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Domäne Wachau

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 30. Sep 2014, 08:41

Gestern waren im Dachgeschoß des 25hours - Hotels in Wien (beim Museumsquartier) die Lagen-Smaragde 2013 der Domäne zur Verkostung angestellt.

Im Wesentlichen hat sich der Eindruck der schon zuhause probierten Flaschen bestätigt bzw. fortgesetzt. Alle Smaragde wirkten noch zu jung, brauchen sicher noch einige Zeit, um sich richtig zu öffnen. Vom Mundgefühl her aber durchgehend harmonisch und lang, könnten in ein paar Jahren wirklich beeindruckende Weine werden.

Bei den Veltlinern ist natürlich der hohe Alkohol schon spürbar (14,0 - 14,5 Vol.%), hoffentlich bindet sich das noch ein. Bei den Rieslingen hingegen etwas weniger Alkohol (13,0 - 13,5 Vol.%), was zusammen mit der höheren Säure im Moment schon runder und harmonischer wirkt.

Derzeit aber am schönsten zu trinken sind eindeutig die Federspiele, sowohl bei Veltliner als auch Riesling. Wunderschöne, expressive Aromatik, dazu eine kräftige, frische Säure - auch beim Veltliner.

Daneben gab es auch einige Raritäten bzw. "Innovationen" zu probieren. Neben den sehr schön gereiften Altweinen (Riesling Smargd Achleiten 1995 und Veltliner Smaragd Achleiten 1997) vor allem der Traminer Reserve vom Setzberg, der sich von anderen Vertretern der Rebsorte wohltuend durch mehr Frische, deutlichere Säure bei nur geringer Restsüße (8,5 g/l) abhebt. Preislich allerdings auch - liegt wie die Lagensmaragde bei EUR 22.

Sehr interessant auch das neue Projekt "Grüner Veltliner Vintage 2013" - ein aufgespriteter Veltliner, der laut Beschreibung des Weinguts sich an einem weißen Port oder einem weißen Vin Doux Naturel orientiert. Diese Assoziationen sind meiner Ansicht nach aber ein bisschen unglücklich gewählt, denn er wirkt keinesfalls oxidativ. Und der Restzucker (80 g/l) zeigt sich zur Zeit auch recht vordergründig und braucht sicher längere Zeit, um sich richtig einzubinden. Dabei aber mit der vollen Frische und Würze eines guten Veltliners. Ich bin jedenfalls neugierig, wie sich das Projekt entwickelt.

http://www.domaene-wachau.at/fileadmin/ ... 013_dt.pdf

Grüße,
Gerald
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mixalhs

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 30. Sep 2014, 12:27

Danke, Gerald, für den aufschlussreichen Bericht!

Was meinst Du, welche Zukunft die Federspiele haben? Ich habe damit gar keine Erfahrungen, habe die wenigen Federspiele, die ich gekauft habe, eigentlich immer im ersten Jahr nach der Lese getrunken. Vielleicht war das ein Fehler. Einige trockene deutsche Rieslinge aus der zweiten Reihe (10 Euro und ein bisschen darüber), also vielleicht vergleichbar mit Federspielen, haben sich über drei, vier Jahre blendend entwickelt, andere wirken überlagert und ausgezehrt. Wie ist das bei Federspielen? Mein Eindruck ist, dass Weine in Österreich häufig zu jung getrunken werden, aber vielleicht ist ein Federspiel ja auch nur für ein oder zwei Jahre gemacht ....
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weingeist

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 30. Sep 2014, 12:50

Hallo Michael,

bin zwar nicht Gerald und wäre gestern gerne dabei gewesen (war dienstlich leider verhindert), antworte trotzdem aus meiner Erfahrung.
mixalhs hat geschrieben:Einige trockene deutsche Rieslinge aus der zweiten Reihe (10 Euro und ein bisschen darüber), also vielleicht vergleichbar mit Federspielen, haben sich über drei, vier Jahre blendend entwickelt, andere wirken überlagert und ausgezehrt. Wie ist das bei Federspielen? Mein Eindruck ist, dass Weine in Österreich häufig zu jung getrunken werden, aber vielleicht ist ein Federspiel ja auch nur für ein oder zwei Jahre gemacht ....

Ich denke der Ansatz, Weine der zweiten Reihe ist hier schon etwas unglücklich von Dir gewählt. Ich würde meinen, das Federspiel sollte, so wie die Steinfeder oder der Smaragd, ein eigenständiger Wein, in einem bestimmten Qualitätsbereich (unter Erfüllung bestimmter Normen) sein. Nicht also die zweite Linie eines WInzers. Federspiele werden ja oftmals auch aus den gleichen Lagen erzeugt, wie ihre großen Brüder und Schwestern (damit wir ein bißchen "gendern" :lol: ).

Bezüglich der Lagerfähigkeit gibt es sehr wohl Federspiele, die - wie von Dir angesprochen - bald getrunken werden sollten, wobei ich den Zeitraum von ein bis zwei Jahre fast zu kurz angesetzt sehe. Federspiele, aus guten Lagen, die bereits Richtung Smaragd (von den Werten her) gehen, würde ich ungeschaut auch länger lagern. Ein schwacher Smaragd wird ja auch durch noch so lange Lagerung nicht besser (und hat vielleicht zu Begin noch ganz gut gemundet).

Ich habe erst vor kurzem einen Federspiel der Familie Schmelz aus 1998 (soweit ich mich erinnern kann, ein eher schwaches Jahr) geöffnet, wo ich bereits leichte (Achtung Einschub: nicht störende) Alterstöne wargenommen habe, meine Frau hingegen ganz begeistert ("was hast du denn, der schmeckt doch überhaupt nicht alt, also ich finde den Wein toll") war.

Gleiches gilt für die von Dir in Deinem Posting als Vergleich angesprochenen Weine. Ich glaube, die Entwicklung vorherzusehen, ist fast einfach unmöglich (außer für manche Gurus). Aber das macht auch ein bißchen den Reiz der Lagerung solcher Wien aus - jedenfalls für mich.
Liebe Grüße
weingeist
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 30. Sep 2014, 14:21

Hallo Michael,

Herbert hat ohnehin schon das Wichtigste auch aus meiner Sicht dazu geschrieben.

Die Unterscheidung Steinfeder - Federspiel - Smaragd geht ja ausschließlich nach dem Mostgewicht, wie jeder Winzer hingegen die Kategorie interpretiert, ist ihm/ihr überlassen. Bei manchen (meiner Erfahrung nach leider vor allem den "Starwinzern") liegt der Focus ganz klar beim Smaragd, das Federspiel wird eher als schnell zu trinkender Basiswein verstanden.

Bei anderen wiederum wirkt das Federspiel durchaus wie eine leichtere (Alkohol und Körper) Variante des Smaragdes, da sieht es mit der Lagerfähigkeit sicher besser aus.

Bei der Domäne Wachau halten sich meiner Erfahrung nach jedenfalls zumindest die Lagen-Federspiele sehr gut, hatte vor nicht allzu langer Zeit den Veltliner vom Loibenberg aus 2002, der noch richtig frisch war.

Grüße,
Gerald
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Neuppy

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 30. Sep 2014, 16:46

Hallo in die Runde,
ich war am vorvergangenen Samstag bei der Domäne und hatte Gelegenheit die Lagenweine zu verkosten. Ich habe vor allem die beiden Kellerberg Smaragde ganz hervorragend gesehen. Dunkel, tief würzig, mit etwas Tabak und einer guten Länge. Beide machten Lust auf viel mehr. Daneben hatte es mir der SIngerriedel Riesling sehr gefallen.
Einzig den Loibner Berg fand ich sehr verschlossen und etwas karg. Der Rest hat mich wirklich beeindruckt.

Zu Lagerfähigkeit der Lagenfederspiele der Domäne kann ich nur eingeschränkt berichten. Ich habe noch einige 2008er und 2010er, die trinken sich wirklich immer noch sehr erfrischend, selbst wenn ich die 2008er jetzt austrinken werde. Halten werden sie sich wohl noch, aber besser werden sie meines Erachtens nicht.

Ich fand letzte Woche übrigens, daß die Federspiele fast den verschlosseneren Eindruck machten als die Smaragde. Das wunderte mich selbst sehr.
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 15. Okt 2014, 08:48

Den schon weiter oben erwähnten Traminer vom Setzberg habe ich jetzt auch zu Hause über 2 Tage verkostet:

Bild

Zum Traminer habe ich ja eher ein ambivalentes Verhältnis, ich mag die Aromatik sehr gerne, nicht aber den - leider häufig anzutreffenden - plumpen Gaumeneindruck als Kombination von viel Alkohol, Körper und wenig Säure.

OK, der Wein ist vom Alkoholgehalt (14 Vol.%) auch kein Leichtgewicht und die Säure ist ebenfalls geringer als bei den Smaragden vom Veltliner oder gar Riesling. Trotzdem hat sich der Wein eine recht schöne Frische bewahrt und die Süße (die eine Einstufung als Smaragd verhindert hat, daher "Reserve") ist nicht zu intensiv. Vielleicht spielt auch die Herkunft eine Rolle, der Setzberg bei Spitz dürfte wohl eine der kühlsten Lagen in der Wachau sein.

Grüße,
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Re: Domäne Wachau

BeitragSa 8. Nov 2014, 12:41

Sehr schön auch der Riesling 2013 vom Singerriedel:

Bild

Wie am Weingut erklärt wurde, versucht man hier, die relativ kühle Lage im Westen der Wachau herauszuarbeiten, was meiner Ansicht nach auch sehr gut gelungen ist. Allerdings fällt der Unterschied zum bekanntesten Wein dieser Lage (Hirtzberger) schon stark auf, blind würde ich diese beiden Weine nie ein und derselben Lage zuordnen.

Was auch wieder ein Hinweise darauf ist, dass der Einfluss des Winzers wohl viel größer als der der Herkunft im engeren Sinn (Boden, Mikroklima) ist. Oder - wie es ein bekannter deutscher Winzer formuliert hat (nicht wörtlich wiedergegeben) - dass die Lagencharakteristik immer die Interpretation des Winzers ist ...

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Domäne Wachau

BeitragMi 31. Dez 2014, 09:37

Noch besser hat mir der "Kollege" vom Kellerberg gefallen:

Bild

Wobei ich schon zugeben muss, dass ich die Lagen nie blind wiedererkennen würde, der gleiche Wein 2012 war ganz anders - und Ähnliches habe ich auch bei den anderen Einzellagen der Domäne beobachtet. Das kann entweder an mangelnden sensorischen Fähigkeiten meinerseits liegen - oder aber, dass Vinifizierung und Jahrgangscharakter den Einfluss der Lage einfach völlig überdecken. Anders gesagt, wenn der Winzer möchte, dass man die Lage im Wein erkennt, muss er das ausdrücklich durch seine Tätigkeit im Weinberg und Keller umsetzen?

Grüße,
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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 24. Mär 2015, 13:35

Die Jahrgangspräsentation gestern in Dürnstein hat gezeigt, dass der im Vorjahr schon fast als "Katastrophenjahrgang" (man erinnert sich an die Fotos von verfaulten Trauben im Weingarten) abgeschriebene Jahrgang mit viel Arbeit und entsprechenden Einbußen doch noch sehr ansprechende Weine ergeben hat. Schöne, frische Fruchtnoten bei ansprechender Säurestruktur und relativ wenig Alkohol bei den Federspielen kommen sicher vielen Weinfreunden entgegen. Die Smaragde (Fassproben), die natürlich nur in geringen Mengen produziert werden konnten, sind hingegen für mich eher schwer einzuschätzen, die Anlagen sehen aber auch gut aus.

Ein ausführlicherer Bericht mit ein paar Fotos steht wie üblich in der VKN-Datenbank.

http://www.verkostungsnotizen.net/beitrag.php?ID=741

Grüße,
Gerald
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mixalhs

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Re: Domäne Wachau

BeitragDi 24. Mär 2015, 16:22

Der von Dir in diesem Jahr favorisierte Bruck war in der Vergangenheit schon mehrfach das in meiner Sicht gelungenste Federspiel der Domäne. Ich glaube mich zu erinnern, auch von Dir schon viel Gutes über die Bruck-Rieslinge gelesen zu haben. Diese Konstanz des hohen Niveaus gefällt mir.
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