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Weingut Christian Tschida

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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Weingut Christian Tschida

BeitragDo 2. Apr 2015, 09:50

Jetzt eröffne ich hier mal einen Thread für das Weingut Christian Tschida, nicht nur weil ich meine, daß er im Burgenland zu den herausragenden Winzern gehört, sondern auch, weil er mit seiner Art, Wein zu machen, sagen wir mal auffällig ist und sich von manch anderem Weingut erkennbar abhebt. Jedenfalls sind seine Weine fast durchgängig sehr polarisierend, man liebt sie oder man liebt sie absolut nicht, so zwischendrin scheint es da wohl wenig zu geben.

Es heißt, daß Christian Tschida im Detail alles ausschließlich so macht, wie er es für gut und richtig empfindet, auch wenn es deutlich neben den Lehrbuchmeinungen. Wohl deshalb hängt ihm ein bißchen der Ruf des “Enfant terrible” nach, was ich aber für nichts Schlimmes halte, solange das Ergebnis gut ist.
"Ein eigenwilliger Grenzgänger und Avantgardist, dessen pure, „ungeschminkte“ Weine ihm an Originalität um nichts nachstehen", schreibt z.B. Wagners Weinshop über ihn.

Seine Weine stammen von eher alten Reben. Christian Tschida setzt anscheinend mit viel Handarbeit darauf, daß die Trauben ein Höchstmaß an Geschmacksintensität erreichen, was nicht gleichbedeutend mit der Zuckergradadtion ist. Die ist nämlich anscheinend trotz später Lese eher niedrig. Das wiederum führt zu vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalten von etwa 12 %, in der Regel erwartet die Nase und der Gaumen erheblich mehr PS angesichts der Aromenfülle. Tschida legt Wert darauf, daß die gesamte Weinwerdung naturbelassen erfolgt. Der Ausbau erfolgt in Eichenfässern unterschiedlicher Größe, eine Filtration findet nicht statt.

Eröffnen will ich mal mit dem

2012er Domkapitel, Cuvée, Christian Tschida, Burgenland

Ein etwas klerikal anmutender Name, der aber wohl von der Lage her stammt. Trotzdem kündigt sich mit dem Namen und dem außergewöhnlichen Etikett (nein, ich bin beileibe kein Etikettentrinker!) schon etwas nicht ganz alltägliches an.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der 2012er nun ein reiner Cabernet Franc oder eine Cuvée aus Cabernet Franc und Zweigelt ist, anscheinend gab es beide Variationen schon in den vergangenen Jahren, wenn man den Internet-Suchergebnissen trauen darf. Ich gehe aber mal von der Cuvée-Variante aus.

Frisch geöffnet habe ich gleich mal einen kleinen Probeschluck genommen und wußte sofort, daß da erst mal etwas Luft von Nöten ist. Eine Stunde Luft tut ihm gut, danach ist die Pelzigkeit auf der Zunge weg und die Gerbstoffe haben sich elegant gewandelt.

Die Farbe ist tief dunkel mit violetten Anteilen, der Wein ist sichtbar ziemlich dick. Parallelen zum Vino Liquoroso von Pojer e Sandri tun sich auf, obwohl ich Vergleiche üblicherweise eigentlich meide. In der Nase zuerst Brombeeren, später auch andere rote Obstaromen, etwas reife Pflaume kommt später noch nach. Noch später auch Kakao. Deutlich würzige Aromen in Richtung Thymian, etwas rauchig vielleicht, die Salze kleben am Gaumen fest. Sehr trocken, aber mit hohem Extraktgehalt, samtige Säure, die die Opulenz des Weines so abfedert, daß er trotz des Gehalts nicht bombastisch wirkt. Und man kann minutenlang von jedem Schluck zehren.

Der Domkapitel ist möglicherweise nichts für Weintrinker mit eingefahrenem Geschmack, denn so einfach läßt er sich nicht einordnen, nichts für Vergleicher und Rebsorten-Authentizitäts-Fetischisten. Ich zumindest könnte jetzt nicht sagen, was der Wein typischerweise vom Cabernet Franc bzw. dem Zweigelt hat (sofern diese Zusammensetzung für den 2012er Jahrgang überhaupt zutrifft). Sicher bin ich mir allerdings, daß der Wein noch eine schöne Entwicklung vor sich hat.

Sehr schöner Wein, vor allem die Kombination der Geschmacksfülle mit dem niedrigen Alkoholgehalt ist recht faszinierend.

Die komplette Beschreibung findet man hier: https://ec1962.wordpress.com/2015/03/28/hochamt/
Viele Grüße
Erich

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragDi 7. Apr 2015, 08:44

Hier der zweite Wein von Christian Tschida, der ebenfalls so ganz anders als die Anderen ist:

2013er Himmel auf Erden – Scheurebe und Weißburgunder, Christian Tschida, Burgenland

Die Farbe des Weins ist bereits das erste ungewöhnliche Detail: sie tendiert schon ein bißchen ins Graue, unterstützt wird das noch dadurch, daß der Wein etwas trüb -weil unfiltriert- ist.

Der Himmel auf Erden verfügt über eine sehr präsente Säure, die diesen Wein zusammen mit der eher komplexen Aromastruktur nicht unbedingt zu einem empfehlenswerten Getränk für Einsteiger macht. Meine erste Assoziation ging in Richtung saure Mango (gibt’s hier nicht, in Tanzania habe ich das kennengelernt), etwas später schieben sich Pfirsich und Aprikose in den Vordergrund. Säure und Mineralik bauen einen ziemlichen Druck auf, der sich sehr lange hält. Kein einfacher Wein, eher einer, den man entweder liebt oder haßt – dazwischen gibt es vielleicht nicht viel.

Die ganze Weinbeschreibung findet man hier:
https://ec1962.wordpress.com/2014/12/18 ... auf-erden/
Viele Grüße
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Timo09

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragFr 8. Jul 2016, 22:03

Heute meine zweite Flasche dieses Weins aufgezogen. Hatte ihn im Februar schon einmal, doch diesmal war er deutlich besser! :D

Kapitel 1 2012

Zalto Bordeaux passt wie Faust aufs Auge!
Ganz dunkles Kirschrot mit violetten Spuren. Glänzend.
Am Anfang sehr viel charmante Sauerkirsche und Pfeffer. Mit der Zeit kommen immer mehr animalische Noten wie Leder hinzu. Unterlegt von einer wirklich interessanten „Krautigkeit“. Positiv gemeint! Baut durchaus Komplexität auf.
Am Gaumen die selben Aromen wie in der Nase. Herb und vielschichtig. Frucht ist stabil. Die Lederaromen gehen nahtlos in die Struktur über. Viel feines, aufrauhendes Tannin. Tolle, sehr gut integrierte Säure.
Lang und trinkanimierend im Abgang.

Der Zweigelt ist dominant. Burschikos, etwas ruppig und rustikal. Möchte das aber positiv verstanden wissen. Fordernd mit seiner überbordenden und komplexen ätherisch-krautigen Würze. Der Wein wirkt geerdet und macht nicht auf „CHI-CHI“. In seiner Stilistik wirklich sehr gut, macht viel Spaß und packt mich.
Ich gestehe ihm durchaus noch ein längeres Leben zu, obwohl der Wein wohl nie „singen“ wird, er spielt lieber Rock n´Roll! :twisted:
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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragSa 9. Jul 2016, 11:50

...das erinnert mich daran, daß ich noch gar keinen 2012er aufgemacht habe, bis jetzt kenne ich nur den Jahrgang davor...

https://ec1962.wordpress.com/2015/06/11/hochamt-light/
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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragMo 9. Okt 2017, 21:40

...aktuell gerade in einem kleinen Formtief:

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragFr 27. Okt 2017, 11:10

noch ein 13er Himmel, hier ist jedoch kein Tief auszumachen:

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragMo 17. Sep 2018, 12:48

Gestern gab's mal wieder einen rosa Himmel:

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragSa 22. Sep 2018, 18:58

...möglicherweise einfach noch deutlich zu jung:

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragSo 7. Apr 2019, 21:38

Ist anscheinend immer noch auf dem aufsteigenden Ast:

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Re: Weingut Christian Tschida

BeitragSo 2. Jun 2019, 20:45

...wirkt anfangs fast wie Fruchtsaft, wird aber dann immer ernsthafter:

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