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Kremstal

BeitragVerfasst: Mi 8. Dez 2010, 20:59
von Oberpfälzer
Hallo zusammen,

in der derzeitigen Forumsstruktur lässt sich das Kremstal wohl nicht richtig einordnen. Deshalb mache ich mal dieses Thema auf. Falls die Admins das Kremstal mit einem existierenden Forumsteil zusammenlegen wollen, bitte einfach verschieben.

Vor einigen Monaten habe ich folgenden Wein wie nachstehend beschrieben im Glas gehabt:

Erstellt am: 23.07.2010 : 20:28:40 Uhr
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Hallo zusammen,

nach knapp 3 Jahren wieder im Glas: Grüner Veltliner Privat 2006, Nigl, Kremstal

Nase sehr kräftig und angenehm-vielschichtig nach reifen gelben Früchten, herben Kernen, etwas neuem Holz, Mineralik. Nase verspricht sehr viel, lässt einen schweren Wein vermuten.

Gaumen sehr voluminös, eher mild, sehr schwer, beinahe ölige Konsistenz, harmonisch, angenehm-vielschichtig analog Nase mit herb-alkoholischen Noten; sehr langer Abgang.

Ist für mich schon ungewöhnlich, weil sehr schwer. Damit fehlt es ihm am Gaumen an Finesse und Spiel. Für mich einfach zuviel des Guten - da hat man wohl das maximal mögliche herauszuholen versucht. 88 OpfP


Heute sehe ich ihn nach wie vor so. Nur würde ich ihn etwas höher werten. Das ist schon eine ausgezeichnete Granate und mir durchaus 90 OpfP wert. Die Nase ist wunderschön, wenngleich das letzte Quäntchen Vielschichtigkeit fehlt. Am Gaumen merkt man halt den Alkohol, aber er ist schon ordentlich eingebunden. Nigl ist für mich eine Top-Adresse im Kremstal und darüber hinaus.

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Do 9. Dez 2010, 21:52
von Oberpfälzer
Heute den Rest von Nigl´s GV Privat 2006 im Glas. Jetzt kommen die brandigen Noten wieder voll durch. Das ist für mich zu schwere Kost und bereitet mir so keinen Spass.

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 14:02
von Oberpfälzer
Hallo zusammen,

Bodo hatte neulich beim BT einen sehr interessanten Weisswein mitgebracht:

Roter Veltliner Reisenthal 2009, Mantlerhof

Die Nase sehr animierend, kräftig, vielschichtig. Am Gaumen relativ voluminös, mild, schwer; zunächst sehr gute Struktur und auch Finesse zeigend, die aber nach vielen Stunden nicht mehr derart präsent waren. Sehr harmonisch, vielschichtig und langer Abgang. Anfangs 90-91 OpfP die er später nicht mehr halten konnte, da er dann eher breit wirkte. Für mich ein ausgezeichneter Wein, von einer eher selten genannten Rebsorte.

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Mo 14. Mär 2011, 10:10
von Gerald
Am Wochenende im Glas meiner erster 2010er:

Bild

Ein an sich schöner, wenn auch von der Aromatik her eher einfach gestrickter Riesling, der allerdings zu meiner Verwunderung 2 Tage an der Luft braucht, um sich richtig zu finden. Für einen Wein dieser Kategorie eigentlich ungewöhnlich lang. Ob das mit den Spezifika des Jahrganges zusammenhängt oder mit der Vinifikation, weiß ich natürlich nicht.

Hätte aber trotzdem nicht geschadet, den Wein erst später zum Verkauf freizugeben (ich weiß schon, dass das aus verschiedenen Gründen nicht so einfach ist). Denn im Moment macht er - frisch geöffnet - einfach nicht viel Vergnügen. Und nicht jeder Konsument wird sich einen Rest für eine Nachverkostung in 2 Tagen aufheben ...

Grüße,
Gerald

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Fr 22. Jul 2011, 21:05
von Ralf Gundlach
Unser bester Weinhändler in Aachen hat eine gute Auswahl von österreichischen Winzern ( Holzapfel, Winkler-Hermaden, Schönberger, Stadlmann, Eichinger..) aber das Weingut Proidl ist sicher m.E. die beste Wahl, in meinem Glas befindet sich der 2010er Riesling vom Urgestein Senftenberger "Steilheit", seit ungefähr einer halben Stunde offen öffnet sich dieser Riesling gaaanz langsam, eher schlank gehalten, dabei sehr mineralisch ( in dem Stadium würde dieser Wein durchaus als Moselgewächs durchgehen ), die Frucht deutet sich an, Richtung Mirabellen und Quitte, kräftige aber gut eingebundene Säure, passend zum Jahrgang, braucht einfach noch etwas Zeit, wobei im Moment durchaus ein Spassfaktor vorhanden ist, wenn es nur etwas wärmer wäre, was ich interessant finde: dieser Riesling hat gerade mal 11,5 % Alkohol, "ich macht halt die Weine so, wie ich es für richtig halt" ( Originalzitat bei einer Weinprobe von ihm nach irgendeinen Gemecker von einen "Weinsnob", weil der probierte Wein nur halbtrocken war und nicht trocken, solche Winzer mag ich ), 85+ Punkte, kostet etwas über 9 Euro

Gruß

Ralf

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Sa 23. Jul 2011, 15:14
von weinfidél
Hi!
Ralf Gundlach hat geschrieben:...dieser Riesling hat gerade mal 11,5 % Alkohol, "ich macht halt die Weine so, wie ich es für richtig halt" ( Originalzitat bei einer Weinprobe von ihm nach irgendeinen Gemecker von einen "Weinsnob", weil der probierte Wein nur halbtrocken war und nicht trocken, solche Winzer mag ich )
Ralf


Tja, beim Franz gibt's tatsächlich kein "Rezept"...
Denn, gestern habe ich mich wieder mal an einen GV Ehrenfels 2000 gemacht. Der wiederum hat aber lt. Etikett sagenhafte 14,5% alc. ... Und schau an, obwohl natürlich ein bisschen Alk spürbar ist, das Ganze präsentiert sich nach wie vor äußerst komplex, heißt, das ist so substanzreich, viel gelbe Trockenfrucht, Würze und Hauch Honig, geprägt durch eine enorme Tiefe, gleichzeitig genügend Säure und tragende Mineralik, dass eigentlich überhaupt keine Müdigkeit fest zu stellen ist. Schlicht ein Modellathlet, der haften bleibt...

fidélst
RicoE

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Fr 9. Dez 2011, 09:34
von Gerald
Bei einem Besuch auf Stift Göttweig vor einigen Tagen (man muss ja der Verwandtschaft zeigen, wie schön Niederösterreich ist ;) ) habe ich mir gleich ein paar Flaschen des dort ansässigen historischen Weinguts mitgenommen. Das Weingut wird seit einiger Zeit von Fritz Miesbauer geleitet, der schon langjährige Erfahrung mit Weinen der Region hat (zuvor Freie Weingärtner Wachau = Domäne Wachau sowie Weingut der Stadt Krems).

Der erste probierte Wein ist der Grüne Veltliner Göttweiger Berg Kremstal DAC 2010 (was für ein langer Name ;) ):

Bild

Ein schöner Basisveltliner, allerdings bekommt man für 10,50 ab Hof in der Region (sogar in der für hohe Preise bekannten, angrenzenden Wachau) meist schon die nächsthöhere Kategorie. Bin jedenfalls neugierig, wie sich die Lagenweine (17,90 ab Hof) präsentieren werden.

Grüße,
Gerald

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Fr 20. Jan 2012, 12:40
von Gerald
Ein bisschen wie die Fahrt auf der Hochschaubahn ist das Verkosten der vom Besuch auf Stift Göttweig mitgebrachten Weine. Während der Basisveltliner nicht vollends überzeugen konnte (siehe oben), war der Basisriesling ein wirklich schönes Erlebnis:

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Leider kann man das vom Lagenriesling wiederum nicht unbedingt behaupten:

Bild

Einer sehr attraktiven und vielschichtigen Aromatik steht ein ziemlich unharmonischer Gaumeneindruck entgegen, der sich auch nach einem Tag offen in der Flasche nicht bessert, eher das Gegenteil. Es scheint fast, als wollte man quasi "alles aus den Trauben herausholen", um einen möglichst opulenten Riesling nach dem Vorbild mancher (zum Glück nicht aller) Wachauer Smaragde zu produzieren. Meiner Meinung nach ist der Versuch leider ziemlich daneben gegangen.

Anders sehen es aber offenbar die Weinguides, im Falstaff hat er 92 Punkte bekommen, in "Österreichs beste Weißweine" die Höchstnote von 5 Gläsern. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in einer Verkostung mit -zig anderen Rieslingen gut abschneidet, als Wein "zum Trinken" ist er aber nicht so ganz das Wahre ...

Grüße,
Gerald

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Do 2. Feb 2012, 09:51
von Gerald
Und weiter geht es mit der Hochschaubahn ;)

Bild

Zum Abschluss der vier 2010er von Stift Göttweig wieder ein sehr attraktiver Wein. Irgendwie eine eigenartige Konstellation: sowohl bei Riesling als auch Veltliner hat mir genau einer gut gefallen, einer weniger. Dasselbe gilt für die Weinkategorie ("einfacher" DAC oder DAC Reserve). Ich bin jedenfalls auf die 2011er gespannt ...

Grüße,
Gerald

Re: Kremstal

BeitragVerfasst: Fr 17. Feb 2012, 14:08
von weinaffe
Hallo zusammen,

die Nigl'schen Weine konnten mich bisher nicht durchgehend überzeugen, der nun folgende gereifte Riesling dieses Produzenten ist aber ganz großes Rieslingkino und genau so, wie ich mir einen gereiften, trinkfreudigen Wein aus dieser Edelsorte vorstelle:

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Grüsse
Bodo