewertet habe, kommen aus dem Hause Christoffel Junior.

Dass es sich um einen absoluten Spitzenbetrieb handelt, steht für mich ganz außer Frage.

Beste offtopische Grüße

Bernd

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Do 6. Okt 2011, 12:01
von niers_runner
für mich galt das Weingut Christoffel bisher auch als absoluter TOP-Betrieb.

Viele Grüße

Peter

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Do 6. Okt 2011, 22:32
von Charlie
Bernd Schulz hat geschrieben: nun ja, "klarster Karfunkel"...

Ich habe gerade der Neugierde halber noch einmal meine VKNs durchsucht: Alle drei Rieslinge, die ich im Laufe der Jahre mit mindestens 97 Punkten bewertet habe, kommen aus dem Hause Christoffel Junior.

Dass es sich um einen absoluten Spitzenbetrieb handelt, steht für mich ganz außer Frage.
Der "Karfunkel" sollte eine Unsicherheit meinerseits kaschieren. Auf das Wort bin ich ein bisschen Stolz, denn es suggeriert diese einhorn-, gralartige Suche nach Dingen die es vielleicht nicht gibt ganz gut.

Diese hohen Bewertungen von dir sind aber für Weine aus den 70ern. Die sehe ich genauso.

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Do 6. Okt 2011, 22:44
von Gerlach
Ich möchte Charlie beipflichten in seiner Einschätzung (und dem Vorbehalt gg. einer Überschätzung) des Christoffelschen Leistungsvermögens der zurückliegenden Jahre - die Verklärung eines Altmeisters (und seiner mutmasslich recht hohen Hektarerträge) durch seine in den vorigen Beiträgen kundgetanen Fan-Beiträge erscheint mir verklärt; will sagen: die 1. Liga der Mittelmosel (zu der ich willkürlich Willi Schäfer, Molitor, J.J.Prüm, Schloss Lieser, den weit unterschätzten Becker-Steinhauer, tw. Dr. Hermann zähle) erreichen die doch geschmacklich sehr ähnlichen und damit quasi voraussehbaren Christoffel-Weine nicht. Dass sie gleichwohl Geschmacksvergnügen zu einem akzeptablen Preis bieten, steht ausser Frage. Nur - die Spannung und Vorfreude auf das Überraschungsmoment eines neuen Erzeugerprodukts haben sie bei mir in den vorigen Jahren nicht auszulösen vermocht.

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Do 6. Okt 2011, 22:54
von Bernd Schulz
Hallo Charlie,

du hast dich auf jeden Fall so ausgedrückt, dass ich glaube, gut zu verstehen, was du meinst. Ich kenne auch die Kreise :mrgreen:, die die Auffassung vertreten, viele KaJo-Christoffel-Weine seien bei aller Qualität etwas zu ungeschliffen, zu rustikal im Stil.
Diese hohen Bewertungen von dir sind aber für Weine aus den 70ern. Die sehe ich genauso.
Etliche KaJo-Rieslinge gerade aus den letzten Jahren scheinen mir vom Potential her den Weinen aus den 70ern nicht nachzustehen. Sie sind nur - logischerweise :mrgreen: - momentan noch viel zu jung.

Überhaupt scheint mir KaJo Christoffel in diesem Jahrtausend zu einer Art verfeinertem Altersstil gelangt zu sein. Verrückterweise wird das besonders an seinen trockenen Weinen deutlich - die Würzgarten-Spätlese trocken 07 z.b. wirkt um Längen subtiler als vergleichbare Sachen aus den 90ern, die ich in ihrer harschen Art zwar auch sehr mochte, die aber letztlich nur etwas für hartgesottene Säurefetischisten waren.
Inwieweit diese Entwicklung nun wirklich dem Willen des Winzers oder aber veränderten klimatischen Gegebenheiten entspricht, bliebe natürlich noch (an anderer Stelle!) zu diskutieren.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 14:00
von niers_runner
Hallo zusammen,

ich stelle hier mal 2 meiner Ansicht nach große 2010er Christoffel Rieslinge ein.
Wenn auch eigentlich viel zu jung, kann man doch davon ausgehen, das da in ein paar Jahren noch mehr kommt.

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Beste Grüße

Peter

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Di 25. Okt 2011, 21:25
von kristof
Hallo zusammen,

mit Pfälzer Rieslingen habe ich wenig Erfahrung und muß deshalb zugeben, gerade meinen ersten Pfälzer Riesling 2010 im Glas zu haben.

Es ist der "Schweigener" Riesling von Friedrich Becker.

Nachdem ich 2010 "meinen" Mittelrhein und so manches aus Theinhessen getrunken habe, empfinde ich diesen Wein vielmehr als cremig-saftig (wenn ich das mal so schreiben darf) als alles, was ich in dieser (Basis-)Liga aus dem Jahrgang sonst getrunken habe.

Frage: Ist das typisch Pfalz (mehr oder weniger jahrgangsunabhängig) oder Weingutsstil? Gerade bei 2010 überrascht mich das.

Re: Jahrgang 2010 in Deutschland

Verfasst: Mi 26. Okt 2011, 05:22
von Markus Vahlefeld
Habe gerade den neuen WeinWisser durchgestöbert. Er widmet sich auch den Rieslingen aus 2010 mit der Überschrift: "Kleine Menge, gigantische Rieslinge". In dem Bericht behauptet Stephan Reinhardt, dass der 2010er Jahrgang zwar schwerer zu "verstehen" (also schwerer früh zu trinken) sei, aber in der Spitze die Weine aus 2009 sogar noch toppt. Und er schreibt nicht über Spät- oder Auslesen, sondern über die trockenen Spitzen. "In ihrer Intensität und Konzentration elektrisierend" vergleicht er sie mit der Molekularküche, die ähnliche Erlebnisse bietet.

Ich muss sagen, dass mir hier Stephan Reinhardt aus der Seele spricht. Bisher hat niemand die fast bizarre Schizophrenie des Jahrgangs 2010 so gut auf den Punkt gebracht. Zum einen Unreife, zum anderen höchste Extraktkonzentration. Das Ganze aber bei den Spitzenweinen in perfekter Harmonie auf höherer Ebene. Der WW vergibt sogar bei mehr Weinen die Höchstpunktzahl als bei den 2009ern.

Für mich wird hier deutlich, wie wenig allgemeine Aussagen zu einem Jahrgang taugen, wenn es um die Bewertung der Einzelnen geht. Ein wunderbarer gedanklicher Widerspruch, den ich gerne bereit bin auszuhalten.

Das Heft lohnt sich!