- Beiträge: 8123
- Bilder: 27
- Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
- Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Jetzt eröffne ich hier mal einen Thread für das Weingut Christian Tschida, nicht nur weil ich meine, daß er im Burgenland zu den herausragenden Winzern gehört, sondern auch, weil er mit seiner Art, Wein zu machen, sagen wir mal auffällig ist und sich von manch anderem Weingut erkennbar abhebt. Jedenfalls sind seine Weine fast durchgängig sehr polarisierend, man liebt sie oder man liebt sie absolut nicht, so zwischendrin scheint es da wohl wenig zu geben.
Es heißt, daß Christian Tschida im Detail alles ausschließlich so macht, wie er es für gut und richtig empfindet, auch wenn es deutlich neben den Lehrbuchmeinungen. Wohl deshalb hängt ihm ein bißchen der Ruf des “Enfant terrible” nach, was ich aber für nichts Schlimmes halte, solange das Ergebnis gut ist.
"Ein eigenwilliger Grenzgänger und Avantgardist, dessen pure, „ungeschminkte“ Weine ihm an Originalität um nichts nachstehen", schreibt z.B. Wagners Weinshop über ihn.
Seine Weine stammen von eher alten Reben. Christian Tschida setzt anscheinend mit viel Handarbeit darauf, daß die Trauben ein Höchstmaß an Geschmacksintensität erreichen, was nicht gleichbedeutend mit der Zuckergradadtion ist. Die ist nämlich anscheinend trotz später Lese eher niedrig. Das wiederum führt zu vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalten von etwa 12 %, in der Regel erwartet die Nase und der Gaumen erheblich mehr PS angesichts der Aromenfülle. Tschida legt Wert darauf, daß die gesamte Weinwerdung naturbelassen erfolgt. Der Ausbau erfolgt in Eichenfässern unterschiedlicher Größe, eine Filtration findet nicht statt.
Eröffnen will ich mal mit dem
2012er Domkapitel, Cuvée, Christian Tschida, Burgenland
Ein etwas klerikal anmutender Name, der aber wohl von der Lage her stammt. Trotzdem kündigt sich mit dem Namen und dem außergewöhnlichen Etikett (nein, ich bin beileibe kein Etikettentrinker!) schon etwas nicht ganz alltägliches an.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der 2012er nun ein reiner Cabernet Franc oder eine Cuvée aus Cabernet Franc und Zweigelt ist, anscheinend gab es beide Variationen schon in den vergangenen Jahren, wenn man den Internet-Suchergebnissen trauen darf. Ich gehe aber mal von der Cuvée-Variante aus.
Frisch geöffnet habe ich gleich mal einen kleinen Probeschluck genommen und wußte sofort, daß da erst mal etwas Luft von Nöten ist. Eine Stunde Luft tut ihm gut, danach ist die Pelzigkeit auf der Zunge weg und die Gerbstoffe haben sich elegant gewandelt.
Die Farbe ist tief dunkel mit violetten Anteilen, der Wein ist sichtbar ziemlich dick. Parallelen zum Vino Liquoroso von Pojer e Sandri tun sich auf, obwohl ich Vergleiche üblicherweise eigentlich meide. In der Nase zuerst Brombeeren, später auch andere rote Obstaromen, etwas reife Pflaume kommt später noch nach. Noch später auch Kakao. Deutlich würzige Aromen in Richtung Thymian, etwas rauchig vielleicht, die Salze kleben am Gaumen fest. Sehr trocken, aber mit hohem Extraktgehalt, samtige Säure, die die Opulenz des Weines so abfedert, daß er trotz des Gehalts nicht bombastisch wirkt. Und man kann minutenlang von jedem Schluck zehren.
Der Domkapitel ist möglicherweise nichts für Weintrinker mit eingefahrenem Geschmack, denn so einfach läßt er sich nicht einordnen, nichts für Vergleicher und Rebsorten-Authentizitäts-Fetischisten. Ich zumindest könnte jetzt nicht sagen, was der Wein typischerweise vom Cabernet Franc bzw. dem Zweigelt hat (sofern diese Zusammensetzung für den 2012er Jahrgang überhaupt zutrifft). Sicher bin ich mir allerdings, daß der Wein noch eine schöne Entwicklung vor sich hat.
Sehr schöner Wein, vor allem die Kombination der Geschmacksfülle mit dem niedrigen Alkoholgehalt ist recht faszinierend.
Die komplette Beschreibung findet man hier: https://ec1962.wordpress.com/2015/03/28/hochamt/
Es heißt, daß Christian Tschida im Detail alles ausschließlich so macht, wie er es für gut und richtig empfindet, auch wenn es deutlich neben den Lehrbuchmeinungen. Wohl deshalb hängt ihm ein bißchen der Ruf des “Enfant terrible” nach, was ich aber für nichts Schlimmes halte, solange das Ergebnis gut ist.
"Ein eigenwilliger Grenzgänger und Avantgardist, dessen pure, „ungeschminkte“ Weine ihm an Originalität um nichts nachstehen", schreibt z.B. Wagners Weinshop über ihn.
Seine Weine stammen von eher alten Reben. Christian Tschida setzt anscheinend mit viel Handarbeit darauf, daß die Trauben ein Höchstmaß an Geschmacksintensität erreichen, was nicht gleichbedeutend mit der Zuckergradadtion ist. Die ist nämlich anscheinend trotz später Lese eher niedrig. Das wiederum führt zu vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalten von etwa 12 %, in der Regel erwartet die Nase und der Gaumen erheblich mehr PS angesichts der Aromenfülle. Tschida legt Wert darauf, daß die gesamte Weinwerdung naturbelassen erfolgt. Der Ausbau erfolgt in Eichenfässern unterschiedlicher Größe, eine Filtration findet nicht statt.
Eröffnen will ich mal mit dem
2012er Domkapitel, Cuvée, Christian Tschida, Burgenland
Ein etwas klerikal anmutender Name, der aber wohl von der Lage her stammt. Trotzdem kündigt sich mit dem Namen und dem außergewöhnlichen Etikett (nein, ich bin beileibe kein Etikettentrinker!) schon etwas nicht ganz alltägliches an.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der 2012er nun ein reiner Cabernet Franc oder eine Cuvée aus Cabernet Franc und Zweigelt ist, anscheinend gab es beide Variationen schon in den vergangenen Jahren, wenn man den Internet-Suchergebnissen trauen darf. Ich gehe aber mal von der Cuvée-Variante aus.
Frisch geöffnet habe ich gleich mal einen kleinen Probeschluck genommen und wußte sofort, daß da erst mal etwas Luft von Nöten ist. Eine Stunde Luft tut ihm gut, danach ist die Pelzigkeit auf der Zunge weg und die Gerbstoffe haben sich elegant gewandelt.
Die Farbe ist tief dunkel mit violetten Anteilen, der Wein ist sichtbar ziemlich dick. Parallelen zum Vino Liquoroso von Pojer e Sandri tun sich auf, obwohl ich Vergleiche üblicherweise eigentlich meide. In der Nase zuerst Brombeeren, später auch andere rote Obstaromen, etwas reife Pflaume kommt später noch nach. Noch später auch Kakao. Deutlich würzige Aromen in Richtung Thymian, etwas rauchig vielleicht, die Salze kleben am Gaumen fest. Sehr trocken, aber mit hohem Extraktgehalt, samtige Säure, die die Opulenz des Weines so abfedert, daß er trotz des Gehalts nicht bombastisch wirkt. Und man kann minutenlang von jedem Schluck zehren.
Der Domkapitel ist möglicherweise nichts für Weintrinker mit eingefahrenem Geschmack, denn so einfach läßt er sich nicht einordnen, nichts für Vergleicher und Rebsorten-Authentizitäts-Fetischisten. Ich zumindest könnte jetzt nicht sagen, was der Wein typischerweise vom Cabernet Franc bzw. dem Zweigelt hat (sofern diese Zusammensetzung für den 2012er Jahrgang überhaupt zutrifft). Sicher bin ich mir allerdings, daß der Wein noch eine schöne Entwicklung vor sich hat.
Sehr schöner Wein, vor allem die Kombination der Geschmacksfülle mit dem niedrigen Alkoholgehalt ist recht faszinierend.
Die komplette Beschreibung findet man hier: https://ec1962.wordpress.com/2015/03/28/hochamt/
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/