Kamptal

Moment - der von Bernd verkostete Veltliner hat laut seiner VKN 8,90 Euro gekostet; er hat die 4,99 nur als qualitativen Vergleich herangezogen!

An und für sich würde ich davon ausgehen, dass man mit dem Basiswein eines renommierten Weingutes zumindest etwas Sortentypisches und Anständiges ins Glas bekommt. Offensichtlich ist das heute aber auch in Österreich zuviel verlangt. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich vor kurzem mit dem GV "Löss" 2012 von Jurtschitsch. Das freundlichste, was mir dazu einfällt, ist das Wort "neutral" - Sortencharakter geschweige denn eindeutige Herkunft: null.

Übrigens findet man vor Ort durchaus Veltliner für um die 5 Euro, die beides liefern; man muss nur etwas danach suchen. Aber offensichtlich nicht bei den "Spitzenweingütern"

Gruß
Ulli

Gerald, Kreuzpost...

...na ja, laut VKN hat Bernd aber fast 9 Euro dafür bezahlt....

So verhält es sich.

An und für sich würde ich davon ausgehen, dass man mit dem Basiswein eines renommierten Weingutes zumindest etwas Sortentypisches und Anständiges ins Glas bekommt.

Eben. Wenn ich irgendein sauber gemachtes, aber ansonsten völlig glattgebügeltes und charakterfreies Früchtchen trinken will, muss ich mich nicht an (den normalerweise sehr gut sortierten) Fachhändler wenden.

Aber solange das bei Hirsch nur ein Zusatzangebot für eine andere Klientel ist und der Rest des Sortiments nicht betroffen ist, kann man damit schon leben, finde ich. Der Winzer muss schließlich auch Geld verdienen, warum daher sollte er sich nicht breiter aufstellen?

Das sehe ich anders. Klar muss der Winzer auch Geld verdienen, aber ab einem gewissen Renommé sollte es dann doch eine Schamgrenze geben. Wer solch einen M.... zu solch einem völlig überhöhten Kurs (mindestens ein Drittel überteuert) unter die Leute bringt, ist für mich erst mal von der Liste gestrichen. Von Hirsch kaufe ich so schnell nichts mehr. Es gibt genug andere Erzeuger, die auch Geld verdienen müssen, aber trotzdem recht hochwertige, sorten- und gebietstypische Basisweine produzieren.

Viele Grüße

Bernd

[Gerald]

Die Sache mit den "Primeurwein(ch)en" im November ist ja auch so ähnlich. Ich probiere das Zeug nur selten, aber meistens sind da nur aufgesetzt wirkende Bonbonaromen im Vordergrund und dahinter gar nichts. Als Winzer hätte ich mit solchen Produkten auch Angst, meinen Ruf zu ruinieren ...

An dieses Problem dürften viele Weingüter schon auch denken und bringen solche Weine wie den von Bernd genannten in ganz anderem Etikettendesign und teilweise anderen Vertriebswegen (z.B. gar nicht ab Hof erhältlich) heraus. Ob das beim "Hirschvergnügen" (der Name alleine sollte die meisten ambitionierten Weinfreunde ja schon abschrecken ) auch der Fall ist, weiß ich natürlich nicht.

Grüße,
Gerald

[Gerald]

Es gibt genug andere Erzeuger, die auch Geld verdienen müssen, aber trotzdem recht hochwertige, sorten- und gebietstypische Basisweine produzieren.

schon richtig, nur sind diese Weine - zumindest was ich in dieser Richtung kenne - gar nicht in der Linie Basiswein - Lagenwein - Topwein (oder so ähnlich) eingeordnet, sondern ganz außerhalb davon. Eben auch durch andere Etiketten und Vertriebswege abgegrenzt.

Grüße,
Gerald

Hallo Gerald,

dann geh doch mal auf die Homepage von Hirsch:

http://www.weingut-hirsch.at

Was siehst du da direkt auf der Startseite?

Isse nix mit "Abgrenzung"!

Herzliche Grüße

Bernd

Und noch ein kleiner Nachtrag:

Laut Homepage des Weinguts hat das "Hirschvergnügen" 2013 offenbar 90 Punkte im "Falstaff" erhalten....

Viele Grüße

Bernd

[Gerald]

Isse nix mit "Abgrenzung"!

na ja, vom Etikettendesign schon (vergleiche die "ernsthaften" Weine rechts, wenn man auf http://www.weingut-hirsch.at/show_content.php?hid=1 klickt ), von den Vertriebswegen offenbar nicht ...

Grüße,
Gerald

[Gerald]

Laut Homepage des Weinguts hat das "Hirschvergnügen" 2013 offenbar 90 Punkte im "Falstaff" erhalten....

da hat doch jemand hier im Forum einmal so schön festgestellt, dass jeder WC-Essigreiniger beim Hofer (= Aldi Süd Österreich) im Falstaff schon 91 oder mehr Punkte bekommt.

Grüße,
Gerald

Gerald,

der von mir oben erwähnte GV "Löss" von Jurtschitsch gehört eindeutig zum Regelsortiment des Gutes. Außerhalb steht dort der "GrüVe", der aus zugekauften Trauben hergestellt wird und ein jedes Jahr wechselndes Sonderetikett hat.

Im Übrigen - ob nun Regelsortiment oder nicht: was von einem Weingut unter seinem Namen verkauft wird, ist auch vom Weingut zu verantworten. Null-Acht-Fünfzehn-Qualitäten könnte man auch unter anderem Namen oder anonym in den Markt bringen. Nur gäbe es dann halt deutlich wenig Geld.

Mir stößt diese Sache mittlerweile doch empfindlich auf, da hier ein eindeutiges Muster zu erkennen ist, nämlich Trittbrettfahren auf dem eigenen Namen. Das gilt in Österreich nicht nur fürs Kamptal.

Gruß
Ulli

[Gerald]

Hallo Ulli,

Im Übrigen - ob nun Regelsortiment oder nicht: was von einem Weingut unter seinem Namen verkauft wird, ist auch vom Weingut zu verantworten. Null-Acht-Fünfzehn-Qualitäten könnte man auch unter anderem Namen oder anonym in den Markt bringen. Nur gäbe es dann halt deutlich wenig Geld.

natürlich ist es vom Weingut zu verantworten. Ich sehe aber kein Problem dabei, eine andere - gefälligere, vielleicht auf "Einsteiger" ausgerichtete - Linie auch anzubieten, wenn der Unterschied für den Konsumenten schon klar aus der Aufmachung hervorgeht. Das ist bei dem "Hirschvergnügen" meiner Ansicht nach der Fall. Wenn man - z.B. jüngere - Menschen vom Alkopop zum Wein "herüberholen" möchte, ist das als Einstieg vielleicht nicht die schlechteste Methode, oder?

Persönlich unangenehmer finde ich, wenn ein - an sich hervorragender - Winzer seine früher beeindruckende Gesamtkollektion in diese Richtung umstellt, da er damit offenbar mehr Erfolg hat. So geschehen bei meinem früheren Lieblingsweingut im Weinviertel, wo bis ungefähr 2007 tolle Veltliner produziert wurden, danach aber immer mehr in Richtung exotisch-fruchtig vinifiziert wurde. Veltliner ohne die typische Würze, aber dafür mit Maracuya-Papaya-Aromatik, das muss ich wirklich nicht haben.

Grüße,
Gerald