Re: Bordeaux 2015 - fettes Jahr, fette Preise?
Verfasst: Do 12. Nov 2015, 09:23
Das würde ich bezweifeln. Oder, anders herum gefragt, was wissen wir denn heute über "Terroir"? Warum eine bestimmte Lage konstant einen besseren oder wenigstens individuelleren Wein als eine andere ergibt, liegt außer im Hinblick auf ein paar ziemlich offensichtliche Parameter wie z.B. Exposition (die auch Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt waren) immer noch weitestgehend im Dunkeln.Desmirail hat geschrieben:[... was man 1855 schon alles über Terroir wußte war ... nichts!
Weißt Du eigentlich, was das Kriterium für die Klassifizierung 1855 war? Es war letztlich nur ein Einziges, und das war absolut objektiv - was aber nicht notwendigerweise etwas über die "absolute" Qualität des Weins sagen musste.Stellt man sich die Frage, was die damaligen Kriterien für die Klassifizierung waren wird man schnell feststellen, dass es auch hätte anders kommen können. Die heutige Einteilung 1.-5. Cru ist leider, wie vieles im Leben, nur Zufall. Nichts weiter!
Im übrigen: 1855er Klassifikation hin oder her, die gilt ohnehin nur im Médoc. In Pomerol gab es nie eine Klassifikation und wird es nie eine geben; trotzdem gibt es eine Reihe von Weinen, die allgemein in die Spitzenklasse gerechnet werden, und die entsprechend hohe Preise erwirtschaften. Zu vermuten, dass das ausschließlich auf einer preisbedingten Selbstsuggestion der Käufer beruht und billigere Weine regelmäßig (!) genau so gut sind, unterstellt diesen Käufern, dass die zwar Geld, aber keinen Geschmack haben. Ein immer wieder gerne bedientes Topos, aber deswegen nicht notwendigerweise richtig.
Gruß
Ulli