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F.X. Pichler

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
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Gerald

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 15:26

Hallo Dirk,

die Sache mit dem "Rufmord" kommt ja - wie du weißt - von MK. Aus deinem Blogbeitrag hingegen lese ich heraus, dass diejenigen, die den Weinen fehlerhafte Medizinaltöne unterstellt haben, einfach den typischen Charakter eines jungen Rieslings aus einem bestimmten Jahrgang (also 2011) nicht erkannt haben und ihn fälschlicherweise als Weinfehler eingestuft haben. Ich darf dich zitieren:

Das “Medizinale” kann man assoziieren, wenn man will. Der Kellerberg hat eine jodige Note, die sowohl dem Jahrgang, als auch der Mineralität der Lage geschuldet ist. Das kann man mögen, oder eben nicht. Es ist sehr einfach auf das klassische “schmeckt, oder schmeckt nicht” zu reduzieren. Das war es aber auch schon für mich! Das ganze Bohei drumherum hat für mich etwas von, man verzeihe mir den Ausdruck, Kasperletheater und ist doch leider sehr typisch.

...

In diesem Fall wäre das die Typizität eines Jahrgangs…


Ich habe es natürlich etwas überspitzt ausgedrückt (sorry dafür!), aber rein inhaltlich lese ich da schon heraus, dass die Kritiker der Weine einfach zuwenig von Wein bzw. konkret Riesling verstehen, um jahrgangstypische Noten von Weinfehlern zu unterscheiden. So wie jemand, der noch nie einen gereiften Riesling getrunken hat und die typischen Altersnoten (die ja nicht jedermanns Geschmack sind) als Fehler einschätzt.

Die im Web genannten Kritiker, auf die sich der CC-Artikel eigentlich beruft, kenne ich nicht persönlich. Nach dem, was man aber in fb lesen kann, scheint es sich aber doch um Personen zu handeln, die einige Erfahrung mit Wein haben.

Und was mich auch etwas verwundert ist, dass man beim Verkosten einer Flasche (die in Ordnung ist) so sicher sagen kann, dass andere Personen, die ganz andere Flaschen (nicht direkt vom Winzer, sondern in einer Weinbar) haben, exakt denselben Wein vorgefunden haben. Gibt es keine Flaschenvarianzen, sich unterschiedlich entwickelnde Teilchargen, vielleicht Probleme mit einer Korkcharge etc. mehr?

Grüße,
Gerald
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Charlie

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 17:40

Mir geht gerade so halbofftopisch folgendes Gedankenspiel (Frage) durch in Kopf: irgendwann in den 60igern wird es wohl gewesen sein, dass die Jungweine von JJ Prüm anfingen so typisch zu stinken. Wie hat man damals reagiert?
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Dirk Würtz

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 17:45

Da liest Du etwas heraus, Gerald, was nicht in meiner Intention war. Mir wird das alles viel zu emotional diskutiert. Mir ging es darum, ob die Weine einen objektiv feststellbaren Weinfehler haben. Den haben sie nicht. Sie haben aber ganz sicher eine Stilistik, die (man sieht es ja) polarisiert. Nichts anders. Auf meinem Blog sind die Mehrheit der Leser KEINE Fachleute, deswegen muss und will ich immer so gut es geht fier Dinge vereinfachen und erklären. Und das Kasperletheater ist typisch. Dieses Ausfechten von Meinungs- und Deutungshoheiten ist aber so was von typisch, wie es typischer nicht geht. :D :D :D
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Gerald

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 17:55

Hallo Dirk,

dann sorry für meine Fehlinterpretation. Wenn ich deinen Beitrag vor dem Fazit "abschneiden" würde, könnte ich sicher alles zu 100% unterschreiben. Aber der letzte Absatz klingt für mich eben danach, dass die Kritiker einen normalen, jahrgangsspezifischen Ton nicht als solchen erkennen und "Weinfehler" schreien. Und das würde in die Richtung gehen, dass man die VKN eines anderen Weintrinkers für "falsch" erklärt und ihm mangelnde Verkosterfähigkeit unterstellt. Eine solche "Deutungshoheit" finde ich jedenfalls im Web nicht mehr zeitgemäß.

Grüße,
Gerald
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weingeist

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 18:38

Hallo Gerald,

also meiner Ansicht nach musst Du zu Deiner Aussage nicht unbedingt ein "sorry" hinsetzen. Ich habe es erstens genauso gelesen und interpretiert wie Du, und zweitens stört mich persönlich,
Dirk Würtz hat geschrieben:Mir ging es darum, ob die Weine einen objektiv feststellbaren Weinfehler haben. Den haben sie nicht.

diese "absolute" (nichts anderes zulassende) Behauptung, dass "die Weine" (also alle Weine) keinen Weinfehler haben. Das würde heißen, es wurde jede Flasche des Weinguts geöffnet und verkostet (nicht nur eine - oder von mir aus auch mehrere - mitgebrachte).
Liebe Grüße
weingeist
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octopussy

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 18:43

+2 von Leuten, die Dirk Würtz' Blogbeitrag so wie Gerald gelesen haben.

Dirk Würtz hat geschrieben:Und das Kasperletheater ist typisch. Dieses Ausfechten von Meinungs- und Deutungshoheiten ist aber so was von typisch, wie es typischer nicht geht.


@Dirk Würtz: Was ist denn dein Blogbeitrag anderes als der Versuch, gemeinsam mit Lucas Pichler genau die Meinungshoheit über dieses Thema zu gewinnen, die du bei anderen als "typisch" bezeichnest, wenn auch auf angenehm sachliche Weise?
Beste Grüße, Stephan
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Dirk Würtz

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 20:19

und wenn es am Ende +10 sind, die das herauslesen, es ist und war nicht im Ansatz meine Intention. Und ja, es gibt absolute und objektiv feststellbare Weinfehler. Wir hatten vorletztes Jahr eine großartige session am Sonntag des Vinocamps dazu. Und ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das den Weinen zugeordnete "medizinale" erkannt habe und deswegen schrieb ich: "Das “Medizinale” kann man assoziieren, wenn man will. Der Kellerberg hat eine jodige Note, die sowohl dem Jahrgang, als auch der Mineralität der Lage geschuldet ist. Das kann man mögen, oder eben nicht. Es ist sehr einfach auf das klassische “schmeckt, oder schmeckt nicht” zu reduzieren."
Selbstverständlich steht jedem frei alles in meinem Blogbeitrag hinein zu interpretieren, was er möchte. Aber eines möchte ich einmal ganz klar und deutlich betonen:
Hätte ich einen der klassischen Weinfehler geschmeckt oder gerochen, hätte ich es gesagt, respektive geschrieben. Ich bin weder der PR-Agent der Pichlers, noch der Schönwetter-Lobbyist von sonst jemanden. Ich finde im Übrigen die Tatsache, dass ich in meinem Beitrag erkläre, dass Weinfehler erkennen und benennen zu meinem Beruf gehört, bei einigen automatisch bedeutet, dass ich allen anderen die Kompetenz abspreche, ebenso absurd wie albern. Ich finde diesen Gedankengang ziemlich verquer. Ich kannte das bisher eigentlich nur von einigen Weinjournalisten mit mangelndem Selbstbewußtsein
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Dirk Würtz

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 20:24

octopussy hat geschrieben:+2 von Leuten, die Dirk Würtz' Blogbeitrag so wie Gerald gelesen haben.

Dirk Würtz hat geschrieben:Und das Kasperletheater ist typisch. Dieses Ausfechten von Meinungs- und Deutungshoheiten ist aber so was von typisch, wie es typischer nicht geht.


@Dirk Würtz: Was ist denn dein Blogbeitrag anderes als der Versuch, gemeinsam mit Lucas Pichler genau die Meinungshoheit über dieses Thema zu gewinnen, die du bei anderen als "typisch" bezeichnest, wenn auch auf angenehm sachliche Weise?


Ich bin ganz weit davon entfernt über irgendetwas die Meinungshoheit erlangen zu wollen. Wenn Du meinen Blog, und was ich sonst noch so von mir gebe, liest solltest Du das eigentlich sehen.
Mir sind solche Hoheiten völlig zuwider und fremd. Ich bin manchmal extrem emotional, kein Frage. Aber ich bin über das "ich will Recht haben müssen/sollen/können" Stadium lange raus. Genau das ist auch einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich niemals über Weine auslasse, die mir nicht schmecken.
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Gerald

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 21:13

Hallo Dirk,

die Quintessenz der Diskussion hier ist doch Folgendes: wenn du (und viele andere) die Weine probiert und für fehlerfrei befunden hast, woher kannst du wissen, dass alle anderen Flaschen (die von anderen Personen ganz woanders getrunken wurden) ebenfalls fehlerfrei waren? Dein Statement würde bedeuten, dass es keinerlei Flaschenvarianzen gibt bzw. geben darf. Dabei wäre es doch möglich, dass die Lieferung an das Pub Klemo vielleicht andere Lagerbedingungen hatte als die von dir probierte Flasche und sich anders entwickelt hat. Von Korkproblemen ganz zu schweigen (soweit ich weiß, werden die Smaragde ja nach wie vor mit NK verschlossen). Und noch weitere mögliche Ursachen von Flaschenvarianzen.

Überspitzt gesagt: wenn ich eine fehlerfreie Flasche eines Weins vor mir habe, könnte ich genauso gut alle anderen, die von einem Korkproblem (TCA o.ä.) bei ihrer Flasche berichten, für ahnungslos erklären oder ihnen gleich Rufmord anhängen. :shock:

Persönlicher Hintergrund zur Thematik: als Betreiber der VKN-Datenbank bekomme ich ab und zu e-mails von Winzern, die eine für sie unvorteilhafte VKN im Web gefunden haben und von mir verlangen, dass ich sie lösche, da sie nicht "der Wahrheit" entsprechen. Ich mache das natürlich nicht und empfehle ihm/ihr, sich direkt an den Autor der VKN zu wenden.

Grüße,
Gerald

P.S. Ideal wäre es natürlich gewesen, die Autoren der VKN mit den Medizinaltönen auch zu dir einzuladen und gemeinsam mit Lucas Pichler zu verkosten. Wenn alle eine Probe aus derselben Flasche haben, lässt sich leichter herausfinden, ob es jetzt unterschiedliche Wahrnehmungen/Interpretationen oder tatsächlich unterschiedliche Flaschen waren.
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octopussy

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Re: F.X. Pichler

BeitragDo 2. Jan 2014, 21:54

Dirk Würtz hat geschrieben:Ich bin ganz weit davon entfernt über irgendetwas die Meinungshoheit erlangen zu wollen. Wenn Du meinen Blog, und was ich sonst noch so von mir gebe, liest solltest Du das eigentlich sehen.
Mir sind solche Hoheiten völlig zuwider und fremd. Ich bin manchmal extrem emotional, kein Frage. Aber ich bin über das "ich will Recht haben müssen/sollen/können" Stadium lange raus. Genau das ist auch einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich niemals über Weine auslasse, die mir nicht schmecken.

Dirk, das glaube ich dir gerne, dass du nicht die Meinungsführerschaft haben willst. Beim Lesen kam mir auch nicht der Gedanke des "Ich will Recht haben müssen/sollen/können", aber eben doch der Gedanke des "Ich habe Recht". Übrigens, ohne die in Rede stehenden Weine zu kennen, glaube ich dir auch gerne, dass du Recht hast und die Weine keinen objektiv vorhandenen/schmeckbaren Fehlton haben. Aber es ist nunmal so, dass dein Blog sehr viel gelesen wird und viele Leute sehr viel auf deine Meinung geben (mich eingeschlossen). Und wenn auf einem viel gelesenen Blog über eine Verkostung der Weine mit dem Winzer berichtet wird und darin sehr klar Position bezogen wird, dann ist das für mich die Erlangung der Meinungführerschaft über dieses Thema (oder der Versuch derselben). Ob man das nun so beabsichtigt oder nicht, ist eine andere Frage.
Beste Grüße, Stephan
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