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Domäne Wachau

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
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toska

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 24. Mai 2016, 22:07

Hi Uli,
danke für deinen Kommentar. Ich pflichte dir in deinem Punkt sicher bei, es ist nicht so, dass es in Ö keine Weinhistorie gibt, die Kelten und die Römer haben ihre Spuren hinterlassen, andererseits: was ist davon lebendig zu spüren? Klöster und vereinzelte Weinkeller, die aus vergangenen Zeiten Zeugniss ablegen findet man natürlich, aber man muss gezielt suchen und es ist die Ausnahme. Der Ruster Ausbruch hat komplett an Bedeutung verloren. Der Begriff Weinkultur beinhaltet für mich schon die lebendige Auseinandersetzung mit Örtlichkeiten, die über Jahrhunderte ihren Platz in der Weinwelt erarbeitet haben, durch Pflege von Tradition und Anpassung an moderne Erfordernisse zur Aufrechterhaltung des angestammten Platzes bis in die heutige Zeit hinein.
Mein Vergleich bezieht sich letztlich auf Frankreich und viell. noch auf D. wo ich einfach viel mehr Flair in Hinsicht auf Tradition und "Ehrfurcht" der vinophilen Auseinandersetzung gegenüber spüre. Die andere Seite, die diese "Überlegenheit" (v.a. bei den Franzosen) zum Vorschein bringt möcht ich hier nicht kommentieren...

Hi Weingeist,

die Einschätzung, dass der österreichische Rotwein in eine Überschätzungsphase eingetreten ist ist wirklich einem sehr persönlichen Impuls geschuldet, da ich vor nicht allzu langer Zeit der urösterrechischen Einstellung: "Wir machen ohnehin die besten Sachen der Welt", viel abgewinnen konnte. Momentan hab ich eben eine Art "fühlende Erkenntnis", die aufgrund sich kumulierneder suboptimaler Weinerlebnisse aufgetan hat und zu einer gewissen Ent- Täuschung geführt hat. Interpretationsversuch: Die Psychologie spricht hier vom sog. Mildefehler der sich ins Gegenteil verkehrt, d.h was vorher zu wohlwollend beurteilt wird, wird bei mehr (realem oder eingebildeten) realitätsbezug plötzlich zu streng beurteilt.
Da es bei uns eine wirklich tolle Vielfalt gibt, bin ich der Meinung, sind Neuentdeckungen und tolle (Rot-)Weinerlebnisse trotzdem immer zu einem fairen Preis möglich, das würd ich sicher nicht bestreiten.

Was den Weißweinbereich betrifft, hab ich sehr unösterreichisch eine Zeit lang durchaus es zumindest es in Betracht gezogen das D den Österreichern überlegen ist. Dies wiederum würd ich mittlerweile (auch nach dem Weinfrühlingserlebnissen) nicht mehr behaupten, sondern sagen: D und Ö begegnet sich hier auf Augenhöhe und sie liegen insgesamt in/an der Weltspitze. Ich denke mit dieser Behauptung kann man im Forum leben oder?

Gruß, Reinhard
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 25. Mai 2016, 12:30

Hallo Reinhard,

leider kann ich nahezu nichts deiner Statements für mich persönlich unterschreiben. Macht aber natürlich nichts, da es sich ja im Wesentlichen um Geschmacksfragen handelt und - wie heißt es so schön: "de gustibus ..."

Nur zu einigen Aspekten aus meiner Sicht:

Starwinzer: hier habe ich das Problem, dass meiner Beobachtung nach hier die Topweine toll sind, die einfacheren Weine (sagen wir Terrassen Federspiel o.ä.) aber wenig Trinkvergnügen zu ziemlich hohen Preisen bieten. Gerade dieser Punkt gefällt mir bei der Domäne sehr, da auch die gesamte Palette der Federspiele sehr ansprechend ist (sehe ich öfters durchaus auf Augenhöhe mit den Smaragden, aber preislich viel günstiger).

Falstaff-Weinguide etc.: haben sehr viel Positives für die österr. Weinwirtschaft geleistet, da sie viel beigetragen haben, das Ansehen österreichischer Weine zu steigern. Persönlich ist für mich aber z.B. der Falstaff-Weinguide weitgehend unbrauchbar (kann weder Weinbeschreibung noch -bewertung üblicherweise nachvollziehen). Dazu sieht das Ranking ohnehin Jahr für Jahr gleich aus. Man kann den Guide also ruhig einmal im Jahrzehnt kaufen, die nächsten Jahre ändert sich ohnehin nichts. Von vielen Weinfreunden habe ich gehört, dass sie das so ähnlich sehen.

Lagerfähigkeit: mag schon sein, dass österr. Rotweine nicht die Lagerfähigkeit der Top-Bordeaux etc. haben. Mir ist das allerdings nicht so wichtig - was habe ich von einem 2010er, der vielleicht erst in 30 Jahren so richtig Spaß macht? Wenn die Weine in den ersten paar Jahren beeindruckend sind, kann ich sie ja in diesem Zeitraum trinken. Und in der Preisklasse bis ca. 50 Euro habe ich zumindest nichts gefunden, was mit den von mir sehr geschätzten südburgenländischen BF mithalten kann. Ist aber natürlich reine Geschmackssache, die oft hohe Säure der BF ist für viele Weinfreunde ja ein großer Minuspunkt.

Burgenländische Weißweine: schon jetzt sind mir viele Weißweine aus NÖ zumindest in manchen Jahrgängen (z.B. 2009 oder 2011) zu körper- und alkoholreich bei wenig Säure. Im Burgenland ist das nach meiner Erfahrung noch stärker ausgeprägt, was bei den höheren Durchschnittstemperaturen ja auch kein Wunder ist. Ich persönlich sehe jedenfall bei den Weißen wenig Zukunft im Burgenland - ganz im Unterschied zu den Rotweinen.

Grüße,
Gerald
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weingeist

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 25. Mai 2016, 12:31

Hallo Reinhard!
toska hat geschrieben:Ich denke mit dieser Behauptung kann man im Forum leben oder?
"Leben und leben lassen", das ist doch das Motto und wir diskutieren hier ja auch auf einem netten Niveau, genau das, was ich an diesem Forum so schätze. Außerdem liegen unsere Meinungen ja gar nicht so weit auseinander. Bei einem Glas Wein würden wir wohl genauso miteinander diskutieren und argumentieren (gemütlicher als die "Tastenklopferei" wäre es halt... ;) ).
toska hat geschrieben:Der Ruster Ausbruch hat komplett an Bedeutung verloren. Gruß, Reinhard
Leider, da pflichte ich Dir bei. Wobei ich der Ansicht bin, dass dazu erstens das Jahr 1985 (auch wenn ich es eigentlich nicht zu sehr überstrapazieren möchte) einen großen Teil beigetragen hat (nicht nur hinsichtlich des Ausbruchs, auch anderer Hochprädikate) und zweitens sich auch das Trinkverhalten der Konsumenten ändert (ich z. B. habe früher wesentlich öfters Hochprädikate geöffnet und mit meiner Frau genossen, heute hole ich meist nur in der Vorweihnachtszeit so ein Fläschchen aus dem Keller). Am Preis dieser Weine (im internationalen Vergleich kann es ja kaum liegen...).
Liebe Grüße
weingeist
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Herr S.

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Re: Domäne Wachau

BeitragFr 27. Mai 2016, 21:01

Kle hat geschrieben:Hallo Gerald,

Kürzlich habe ich den Veltliner Axpoint 09 probiert und war völlig verblüfft. Ich wurde dann in ein Gespräch gezogen und konnte den Wein nicht wirklich erfassen. Es ging jedenfalls in eine eher blumige und rotfruchtige Richtung, die ich von der Domäne nicht erwartet hätte. Von Beginn an ein grandioses Erlebnis und ohne dieses hintergründig Flache, das der Achleiten für mich öfter hat.


Moin,

gerade eben habe ich den 2009er Axpoint GV im Glas. Klaase Wein, komplex, vieschichtig, aber blind war ich im Burgund.

Bild

Viele Grüße,
Björn
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OsCor

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Re: Domäne Wachau

BeitragFr 27. Mai 2016, 21:52

Blind hätte ich nir auf einen GV getippt. So kann man sich täuschen.

Solche Sätze lassen mich oft etwas ratlos aus der Wäsche schauen. Ich stelle mir vor, wie ich für ein bestimmtes Gericht einen Wein aus dem Keller hole, an den ich gewisse geschmackliche Erwartungen habe. Nun schmeckt er aber ganz anders, wenn auch grundsätzlich hervorragend.
Bin ich dann enttäuscht?

Hast du diesen Wein solo oder zum Essen getrunken? Passt vielleicht nicht in diesen Faden, aber ich habe immer wieder Probleme mit der Bandbreite von Geschmacksnoten bei Weinen - und meiner Erwartungshaltung.

Gruß
Oswald
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragSa 9. Jul 2016, 12:01

Der Riesling Amphora 2013 hat mir viel besser gefallen als der Vorgängerjahrgang:

Bild

Die Rebsorte ist für mich zwar nicht erkennbar, das war aber - nehme ich einmal an - auch nicht das erklärte Ziel dieses erfolgreichen Experiments. In diesem Sinn ist auch der recht ambitionierte Preis (bezieht sich auf die 0,50-l-Flasche) in Ordnung, kistenweise würde ich ihn mir aber auch nicht in den Keller legen.

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 17. Aug 2016, 13:16

Böse Überraschung: Die Lagensmaragde 2015 sind ja seit einigen Wochen erhältlich und ich wollte gestern meine diesjährige Bestellung aufgeben, doch ab diesem Jahrgang werden die Smaragde von den Einzellagen wieder - und nur - mit der Baumrinde verschlossen (die Jahrgänge 2010-2014 waren mit Schrauber). :o

Damit habe ich eigentlich nicht gerechnet, und bei der Präsentation im Frühjahr war das auch kein Thema (oder ist mir irgendwie entgangen?). Ich möchte jetzt nicht die gefühlt siebenhundertzweiundneunzigste Diskussion über Kork vs. Schrauber starten, aber ich finde das ausgesprochen bedauerlich - habe dann auch nur die Smaragde (Riesling und Veltliner) von der Achleiten bestellt, die es zum Glück auch in der Halbflasche mit Schrauber gibt.

Auf der Webseite der Domäne gibt es ein ganzseitiges Statement dazu, kurz zusammengefasst sind die Verantwortlichen der Ansicht, dass die Smaragde unter Naturkork besser reifen (komplexer und zugänglicher) als unter dem Schraubverschluss. Rein persönlich kann ich das nicht wirklich glauben (und entspricht auch nicht meiner eigenen Erfahrung), denn die Domäne hat erst mit dem Jahrgang 2010 die Smaragde auf Schrauber umgestellt, Jahre später als andere bekannte Weingüter. Es ist also davon auszugehen, dass es schon ausreichend Erfahrung mit dem Reifeverhalten gab.

Meiner Meinung nach muss es einen anderen Grund haben, der nichts mit der Reifung selbst zu tun hat, nämlich vermutlich einfach die Kundenwünsche (die Domäne ist ja stark international tätig, und in vielen Ländern ist der Schraubverschluss ja nach wie vor nicht richtig akzeptiert).

Für mich als ausgewiesenen Schrauber-Fan jedenfalls eine herbe Enttäuschung, auch da es nicht - wie bei manchen Weingütern - die Wahlmöglichkeit zwischen Kork und Schrauber gibt. Gerade bei den doch recht erheblichen Preissteigerungen (die meisten Lagensmaragde kosten jetzt 26,- ab Hof) hätte man diesen Mehraufwand schon verkraften können, aber wie auch immer ...

Zum Glück gibt es ja inzwischen genug exzellente Weingüter, die auch ihre Top-Weißweine verschrauben (hoffentlich überlegen sie es sich nicht auch noch :? ). Und die Zeiten, wo Wachauer Smaragde unangefochten die Spitze bei österreichischen Weißweinen dargestellt haben, sind auch schon länger vorbei.

Grüße,
Gerald
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weingeist

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 17. Aug 2016, 21:19

Ui, ui, ui Gerald ;), lese ich da aus Deinem Posting gerade ganz viel "Frust" heraus???

Aber grundsätzlich hast Du recht, ein Betrieb wie die Domäne sollte sich schon zwei Verschlussarten "leisten" können. Vor allem, wenn das gesamte benötigte "Equipment" ja sowieso schon vorhanden ist.
Liebe Grüße
weingeist
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragDo 18. Aug 2016, 10:13

Ja, schon richtig - dass sich meine Begeisterung in Grenzen hält, ist schwer zu leugnen. ;)

Andererseits ergibt sich damit die Gelegenheit, statt dessen wieder ein paar neue Topweine anderer Winzer (mit Schrauber natürlich) zu probieren.

Oder sich mehr den Lagen-Federspielen der Domäne zu widmen, die - anders als bei manchen ihrer Kollegen - auch mit sehr viel Sorgfalt produziert werden und den Smaragden oft kaum nachstehen, allerdings zu viel günstigeren Preisen (weniger als die Hälfte). Und auch die Lagerfähigkeit ist meiner Ansicht nach sehr gut, vor wenigen Tagen einen Veltliner Federspiel Loibenberg 2009 getrunken, der sich noch völlig jugendlich gezeigt hat. Das hängt sicher aber auch mit der guten Gasdichtigkeit des Schraubverschlusses zusammen. Wer weiß, vielleicht halten sich die (verschraubten) Federspiele damit sogar besser als die Smaragde mit der Baumrinde? :?

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragDo 6. Okt 2016, 08:46

Aufgrund des Ärgers über den Rückschritt der Domäne zur Baumrinde bei den Lagensmaragden habe ich dieses Jahr nur die beiden Smaragde von der Achleiten gekauft, die es glücklicherweise in der Halbflasche mit Schrauber gibt.

Beide Weine zeichnen sich durch eine spannende und vielschichtige Aromatik aus, am Gaumen mangelt es aber derzeit noch an Harmonie. Vielleicht stellt sich diese nach längerer Lagerung ein, ein Tag offen in der Flasche (im Kühlschrank) hat allerdings kaum Verbesserungen gebracht.

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Angesichts der letzten Preiserhöhungen (jetzt immerhin 26 Euro für die Normalflasche) kann man auch das Preis-Leistungsverhältnis durchaus hinterfragen.

Grüße,
Gerald
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