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Re: Südsteiermark

Verfasst: So 17. Jun 2012, 23:19
von Bernd Schulz
Dem Hans Peter habe ich im Weststeiermarkthread versprochen, nach dem Aufziehen der betreffenden Flasche über einen südsteirischen Sauvignon Blanc von der Domäne Müller zu berichten. Ich mache das jetzt im richtigen Thread:

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Ein üblerTropfen ist das mitnichten, ein großer Wein aber auch nicht. Bei einiger Substanz gehört er eher in eine Kategorie, die meinen persönlichen Vorlieben weniger entspricht, aber ab und an ist es ja reizvoll, mal auf völlig ungewohnten Pfaden zu wandeln und die altgewohnten Abneigungen (einigermaßen :mrgreen: ) selbstkritisch zu überprüfen.

Und zumindestens beweist dieser Ried Deutsche Weingärten Berghausen Sauvignon Blanc trocken "Private Reserve" ganz klar, dass die oberste Zeile in Geralds Datenbank nicht nur für verschiedene deutsche Weine vieeel zu knapp bemessen ist! :mrgreen: :mrgreen:

Beste Grüße

Bernd

Re: Südsteiermark

Verfasst: Mo 18. Jun 2012, 08:34
von Gerald
Na ja, wenn er schon "Deutsche Weingärten" heißt :D

Aber danke für den Tipp, werde das Feld länger machen ...

Grüße,
Gerald

Re: Südsteiermark

Verfasst: Mo 18. Jun 2012, 11:34
von Gerald
Hallo Peter,

ich sehe gerade auf der wein-plus - Seite, dass ihre 98 Punkte tatsächlich dem von mir probierten 2006er gelten. Und auch die Beschreibung mit den oxidativen Aromen kann ich gut nachvollziehen. Habe also offenbar einen absoluten Spitzenwein etwas sorglos probiert, ohne seine Größe zu erkennen ;)

Grüße,
Gerald

Re: Südsteiermark

Verfasst: Mo 18. Jun 2012, 22:38
von Weinzelmännchen
Nachdem sich - vieleicht sommerlich bedingt - im Südsteiermark Thread gerade einiges tut, möchte auch ich etwas beisteuern. Es ist halt kein klassischer Sommer- oder Terrassenwein, aber dafür nicht zu verachten.

Sauvignon Blanc Kranachberg Reserve 2007,14%, Peter Skoff, Gamlitz

Ausgebaut in Barriques, daher erst jetzt eine richtige Freude. Sattes gelb, leicht viskos, kaum Wasserrand; Röstaromen vom Barrique, vielschichtig, sehr reif (nicht alt), volles Aromenspektrum physiologisch reifer Sauvignon Blancs, Brotrinde, Cassis; am Gaumen sehr elegant, schöne Balance, der Holzausbau ist jetzt als Würze bemerkbar, hinter dem Holz lächelt eine gewisse (Extrakt-)Süße hervor, un-steirische (die Steiermark-Kenner werden mich verstehen), auch von Säure getragen, keinerlei Alterserscheinungen (!), der (schokierend) hohe Alkohol ist in keinem Moment des Trinkens störend bemerkbar; lang, langer Abgang, ohne jede Veränderung im Geschmacksbilds.

Generell mag ich keine verholzten Muskat Sylvaner (so hies der Sauvignon Blanc vor dem österreichischen Weinskandel Anfang der 80-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts in der Südsteiermark), auch mag ich keine Alko-Bomben bei Weinen, insbesondere nicht bei weissen Aromasorten. ABER: es gibt Ausnahmen. Und so eine hatte ich die letzten beiden Tage im Glas. Faszinierend war die Kombination des gelungenen Holzeinsatzes im Zusammenspiel mit der Aromatik des Sauvignon Blanc. Das ist schon ein Wein, den man kauen muss. Aber die "Mühe" wird reichlich belohnt. Kein Wein für jeden Tag, insbesondere nicht, wenn es draussen 32 Grad hat, aber ein wirklich beeindruckender, weil eigenständiger Wein (92+ P).

Erich & Walter Polz, Weissburgerunger 2010 STK

Verfasst: Di 19. Jun 2012, 22:24
von Weinzelmännchen
Polz (Erich & Walter) gehört zu den Tausendsassern in der österreichischen Weinszene. Aktuell habe ich einen einfachen Weißburgunder im Glas

Weissburgunder 2010 STK, 11,5%, Erich & Walter Polz GmbH, Spielfeld

STK steht für Steirische Klassik, das sind Weine die im Edelstahltank ausgebaut werden und eher für den baldigen Konsum bestimmt sind. Polz geben ihrem Wein auf dem Rückenetikett bis zu drei Jahren. Die Weine der STK-Klasse können durchaus Spass machen, dieser leider weniger.

Hellgelb, sehr klar, keine Reflexe, keine Kohlensäureperlen; als erster ein Schwall unsaubere Noten, gebrauchtes Geschirr-Reinigungstuch, unsaubere Gäraromen, dahinter etwas gelbe Frucht wie gelbe Johannisbeeren; am Gaumen gleichfalls zunächst bitter, dann versteckt Extraktsüße, etwas Salz, trocken, ein Hauch von Mineralität, Säure sticht ein wenig hervor, der Abgang dann wieder von säuerlicher Bitternis überdeckt, Abgang mittel.

Für € 10,-- kein PLV-Wunder. Eher ein sehr gemachter, dennoch rustikaler Wein, der sich wohl hautsächlich mit dem Namen Polz verkaufen läßt. In meinem persönlichen Geschmackskosmos ist dieser Wein bei 81P angesiedelt.

Re: Südsteiermark

Verfasst: Sa 14. Jul 2012, 20:15
von 82er Steirer
Hallo alle zusammen!

Habe vor kurzem Andreas Tscheppe besucht, neben den jüngeren Jahrgängen hat er jetzt auch das Erdfass 2004 im Verkauf:

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Ein wirklich großartiger (zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftiger) Wein, der auch Spaß macht.

lg Hans Peter

Re: Südsteiermark

Verfasst: Sa 21. Jul 2012, 13:52
von hpk
Wir haben auf Empfehlung unseres Hotelier in Südtirol
2 Weine von Gross aus Ratsch a.d.Weinstraße probiert:
2010 Sauvignon Blanc und 2011 Gelber Muskateller
Perfekter Genuß zu einem sommerlichen Menü, wie auch als Solist.
Jeweils 92 hpk

Re: Südsteiermark

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 11:38
von Gerald
Im Zuge der Bestellung meiner zwei Weine für die "Naturweinprobe" habe ich mir auch einige weitere Weine aus der "Biodynamiker-Hochburg" Südsteiermark bestellt, nämlich von den Weingütern Sepp Muster, Tauss sowie Werlitsch (die mir beim Biodynamiker-Fest am Wiener Nussberg am meisten zugesagt haben).

Gestern wurde der erste davon geöffnet:

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Wenn man sich mit der etwas ungewohnten Stilistik anfreunden kann, ein wirklich schöner Wein. Hat allerdings sehr wenig mit den anderen Sauvignons gemeinsam, die ich bisher probiert habe. Auch wenn mich Kuhhörner, kosmische Kräfte und selbstbestimmtes Wachstum der Rebe eher erheitern, muss man doch die sehr ansprechende Qualität des Weines anerkennen.

Bin schon sehr gespannt, wie es mit den weiteren Weinen aus meiner Bestellung aussieht ...

Grüße,
Gerald

Re: Südsteiermark

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 13:56
von Alas
Hallo Gerald!

Schön, daß du dich entschlossen hast einfach mal zu probieren. Ich finde es gut, wenn man etwas von Adenauersche Qualitäten hat. Der wurde einst von einem Journalisten auf Widersprüche oder eine veränderte Haltung hingewiesen und bekam zur Antwort: 'Ach junger Mann, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.' Ich habe auch erst vor kurzem meine ersten biodynamischen Weine getrunken und dabei erstaunlich gute Erfahrungen gemacht.
Gerald hat geschrieben:Auch wenn mich Kuhhörner, kosmische Kräfte und selbstbestimmtes Wachstum der Rebe eher erheitern
Das sehe ich ganz pragmatisch: Kuhhörner bilden eine Art Kinderstube für bestimmte Bakterien, Viren oder Wasweißich.
Die kosmischen Kräfte gibt es überall in der Astronomie und jeder Fischer kann ein Lied davon singen.
Wenn man anstatt selbstbestimmten Wachstum artgerechte Haltung sagt, dürfte das auch für dich nicht komisch sein.
Und eines ist sicher: Eine gesundheitliche Gefährdung bei diesem Weinbau entsteht weder durch Anbau, noch durch die Produkte.

Gruß

Alas

Re: Südsteiermark

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 14:49
von Gerald
Hallo Alas,

also den Zusammenhang mit dem Adenauer-Zitat kann ich für meinen Teil nicht herstellen, ich habe eigentlich nie bezweifelt, dass biodynamisch erzeugte Weine qualitativ hochwertig wären. Dann wäre es ja auch kaum nachvollziehbar, dass einige der angesehensten Weingüter weltweit (z.B. DRC oder Leflaive) auf diese Weise wirtschaften. Meine Skepsis gilt nur dem ideologischen Hintergrund, der - wie mir scheint - doch stark auf ein mystisches, mittelalterlich anmutendes Weltbild setzt. Aber wir wissen ja nicht, wie ernst jeder einzelne biodynamische Winzer die Sache selbst nimmt ;)
Und eines ist sicher: Eine gesundheitliche Gefährdung bei diesem Weinbau entsteht weder durch Anbau, noch durch die Produkte.
na ja, der Einsatz von Kupfersalzen als Fungizid ist - wenn auch für den Menschen nicht gefährlich - zumindest für die Umwelt nicht wirklich das Wahre, da Kupfer als Element ja nicht mehr abbaubar ist. Über die Umweltfolgen bei den tatsächlich eingesetzten Mengen gibt es verschiedene Ansichten, ideal ist es aber jedenfalls sicher nicht.

Und der stark reduzierte Pestizideinsatz gegenüber konventioneller Landwirtschaft hat natürlich auch gewisse Risiken für den Konsumente, für deren Vermeidung der Produzent sorgen muss. So waren in dem Biogetreide, das meine Eltern vor längerer Zeit (25 Jahre?) einmal gekauft haben, je Kilogramm mindestens 1-2 Mutterkörner enthalten!

Oder noch vor 5 Jahren gab es einmal in Ö Bio-Hirse zu kaufen, die mit Stechapfelsamen verunreinigt war.

Grüße,
Gerald